Weil alles teurer wird: Jetzt haben schon Normal-Verdiener Probleme
Die Teuerung macht sich im Portemonnaie bemerkbar. Budgetberater haben in Zeiten der Krise alle Hände voll zu tun. Auch mit Normal-Verdienern.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Haushalte geraten durch die Teuerung zunehmend unter Druck.
- Budgetberater sind daher gerade sehr gefragt. Die Anfragen steigen.
- Aktuell stünden viele wegen der steigenden Energiepreise vor Herausforderungen.
Die steigenden Preise für Benzin, Lebensmittel und Co. belasten die Schweizer Haushalte zunehmend. Das Geld wird knapper. Dennoch sollte man einem Experten zufolge monatlich mindestens 50 Franken zur Seite legen.
Doch wie? Wo kann man einsparen? Mit solchen Fragen beschäftigen sich Budgetberater. Und die haben momentan sehr viel zu tun.
«Die Anfragen steigen bei vielen Beratungsstellen», sagt Philipp Frei, Geschäftsführer beim Dachverband Budgetberatung Schweiz auf Anfrage. Auch Online-Hilfsmittel wie die App «BudgetCH» würden viel genutzt.
Bei Beratungen gäbe es vielseitige Fragen zu klären. «Aktuell sind vor allem die steigenden Energiepreise eine grosse Herausforderung.» Aber auch die allgemeine Teuerung sei Thema.
Immer weniger Menschen können sparen
Die Budgetstelle beobachte, dass die Kosten für Wohnen, Krankenkasse und Mobilität stetig ansteigen. «Viele müssen bei anderen Punkten wie Lebensmitteln, Ferien oder Hobbys Abstriche machen. Ebenso haben immer weniger Haushalte die Möglichkeit, Geld zu sparen oder für unerwartete höhere Ausgaben zurückzulegen», so Frei.
Die Hilfe von Budgetberatern suchen aber keineswegs nur die Ärmsten. Der Dachverband hat kürzlich 600 über das eigene Tool erstellte Budgets analysiert. Und gemerkt: Schon Normal-Verdiener brauchen Hilfe!
Die angegebenen Einkommen würden genau dem Medianlohn entsprechen, also rund 6600 Franken. Heisst: Nicht nur Schweizer, die weniger als das verdienen, suchen Hilfe. Sondern auch solche, die mehr verdienen. «Die ratsuchenden Personen bilden also die ganze Bevölkerung der Schweiz ab», so Frei.
Benzinkosten sorgen für Loch im Portemonnaie
Besonders betroffen sind aber nach wie vor auch sogenannte «Working Poors», erklärt Lorenz Bertsch, Bereichsleiter der Sozial- und Schuldenberatung bei Caritas. Also Menschen, die zwar arbeiten, aber trotzdem an der Armutsgrenze leben.
Gerade die höheren Benzinkosten seien für Betroffene, die zum Beispiel nachts in einer Fabrik arbeiten, kaum zu verkraften. «Das sind plötzlich bis zu 150 Franken im Monat mehr, welche sie nicht haben.»
Es gebe vierköpfige Familien, die mit einem Einkommen von 3700 Franken auskommen müssen. «Wegen der Teuerung müssen sie jetzt entschieden, ob sie eine Rechnung zahlen, oder Lebensmittel kaufen», so Bertsch.
Schon jetzt erhalte Caritas rund 20 Prozent mehr Anfragen zum Thema Budgetberatung. «Ich habe grosse Bedenken, was da noch auf uns zukommt», warnt Bertsch allerdings. Er erwartet in den Monaten März, April und Mai des kommenden Jahres, «wenn die Rechnungen kommen», noch viel mehr Betroffene.