Wladimir Putin: Diese Rolle spielt er im Zürcher Gazprom-Prozess
Es geht um dubiose Millionenvermögen auf einer Bank in Zürich. Brisant: Ein Angeklagter ist ein guter Freund von Wladimir Putin.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Urteil zum Gazprombank-Prozess in Zürich soll am 30. März gefällt werden.
- Am Mittwoch fand am Bezirksgericht ein eintägiger Prozess statt.
- Die Ankläger halten einen Freund Putins für einen Strohmann.
Es geht um verletzte Sorgfaltspflicht von vier Bankern und um den russischen Dirigenten Sergej Roldugin. Doch der Prozess am Bezirksgericht Zürich generiert weltweit Interesse, mehrere namhafte Medien schickten Vertreter. Denn Rolduginist ein enger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin und – so zumindest der Verdacht – einer seiner Strohmänner.
Weshalb die Ankläger dies vermuten, legten sie am Mittwoch dar: Dem Cellisten und Dirigenten hätten die Konten mit einem Millionenvermögen bei der Gazprombank Schweiz AG mit Sitz in Zürich nur auf dem Papier gehört.
Wer der tatsächlich wirtschaftlich Berechtigte der Vermögen war, ist nicht Gegenstand des Verfahrens. In der Anklageschrift heisst es aber explizit, der russische Präsident verfüge bei einem offiziellen Einkommen von nur rund 100'000 Euro im Jahr über grosse Vermögenswerte, die von ihm nahe stehenden Personen verwalteten.
Die vier Angeklagten, unter ihnen der frühere Chef der Bank, wiesen die Anklage auf mangelnde Sorgfalt bei Finanzgeschäften zurück und verlangten Freisprüche. Es handelt sich um vier Männer. Drei wurden in Moskau und einer in Zürich geboren.
Es geht um Konten, die die Gazprombank von 2014 bis 2016 führte. Es sei nicht plausibel, dass Roldugin Firmenanteile hielt, die ihm 30 Millionen Franken an Dividenden einbrachten, sagte der Staatsanwalt. Diese waren unter anderem auf die Konten geflossen. Das Geld sei auch jeweils schnell wieder über Offshore-Konten abgeflossen, die Bank hätte argwöhnisch werden müssen.
Banken in der Schweiz sind zu Prüfungen verpflichtet, wenn sie den Verdacht auf Ungereimtheiten haben. Nach Lesart der Verteidiger wurde die Identität von Roldugin überprüft. Die Staatsanwaltschaft habe keine stichhaltigen Beweise vorgelegt, dass das Vermögen jemand anderem gehöre.
Patenonkel der Tochter von Wladimir Putin
Roldugin ist als enger Freund von Wladimir Putin und Patenonkel dessen Tochter bekannt. Das US-Finanzministerium setzte ihn vor einem Jahr im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine auf eine Sanktionsliste. Er sei Teil eines Systems, das das Offshore-Vermögen des russischen Präsidenten verwalte, teilte das Ministerium damals mit.
Die Ermittlungen in Zürich kamen 2016 in Gang, nachdem ein Journalistennetzwerk dubiose Geldgeschäfte von Politikern und Prominenten weltweit aufgedeckt hatte. Unter dem Namen «Panama Papers» enthüllten sie, dass eine Kanzlei in Panama mehr als 200'000 Briefkastenfirmen gegründet hatte, in denen Betuchte Vermögen versteckt haben sollen.
Der Staatsanwalt forderte je sieben Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung für die vier Angeklagten. Die Verteidiger wollen Freisprüche. Das Urteil wird am 30. März gefällt.