Wetter: «Solche Regenmengen gibts alle 30 bis 50 Jahre»
Die Gewitter der letzten Tage brachten lokal Niederschlagsmengen mit sich, wie sie nur alle 30 bis 50 Jahre vorkommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Anhaltende Gewitterperioden wie im Sommer 2021 sind nicht selten.
- Die lokal erreichten Regenmengen kommen allerdings nur alle 30 bis 50 Jahre vor.
- Die Zahl der Gewitter- und Hageltage zeigt grosse regionale Unterschiede.
Sturmböen, riesige Hagelkörner, Bahnhöfe und Strassen unter Wasser: Heftige Gewitter zogen in den letzten Tagen über weite Teile der Schweiz. Immer wieder ertönt der Satz: «So etwas habe ich noch nie erlebt.»
«Solche Regenmengen werden nur alle 30 bis 50 Jahre erreicht»
Mit dieser Einschätzung könnten die meisten richtig liegen. Denn die lokal gemessenen Niederschlagsmengen seien keine alltäglichen Ereignisse, schreibt Stephan Bader von «Meteo Schweiz» auf Anfrage.
Lokal habe es innerhalb von 30 bis 60 Minuten Regenmengen gegeben, die «über lange Zeit betrachtet nur alle 30 bis 50 Jahre erreicht oder überschritten werden». Auf der Alpensüdseite hätten die höchsten Stundensummen knapp 40 mm erreicht.
Regenmenge von einem Monat in 30 Minuten
Nördlich der Alpen sei diese Grenze sogar leicht überschritten worden. «An mehreren Orten auf der Alpennordseite fiel innerhalb einer Stunde – zum Teil sogar innerhalb einer halben Stunde – ein Drittel einer durchschnittlichen Juni-Regensumme.»
Die höchsten Tagessummen seien bei über 70 mm gelegen, so Bader. «Sie wurden an Messstandorten im Emmental und im zentralen Mittelland gemessen. Solche Tagessummen werden in diesen Regionen über lange Zeit betrachtet alle 10 bis 20 Jahre erreicht oder überschritten.»
Gewitterperiode nicht einzigartig
Eine längere Gewitterperiode, wie wir in diesem Jahr erleben sei zwar selten, doch nicht einzigartig. Die letzte anhaltende Gewittertätigkeit im Juni mit Überschwemmungen und Hangrutschen brachte letztmals das Jahr 2016.
«Überschwemmungen und Geröllmassen verursachten lokal grössere Schäden», steht dazu im Klimabulletin von MeteoSchweiz. «An einzelnen Messstandorten war es einer der nassesten Junimonate seit Messbeginn vor über 100 Jahren.»
Sehr gewitterreich war auch der Juni 2007, wie den Annalen der Meteo Schweiz 2007 zu entnehmen ist. Auch damals dauerte die Gewitterlage eine Woche.
Mehr Gewitter südlich der Alpen
Nicht alle Gebiete der Schweiz werden von Gewittern gleich heftig getroffen. Viel Wärme und Feuchtigkeit sind optimale Bedingungen für die Gewitterbildung. Entsprechen führen die warmen Sommer auf der Alpensüdseite häufiger zu Gewitter.
Ausserdem bilden sich etwa in der Napfregion durch das rasche Aufsteigen und gleichzeitige Abkühlen der Luftmassen bei hohen Gipfeln häufig Gewitter.
Hageltage sind keine Seltenheit
Neben den grossen Niederschlagsmengen verursachte der Hagel vielerorts Schäden. Hageltage kommen in der Schweiz allerdings regelmässig vor – pro Jahr durchschnittlich 33-mal.
Wie die Statistik des «National Centre for Climate Services» zeigt, sind allem das Südtessin, Emmental, Entlebuch, Napfgebiet und die Regionen entlang des Juras betroffen.