Wegen Megaprojekt: Bäume müssen weg – Anwohner protestieren
Die Burgfelderstrasse, Missionsstrasse und Spalenvorstadt sollen komplett erneuert werden. Dem Megaprojekt fallen 19 Linden zum Opfer – Anwohner protestieren.

Das Wichtigste in Kürze
- In Basel werden Burgfelderstrasse, Missionsstrasse und Spalenvorstadt erneuert.
- In Zusammenhang mit dem Megaprojekt müssen 19 Linden gefällt werden.
- Unbekannte Quartierbewohner haben die Bäume kürzlich mit Protestzetteln versehen.
Anderthalb Kilometer lang ist der Perimeter des Projekts für die Gesamterneuerung von Burgfelderstrasse, Missionsstrasse und Spalenvorstadt. Das sei lang, schrieb die grossrätliche Verkehrskommission (Uvek) 2020 in ihrer Stellungnahme.
Zu lang, muss man sagen. Denn der Abschnitt Spalenvorstadt wurde auf Antrag der Kommission bereits abgetrennt respektive verschoben. Zu gross waren die Vorbehalte dagegen, dass die Tramhaltestelle in die historische Vorstadt verschoben und das Trottoir mit Pflastersteinen neu gestaltet werden sollte.
Im vergangenen Sommer haben nun die Arbeiten in der Burgfelderstrasse auf der Höhe des Kannenfeldparks begonnen – es sieht dort immer noch aus wie nach einem Erdbeben.
Danach folgt der Abschnitt bis über den Luzernerring hinaus. Die Arbeiten für die Missionstrasse beginnen 2026 und dauern bis 2027. Dies wird wie aktuell in der Burgfelderstrasse zu einem Tramunterbruch führen.
Man nahm die Erneuerung der Leitungen für beide Strassen zum Anlass, die Oberfläche, die den heutigen Verkehrsnormen widerspricht, neu zu gestalten. Heute stehen sich oft längs parkierte Autos, das Tram und die Velos im Weg, und es kommt zu Rückstaus. Gemäss Ratschlag fallen in den drei Projektabschnitten (ohne Spalenvorstadt) 77 Parkplätze weg.
Bedrängte Linden
In diesem Zusammenhang sollen 19 Linden gefällt werden, die auf der nordöstlichen Seite der Strasse die überwiegend hässliche Häuserfront kaschieren. Unbekannte Quartierbewohner haben die Bäume kürzlich mit Protestzetteln versehen, die aber rasch wieder verschwanden.
Die Linden seien aber nicht zu retten, weil sich ihr Gesundheitszustand seit Jahren verschlechtert habe, sagt Baumschutz-Experte Dominik Gugger von der Stadtgärtnerei.
Der fehlende Wurzelraum, die Hitze und Trockenheit der deutlich zu heissen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre dürften die Ursache sein. Zudem stünden diese für den Stadtraum immer weniger geeigneten Sommerlinden zu nahe an den Häusern, die sich dort direkt auf der Baulinie befinden.

Die Bäume werden durch Neupflanzungen mit klimatauglicheren Arten auf der anderen Seite der Strasse ersetzt. Hier wird das Trottoir doppelt so breit wie heute, und es steht mehr Platz für Pflanzgruben und Rabatten zur Verfügung, wie Daniel Hofer, Sprecher beim Bau- und Verkehrsdepartement, präzisiert.
Die Verbesserung und Vergrösserung der Grünelemente gehört ebenfalls zu den Zielen, die mit den Verkehrsanforderungen unter einen Hut gebracht werden müssen.
Kahler und kaum kühler
Die Bäume werden im August – unter Einhaltung der Vogelschutz-Periode – gefällt. Doch bis die Ersatzbäume herangewachsen sind, wird sich die Strasse kahler und kaum kühler präsentieren.
In der Burgfelderstrasse, nach der Kreuzung mit der Strassburgerallee, sieht die Situation besser aus. Hier sorgen eine Allee und der angrenzende Kannenfeldpark für grüne Elemente und Schatten.
Es gibt aber einen noch nicht beigelegten Konflikt um den Standort der 3er-Tramhaltestelle. Obwohl im «Westfeld» eine grosse neue Genossenschaftssiedlung entstanden ist, wird die dortige Haltestelle gemäss aktuellem Planungsstand aufgehoben respektive durch die stadteinwärts vor das neue Felix-Platter-Spital verschobene Haltestelle ersetzt. Der Abstand zur nächstgelegenen Haltestelle an der Kreuzung Strassburgerallee sei sonst zu gering, befand auch die Uvek.
Rekurs vor Gericht
Abgesehen vom Ärger der Anwohner ist auch noch ein Rekurs von Pro Velo an das Appellationsgericht hängig, der nächstens behandelt werden soll, wie Geschäftsführer Roland Chrétien auf Anfrage sagt.
Obwohl die Velo-Lobby die Verbesserungen für den Zweiradverkehr lobt, kritisiert sie, dass die Velostreifen nicht überall durchgehend geführt werden und dass die erwähnten Haltestellen vor dem Felix-Platter-Spital als Kap-Haltestellen ohne separate Velospur ausgestattet sind.
Es geht um das bekannte Problem, dass die Velofahrenden zwischen den 27 Zentimeter hohen Randsteinen und den Schienen hindurch balancieren müssen. Dies hat schon mehrfach zu schweren Unfällen geführt.
Für die neu gelegten Haltestellen in der Missionstrasse sind solche Velomassnahmen vorgesehen. Vor dem Felix-Platter-Spital ist dies offenbar nicht möglich.
Neben der Verkehrssicherheit und der Klimapolitik gehört auch die Behindertengerechtigkeit zu den Kriterien, die die Planung berücksichtigen muss.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.