Wird die «Winnetou» Glace wegen Rassismus bald umbenannt?
Das Wichtigste in Kürze
- Die «Winnetou»-Glacé erhielt seinen Namen von Karl Mays berühmter Romanfigur.
- Das Bild der indigenen Bevölkerung ist in Mays Romanen jedoch romantisch verklärt.
Die «Mohrenkopf»-Debatte hat zu schweizweiten Diskussionen um rassistisch konnotierte Namen geführt. Nachdem die Migros das Kult-Produkt aus dem Sortiment genommen hatte, wurden schweizweit Bezeichnungen auf einen rassistischen Hintergrund geprüft: Häuser, die den «Mohr» im Namen tragen, sollen umbenannt werden, selbst die Hawaii-Pizza stand bereits in der Diskussion.
Neuester Stein des Anstosses ist nun die «Winnetou» Glacé: Das Wasser-Speiseeis von Frisco aus Rorschach im Kanton St. Gallen kennt wohl jeder, der schon einmal den Sommer in der Schweiz verbracht hat.
Karl Mays Winnetou: Romantisch verklärt
Das Speiseeis hat seinen Namen selbstverständlich von der Romanfigur Winnetou des deutschen Autors Karl May. May schrieb Ende des 19. Jahrhunderts die Winnetou-Romane, in denen es um den Häuptling aus der indigenen Bevölkerung Amerikas geht.
In den Büchern geht es zwar um den Konflikt zwischen indigener Bevölkerung und den kolonialen Besatzern aus Europa. Doch Mays «Indianer-Romantik» verklärt die brutale Wirklichkeit der Vertreibung und Unterdrückung der eingeborenen Amerikaner durch die Kolonialherren.
Glace fördert falsches Bild der Urbevölkerung
Dementsprechend kann auch der Name der Glacé so interpretiert werden: Mit der Bezeichnung wird ein falsches, europäisch geprägtes Bild der US-amerikanischen Urbevölkerung reproduziert.
Nun prüft man bei Frisco nun die Glacé-Namensgebung. Die «Schweiz am Sonntag» zitiert eine Sprecherin: «Derzeit sind wir dabei zu prüfen, wie unsere Winnetou-Glacé im heutigen Kontext wahrgenommen wird und ob eine Namensänderung angebracht ist.» Ein Entscheid sei noch nicht gefallen – man wolle nichts überstürzen.