Wie die Mafia 500 Millionen Franken in die Schweiz schmuggelte
Ein ehemaliges Mitglied der Mafia packt aus: In einem Geldwäsche-Fall sollen 500 Millionen Franken durch einen Diplomaten in die Schweiz gelangt sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein italienischer Zeuge schildert einen unglaublichen Geldwäsche-Fall der Mafia.
- Mithilfe eines Diplomaten wurden 500 Millionen Franken in die Schweiz geschmuggelt.
Im Jahr 2002 hatte die italienische Mafia «ein kleines Problem»: Durch die Einführung des Euros als Bargeld blieb man auf massenhaft alten italienischen Lire sitzen. Dabei ging es nicht um irgendwelche kleinen Beträge, sondern um umgerechnet 500 Millionen Franken.
Das behauptet zumindest der ehemalige Mafioso Cosimo Virgiglio, der Zeuge eines aktuellen Gerichtsfalls ist. Um Strafmilderung zu erhalten, arbeitet der Italiener mit der Justiz zusammen.
Laut Virgiglio soll die Mafia ungefähr 2007 eine Lösung für ihr Problem gefunden haben: Der Umtausch der 500 Milliarden schmutzigen Lire in saubere Euro sollte durch eine geheime Freimaurer-Loge erfolgen.
Kern dieser Lösung war offenbar ein damaliger Botschafter von Nicaragua am Heiligen Stuhl. Er soll das Geld in die Schweiz auf hiesige Banken gebracht haben, berichtet «CH Media».
Gemäss den Aussagen von Virgiglio wurde das Geld zunächst von Kalabrien nach Rom gebracht. Von dort aus gelangte es dann in die Schweiz: «Der Botschafter benutzte ein Diplomatenfahrzeug, um das Geld in die Schweiz zu bringen», sagte Virgiglio während des Gerichtsprozesses.
Die Schweiz soll einerseits wegen ihres renommierten und diskreten Bankensystems ausgewählt worden sein. Andererseits war der Sohn des Geldkuriers damals Botschafter Nicaraguas in der Schweiz, was den Zugang zu Schweizer Bankkonten erleichterte.
Schweizer Behörden halten sich zurück
Was der fragliche Botschafter sowie die Regierung Nicaraguas zu den Vorwürfen der Mafia-Geldwäscherei sagen, ist nicht bekannt. Auch in der Schweiz hält man sich mit Stellungnahmen zurück.
Sowohl das Aussendepartement EDA, als auch die Bundesanwaltschaft äussern sich nicht zur fraglichen Diplomaten-Familie. Mit Blick auf das in Italien laufende Verfahren könne man sich im Moment nicht dazu äussern.
Die italienische Staatsanwaltschaft deckt immer mehr Verbindungen zwischen der Mafia und Akteuren aus Wirtschaft, Politik und staatlichen Institutionen auf. Auch dank der Hilfe von Insidern wie Virgiglio.