Vertreter von KMU und Grossunternehmen warnen vor der Konzernverantwortungsinitiative. Damit sollen «immense Mehrkosten und Aufwand auf sie zukommen».
Konzernverantwortungsinitiative
Ein breit abgestütztes Wirtschaftskomitee wirbt für ein Nein zur Konzernverantwortungsinitiative. - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 300 Vertreter von kleinen und grossen Unternehmen warnen vor der Konzerninitiative.
  • Laut ihnen drohe mit der Sorgfaltsprüfungspflicht eine «aufgeblähte Bürokratie».
  • Die Initiative fordert Schutz für Mensch und Umwelt von Unternehmen mit Schweizer Sitz.
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Rund 300 Vertreterinnen und Vertreter von KMU und Grossunternehmen, die sich in einem Wirtschaftskomitee vereint haben, warnen vor der Konzernverantwortungsinitiative. Darüber wird in einem Monat abgestimmt. Das Volksbegehren sei ein «risikoreiches Experiment».

Die Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt» fordert: Firmen mit Sitz in der Schweiz sollen einem zwingenden Regelwerk unterstellt sein. Dies, wenn es um die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutzstandards bei ihren weltweiten Tätigkeiten geht.

Konzernverantwortungsinitiative
Die Konzernverantwortungsinitiative setzt sich für Menschenrechte und die Umwelt ein, so die Initianten. - Twitter/@Felix_Gnehm

Kommt ein Unternehmen der Sorgfaltsprüfungspflicht nicht nach, soll es für Schäden haften, die seine Tochterfirmen und Zulieferer im Ausland verursachten.

«Wirtschaftlicher Flurschaden während der Corona-Krise»

Wie der Bundesrat und die Parlamentsmehrheit bezeichnet das von Succèsuisse angeführte Wirtschaftskomitee die Initiative als «extrem». Das heisst es in einer Mitteilung vom Montag. Das Volksbegehren riskiere einen «wirtschaftlichen Flurschaden inmitten der Corona-Krise».

Betroffen vom Volksbegehren seien nicht nur Konzerne, wie es die Initianten oft behaupteten, sondern alle KMU. Das Wirtschaftskomitee spricht deshalb wie weitere Gegner von der «Unternehmensverantwortungsinitiative».

Konzenrnverantwortung
Glencore-Mine in Sambia. - SRF Rundschau Screenshot

Mit der umfassenden Sorgfaltsprüfungspflicht drohe eine «aufgeblähte Bürokratie», schreibt das Wirtschaftskomitee. «Der administrative Aufwand für alle Unternehmen, Grosse wie auch Kleine, nähme massiv zu und hätte immense Mehrkosten zur Folge.» Gerade in wirtschaftlich höchst unsicheren Zeiten wie jetzt bedeute das eine «enorme zusätzliche Belastung».

Erpresserische Klagen sollen möglich werden

Die Initiative gehe auch deshalb zu weit, weil sie Unternehmen mitverantwortlich mache für Handlungen aller Geschäftspartner, monieren die Gegner. Die Umkehr der Beweislast ermögliche auch rein erpresserische Klagen.

Das Kernanliegen teilt auch das Wirtschaftskomitee, wie es weiter schreibt. «Es muss alles getan werden, damit Schweizer Unternehmen Mensch und Umwelt schützen und sich an die weltweit geltenden Gesetze halten.» Doch die Initiative sei für sie der falsche Weg, weil diese über das Ziel hinausschiesse und kontraproduktiv wirke.

Bei einem Ja hätten Schweizer Unternehmen laut dem Nein-Komitee einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten. Diese wären nämlich von der Initiative nicht tangiert.

Konzernverantwortungsinitiative
Der Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative wurde verabschiedet. (Themenbild) - sda

Das Wirtschaftskomitee unterstützt den vom Parlament verabschiedeten Gegenvorschlag, der bei einem Nein zur Initiative automatisch in Kraft tritt. Auch der Gegenvorschlag nehme die Unternehmen stärker in die Pflicht, schreiben die Initiativgegner.

Unternehmensfreundliche und wirkungsvolle Initiative

Wie einige bürgerliche Parteien ist auch die Wirtschaft gespalten. Neben dem Nein-Komitee ist unlängst ein Komitee mit 300 Unternehmern für die Konzernverantwortungsinitiative gegründet worden. Die Konzernverantwortungsinitiative sei unternehmensfreundlich, pragmatisch und wirkungsvoll, betonen sie.

Zwei Umfragen sehen momentan die Befürworter der Initiative im Aufwind. 63 Prozent der Befragten hätten die Konzernverantwortungsinitiative sieben Wochen vor dem Abstimmungstermin bestimmt oder eher angenommen. 33 Prozent hätten sicher oder eher ein Nein in die Urne gelegt. Dies ergab die am vergangenen Freitag veröffentlichte erste Welle der SRG-Trendumfrage.

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