Wegen Maskenpflicht gehen Waadtländer im Nachbarkanton einkaufen
Im Kanton Waadt gilt seit dem 8. Juli eine Maskenpflicht in Geschäften. An der Grenze zum Kanton Freiburg hat es jetzt deswegen in den Läden weniger Kunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton Waadt muss man seit dem 8. Juli beim Einkaufen eine Maske tragen.
- Viele Waadtländer gehen deswegen jetzt in den Nachbarkantonen einkaufen.
- Das freut auch die Geschäfte in Murten FR.
Zwei Tage nach dem Kanton Jura führte der Kanton Waadt am 8. Juli eine Maskenpflicht in Geschäften ein. Der Grosskanton ist bisher der einzige, der wegen der Corona-Krise eine solche Massnahme verfügte.
Das Maskenobligatorium lässt keine Schlupflöcher zu. Ohne Maske kommt man nicht mehr in die Läden. Doch in Orten nahe der Kantonsgrenze wirkt sich die Maskenpflicht beim Einkaufen jetzt negativ aus.
Dies ist etwa der Fall in Avenches VD, das nur rund drei Kilometer entfernt von Murten FR liegt. Ein Augenschein zeigt, dass viele Kunden wegen der Maskenpflicht jetzt zum Einkaufen in den Nachbarkanton Freiburg ausweichen.
Im Einkaufszentrum Milavy in Avenches herrscht kaum Betrieb. Grosse Plakate weisen schon am Eingang auf die neue Regel hin: «Das Tragen einer Maske ist im Innern des Einkaufszentrum obligatorisch. Wir danken Ihnen für Ihre Zusammenarbeit.»
Im «Pause Cafe» sitzt nur ein einziger Gast an einem Tisch. Die beiden Serviertöchter haben nichts zu tun.
«Wir haben schon am Anfang der Corona-Pandemie die Hälfte unserer Gäste verloren. Jetzt sind es wegen der Maskenpflicht noch einmal 50 Prozent», sagt eine der Angestellten. «Obwohl unsere Gäste als einzige im Einkaufszentrum keine Masken tragen müssen.»
Die Bar im «Pause Cafe» existiert inzwischen nicht mehr. «Man hat zwar Plexiglasscheiben montiert, doch die Gäste wollen so nicht mehr an der Bar sitzen», sagt die andere Serviertochter. «Das soziale Leben leidet unter der Maskenpflicht. Unsere Stammgäste bleiben weg. Niemand will beim Feierabendbier mit seinen Kollegen an der Bar eine Maske tragen.»
Auch in der Landi hat es beim Augenschein praktisch keine Kunden. Eine Verkäuferin bestätigt, dass viele wegen der Maskenpflicht in den neuen Landi-Laden im benachbarten Murten einkaufen gehen: «Ja, das ist leider so. Wir verlieren viele Kunden.»
Die Verkäuferin stört sich auch daran, dass sie selber eine Maske tragen muss: «Auch für uns Angestellten ist es mühsam, den ganzen Tag eine Maske zu tragen. Man schwitzt einfach zu stark.»
Auch im Vögele-Schuhladen hat es nur eine Kundin. Im grossen Coop daneben herrscht ebenfalls kein Hochbetrieb. Die Filialleiterin sagt: «Schon vor dem Obligatorium haben Dreiviertel unserer Kunden eine Maske beim Einkaufen getragen.»
Auch die Migros in Avenches ist beim Augenschein nahezu ausgestorben. Der grosse Parkplatz ist praktisch leer, obwohl es ganz in der Nähe einen grossen Campingplatz am Murtensee hat. Dort herrscht jetzt Hochsaison.
«Bekannte von mir gehen nun immer in die Migros in Murten einkaufen, damit sie keine Maske tragen müssen», sagt ein Berner, der auf dem Camping seit Jahren einen fixen Stehplatz hat.
«Ich verstehe auch nicht, weshalb man jetzt im Kanton Waadt nur noch mit einer Maske einkaufen darf.» Die Ansteckungsgefahr sei doch in anderen Bereichen wie Theatern, Kinos oder Restaurants deutlich höher. «Ich bleibe ja nicht eine Stunde lang im Laden», so der Stamm-Camper.
Drei Kilometer weiter in Murten FR hat es deutlich mehr Kunden. In der Tiefgarage des umgebauten Migros stehen gleich mehrere Fahrzeuge mit Waadtländer Nummernschildern. Sonst hat es meist nur FR- und BE-Nummern.
Der Migros-Filialleiter will nicht sagen, ob jetzt mehr Kunden aus dem benachbarten Waadtland kommen. Er verweist auf die Zentrale.
Masken sind aber in der Migros in Murten neuerdings für die Angestellten Pflicht. Der Befehl kam vor anderthalb Wochen von der Direktion der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg.
«Das ist nur der Anfang», sagt eine Verkäuferin. «Bald werden wohl auch unsere Kunden hier in Murten eine Maske tragen müssen.»