Wegen Coronavirus: Skipass-Sonderlösung in Samnaun GR ist «wie Gift»
Wegen des Coronavirus gilt auf österreichischen Pisten die 2G-Regel. Samnaun GR hat ein Schlupfloch gefunden – wirklich gut ist das aber nicht, so ein Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Grosse Verwirrung: Das erste Skigebiet in der Schweiz führt indirekt die 2G-Regel ein.
- Samnaun GR tut dies wegen der Nähe zu Österreich – und hat ein Schlupfloch gefunden.
- Ein Experte für Tourismus ordnet das Chaos ein.
Seit Montag gilt in Österreich: Ohne Impfung kein Skifahren! Für das Bündner Skigebiet Samnaun ein Desaster. Denn der Schweizer Ort teilt sich das Skigebiet mit dem österreichischen Ischgl.
Am Mittwoch entschied man sich zu einer Turbo-Sonderlösung auf Schweizer-Seite. Für Ungeimpfte gibt es den Tagespass auch mit Test – gültig nur auf Schweizer Seite, zum Preis von 27.50 Franken.
Kann das wirklich gut gehen?
Tourismus-Experte findet Regel «wie Gift»
Florian Eggli, Tourismus-Experte an der Hochschule Luzern, findet klare Worte: «Diese Partikularlösung von Samnaun, die im Turbo-Modus entwickelt wurde, ist nicht unproblematisch.» Denn Samnaun und Ischgl würden sich ja nicht erst seit Beginn des Coronavirus ein Skigebiet teilen. «Der europäische Föderalismus ist da ‹part of the game›. Man hätte sich hier besser vorbereiten sollen.»
Auch kritisiert Eggli, dass die Skigebiete noch immer «sehr unvorbereitet» wirken. «Die Pandemie dauert bereits einige Zeit an. Man hätteund mögliche Szenarien erarbeiten sollen – schliesslich kann man die zur Verfügung stehenden Alternativen an einer Hand abzählen.»
Ob tatsächlich weniger Gäste ihren Weg in die Bündner Berge finden werden, sei jedoch schwierig einzuschätzen. Fakt sei jedoch: «Die ad-hoc Kommunikation und das Zurückkrebsen von Samnaun schafft zusätzliche Unsicherheit und ist wie Gift für das Vertrauen der Gäste.» Des Weiteren hätte die 2G-Regelung eine Marktchance sein können, denn «viele Personen fühlen sich durch die zusätzliche Massnahmenverschärfung sicherer.»
2G-Kontrolle wegen Coronavirus in Samnaun erfolgt an Skiliften
Die Betreiber hingegen stufen die Sache als halb so wild ein: «Die Schweizer Tageskarte ist in Zusammenarbeit mit Ischgl letzten Freitag entstanden», lässt sich Direktor Mario Jenal zitieren. Dass trotzdem 2G auf der Webseite stand, liege an einer Kommunikations-Verzögerung vonseiten Samnaun.
Kontrolliert werden sollen die Gäste durch die Drehkreuze an den Skiliften. So soll vermieden werden, dass ungeimpfte Skifahrende auf die österreichischen Pisten gelangen. Auch die drei Bahnen, die an die Grenze führen, seien für Getestete nicht zugänglich. So könne verhindert werden, dass sich ein Gast mit Test-Zertifikat irrtümlich nach Ischgl begibt.