WM 2018: SRF-Kommentatoren sind nicht immer in Russland
Das Wichtigste in Kürze
- SRF zeigt jedes Spiel der Fussball-WM in Russland live.
- Der Kommentar dazu kommt jedoch zehn Mal aus Zürich.
- Die Distanzen in Russland seien zu gross, findet SRF.
Alle 64 Spiele der WM 2018 zeigt das Schweizer Fernsehen live. Und: «Nationalmannschafts-Kommentator Sascha Ruefer sowie Dani Kern, Mario Gehrer, Manuel Köng und Reto Held kommentieren die Live-Übertragungen für das Publikum in der Schweiz» schreibt SRF. Das volle Programm also.
Doch: Reto Held sitzt bei seinen Kommentaren nicht in einem russischen Stadion, sondern in einem Zürcher Studio. «Die Distanzen zwischen den verschiedenen Spielorten sind enorm, die Reisen lang und strapaziös. Würden alle Kommentatoren in Russland eingesetzt, wäre der Personalbedarf grösser», begründet Lino Bugmann, SRF-Sport-Mediensprecher gegenüber Nau.
Das grösste Land der Welt
In der Tat ist Russland mit 17 Millionen Quadratkilometern das flächenmässig grösste Land der Welt. Jedoch: Kaliningrad (die westlichste WM-Stadt) und Jekaterinburg (die östlichste WM-Stadt) liegen «nur» knapp 2500 Kilometer auseinander oder dreieinhalb Stunden im Flieger. Zum Vergleich: Bei der WM 2014 in Brasilien lag der südlichste (Porto Alegre) und der nördlichste Austragungsort (Manaus) 3200 Kilometer auseinander – über 6 Stunden mit dem Flugzeug.
Mücken und Flitzer
Was bedeutet das für die Qualität des Kommentars? Kommt Reto Held in seinem Zürcher Studio Dinge wie die Mückenplage in Wolgograd, die heissen Bedingungen in Rostow am Don, die Fangesänge der Zuschauer, die Flitzer, die leeren Plätze mit? Ob ein Ball drin war, kann er wohl besser beurteilen.
Spardruck bei SRF?
Mit der Debatte rund um die No-Billag-Initiative habe dies alles nichts zu tun, stellt Mediensprecher Bugmann klar: «Dass Spiele eines Endrundenturniers oder auch andere Sportevents aus Zürich kommentiert werden, ist nichts Neues. Schweizer Radio und Fernsehen geht generell haushälterisch um mit den Gebührengeldern.» In Brasilien waren fünf Kommentatoren vor Ort – in Russland sind es nun noch vier.