Weltkleinstes Skigebiet eröffnet: Kunst trifft Klimawandel
In St. Gallen hat das kleinste Skigebiet der Welt seine Pforten geöffnet, ein künstlerischer Kommentar zum Klimawandel.
In der Stadt St. Gallen hat am Samstag vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern das kleinste Skigebiet der Welt eröffnet. Das Kunstprojekt ist ein Abgesang auf die nostalgischen Zeiten am Bügellift – und eine Anspielung auf den Klimawandel. Widerstand erfuhr das Vorhaben aus der Politik.
Vier Künstlerinnen und Künstler bauten ein Wohnhaus zu einer Bergstation mit einem Airbnb und Souvenir-Shop um. Ein nur gerade 20 Meter langer Steilhang im Garten des Hauses trennt die Bergstation von der Talstation des Skilifts. Dazwischen liegt die kürzeste schwarze Piste der Welt.
Am Samstagnachmittag feierte der Skilift die Eröffnung mit einer Aktion des Künstlers Roman Signer. Zwar lag kein Schnee, die Après-Ski-Bar war aber trotzdem geöffnet.
Das kleinste Skigebiet der Welt mit 0,02 Pistenkilometern trat im Vorfeld eine mediale Lawine los. Zahlreiche Medien berichteten über das Projekt.
St.Gallen: Mehr als Stickerei und Bratwurst
St.Gallen sei nicht mehr nur für die Stiftsbibliothek, die Stickerei und seine Bratwürste bekannt, stellte die Sendung «Chuchichästli» im Westschweizer Radio Télévision Suisse kürzlich fest. In der grössten Stadt der Ostschweiz sei derzeit Skifahren angesagt.
Der Bügellift ist dank dem St.Galler Kunstprojekt auf 740 Metern über Meer in eine Höhenlage zurückgekehrt, von welcher er wegen Schneemangels in den vergangenen Jahrzehnten verdrängt wurde. «Wir wollen in Erinnerung rufen, wie selbstverständlich Schnee war», sagte Künstlerin Anita Zimmermann dem «St.Galler Tagblatt».
Nicht viel besser erging es dem Bügelskilift in den schneesicheren Lagen. Dort musste er meist dem komfortablen Sessellift mit Sitzheizung weichen.
Bügellift: Ein Relikt aus alten Zeiten
Und der Bügelliftgeber mit Mütze und Sonnenbrille, der den Schneesportlern zu volksmusikalischen Klängen aus dem Transistorradio den Bügel unter den Hintern schob, ist durch ein Förderband ersetzt worden, das die Wintersportler zur idealen Einstiegsposition des Sessellifts befördert.
So kann das für zwei Monate geplante Kunstprojekt auch als eine Hommage an den Bügellift gesehen werden, dessen Zeit abläuft. Nach seiner Erfindung vor 90 Jahren in Davos beförderte er Generationen von Wintersportlerinnen und -sportlern den Berg hinauf. Das weckt viele positive Erinnerungen. Wohl deshalb stiess die St.Galler Aktion auf grosse Resonanz.
Das Kunstprojekt an der St.Galler Schneebergstrasse 50 kostete gemäss den Künstlerinnen und Künstlern 187'000 Franken. Die Kantonsregierung bewilligte dafür 45'000 Franken aus dem Lotteriefonds.
Politische Kontroverse um Kunstprojekt
Doch dann beantragte die SVP im Kantonsrat, diesen Beitrag zu streichen. An linksgrüne Klimaaktivisten, die gegen Skigebiete und den Wintertourismus schiessen, soll kein Geld fliessen, erklärte ein Sprecher. Eine bürgerliche Mehrheit strich daraufhin den Förderbeitrag.
Die vier Künstlerinnen und Künstler starteten für die fehlenden 45'000 Franken schliesslich ein Crowdfunding. Kurz bevor die fünf Bügel des kleinsten Skigebietes der Welt am Samstagnachmittag um 15 Uhr ihre ersten Runden drehten, kam das Geld zusammen, wie eine Sprecherin des Künstlerkollektivs sagte.