Wegen Wohnungsnot: Bürogebäude sollen in Wohnraum umgenutzt werden
In der Schweiz herrscht Wohnungsnot. Ein Immo-Verwalter schlägt diverse Lösungen vor. Etwa fordert er, dass ungenutzte Bürogebäude bewohnbar werden sollen.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz besteht eine Wohnungsnot, die Nachfrage steigt, das Angebot sinkt.
- Ein Immobilien-Verwalter schlägt mögliche Lösungen vor.
- So sollen etwa ungenutzte Bürogebäude «unbürokratisch» in Wohnraum umgenutzt werden.
In der Schweiz fehlt es zunehmend an Wohnungen. Die Gründe für die Wohnungsnot sind vielfältig: Etwa, dass sich immer mehr Menschen entscheiden, alleine in einer Wohnung zu leben. Ausserdem wächst die Schweizer Bevölkerung seit Jahren kräftig – auch wegen der Zuwanderung.
Auch im Bundeshaus sorgte die drohende Wohnungsnot sorgte bereits für Kopfzerbrechen. Am kommenden Freitag soll nun der von Bundesrat Guy Parmelin einberufene «Runde Tisch» Lösungen hervorbringen.
Schon jetzt veröffentlicht der Immobilien-Verwalter IAZI unter der Leitung von Professor Dr. Donato Scognamiglio (53) seine Vorschläge. Die Botschaft vorneweg: Die Wohnungsnot könne durch einen Kurswechsel in Politik und Gesellschaft behoben werden, ist er überzeugt.
So könnten in Zürich 30'000 neue Wohnungen entstehen – ohne zusätzlichen Platz
Einerseits soll etwa mehr wie in Paris gebaut werden. Das bedeutet: Der bestehende Wohnraum soll bestmöglich genutzt werden. Als gutes Beispiel wird die Stadt Zürich genannt.
Aktuell haben die meisten Gebäude in der Stadt zwei bis fünf Geschosse.
Würden nur die Hälfte der Wohngebäude um ein Stockwerk erweitert werden, entstünden damit bereits etwa 30'000 neue Wohnungen. Mehr als 60'000 Personen hätten darin Platz, so die Berechnungen.
Lösungen gegen Wohnungsnot
Weiter könnte das Home-Office zum Office-Home werden. Ungenutzte Bürogebäude sollen «unbürokratisch» in Wohnraum umgenutzt werden. Durch ein Anzeigeverfahren statt eines Bewilligungsverfahrens wäre die Einführung rasch umsetzbar, heisst es.
Ein zusätzlicher Punkt auf der Vorschlags-Liste: Ältere Personen wohnen oft – auch ungewollt – in einer zu grossen Wohnung. Ein Grund dafür sei, dass die Senioren nach dem Umzug in eine neue Wohnung wesentlich mehr Miete zahlen müssten.
Hier will IAZI ebenfalls ansetzen. Ältere Personen sollen ihre grosse Wohnung mit einer jüngeren Familie tauschen können, die mehr Platz benötigt. Der Tausch soll über eine Matching-Plattform gefördert werden. Finanzielle Anreize sollen dem Wohnungswechsel helfen.
Zu langes Bewilligungsverfahren in der Schweiz
«Eine überregulierte Raum- und Baugesetzgebung und eine Flut von Einsprachen» habe zur Verknappung von Wohnraum beigetragen, so Scognamiglio.
Die Baubewilligungsverfahren müssten beschleunigt werden. Dies soll etwa durch die Digitalisierung in Behörden sowie neue Regeln für nachbarschaftliche Einsprachen geschehen.
Ebenfalls klarere Regeln bräuchte es der Studie zufolge in der Raumplanung. Heute wird über Baugesuche von Fall zu Fall entschieden.
Neu soll eine regel- beziehungsweise prinzipienbasierte Zonenplanung definieren, was in welchen Zonen erlaubt ist und was nicht. Bauvorhaben, die diese Vorgaben erfüllten, sollten automatisch ohne Verfahren genehmigt werden. Als Vorbild dafür diene Japan, welches mit nur zwölf Zonen auskomme.
Zudem sollten bestehende Bauten saniert statt abgerissen werden.
Junge könnten vermehrt günstig bei Senioren leben
Ein anderer Lösungsansatz seien innovative Wohnkonzepte wie etwa «Wohnen für Hilfe». Dabei können junge Menschen bei Seniorinnen und Senioren im Austausch von Hilfeleistungen (Einkauf, Haushalt, Gesellschaft) vergünstigt oder gratis wohnen.
Zu guter Letzt schlagen die Autoren eine Subjekt-Unterstützung vor, bei der leistungsberechtigte Personen anstelle der Leistungsanbieter subventioniert werden.