Wolf-Wahnsinn für Wildhüter: 6400 Überstunden im Wallis!
Die präventive Jagd auf den Wolf ist abgeschlossen. Im Wallis leisteten Wildhüter fast 1000 Überstunden mehr als im Vorjahr. Irre Zahlen gibt es aus der Waadt.
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Das Wichtigste in Kürze
- Während der sogenannten Regulationsperiode wurden 92 Wölfe in der Schweiz geschossen.
- Im Wallis leisteten Wildhüter letztes Jahr 6400 Überstunden – auch wegen der Wolfsjagd.
- Im Kanton Waadt warnt man, dass andere Aufgaben vernachlässigt werden mussten.
- Um einen Wolf zu schiessen, lag man im Schnitt rund 20 (!) Tage auf der Pirsch.
- Beim Westschweizer Umweltdepartement fällt das Wort «Unsinn».
Nicht nur die Wölfe können fürs Erste einmal durchatmen – genauso die Wildhüter!
Die sogenannte Regulations-Periode dauerte vom 1. September bis zum 31. Januar. Jetzt liegen die Ergebnisse der Wildtiermanagement-Stiftung «Kora» vor.
Schweizweit wurden insgesamt 92 Wölfe geschossen. 34 davon im Wallis. Hinzu kommen 47 im Graubünden, fünf in der Waadt und je drei im Tessin und in St. Gallen.
Der Aufwand für die Abschüsse war riesig.
Walliser Wildhüter leisten 6'400 Überstunden
Die Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere sagt zu Nau.ch, dass die Überstunden tendenziell immer mehr werden. Mehr Wölfe würden mehr Überzeit für Wildhüter bedeuten.
Konkret heisst das: «Die Wildhüter im Kanton Wallis haben im Jahr 2024 insgesamt circa 6'400 Überstunden geleistet.» Und damit fast 1000 mehr als noch im Vorjahr (rund 5'500).
Für die 26 im Einsatz gestandenen Wildhüter macht das im letzten Jahr fast 250 Überstunden pro Kopf und Gewehr.
Ohne Jäger? Keine Chance
Die Dienststelle unterstreicht, dass sich die Überstunden auf das gesamte Tätigkeitsfeld der Wildhüter verteilen.
Aber: «Das Management der Grossraubtiere bedeutet für die gesamte Dienststelle einen riesigen Aufwand. So auch für die Wildhut im Gelände.»
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Man sei froh um die Mithilfe der Jäger bei der «sehr aufwändigen Aufgabe. Ausschliesslich mit dem uns zur Verfügung stehenden Personal wäre es in dieser Form nicht möglich. Deshalb braucht es zukünftig sicherlich mehr Wildhüterstellen.»
In Graubünden konnte man auf Anfrage noch keine Auskunft zu den Überstunden geben.
Wie nervenzehrend die Wolfsjagd war, zeigt sich aber auch am Beispiel Waadt.
Waadtländer lauern 115 Nächte, um fünf Wölfe aus Rudel zu schiessen
Um das Rudel auf dem Mont-Tendre zu erlegen, lagen die Wildhüter 115 (!) Nächte auf der Pirsch. Fünf der (wohl) neun Wölfe des Rudels erwischte man.
Valentin Brahier, Sprecher des Umweltdepartements, spricht von einer «sehr hohen Arbeitsbelastung».
«Die für das Wolfsmanagement aufgewendeten personellen Ressourcen entsprechen etwa vier Vollzeitäquivalenten.» Und das in einem Korps von 20 Mitarbeitenden.
Extra ein Wolfsjagd-Hilfskorps ausgebildet
Zusätzlich sei im Jahr 2024 extra ein Wolfsjagd-Hilfskorps ausgebildet worden. Dieses leistete zusätzliche 800 Arbeitsstunden, welche es im Jahr davor noch nicht gab.
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Neben der Wolfs-Regulierung auch noch die Fauna, Jagd, Fischerei, Natur und den Gewässerschutz überwachen? Unmöglich.
«Andere Aufgaben wurden aufgegeben»
«Andere Aufgaben wie die Überwachung oder die Regulierung anderer Arten wurden aufgegeben. Oder in geringerem Umfang bearbeitet», so Brahier.
Man fordert, dass sich etwas ändert: «Der Aufwand in das Wolfsmanagement ist im Vergleich zu anderen Arten hoch. Es muss wieder ein vernünftiges Verhältnis zwischen Regulierung und Schutz hergestellt werden.»
Haben die Abschüsse überhaupt etwas gebracht?
Die Waadtländer wollen jetzt genau hinschauen. Es stellt sich die Frage: Haben die Wolfs-Abschüsse tatsächlich zu einer Verringerung der Raubtiere geführt?
Es gebe nämlich nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen Regulierung und Anzahl der Raubtiere, so Brahier. Wölfe seien «Lebewesen, nicht mathematische Formeln»!
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Für das nächste Jahr sei das Ziel, weniger Zeit und definitiv auch weniger Geld in die Regulierung zu investieren. Die Aussichten sind aber nicht allzu vielversprechend.
Botschaft an Bundesrat Rösti: «Völlig unsinnig»
Am 1. Februar tritt das revidierte Jagdgesetz in Kraft. Kantone sollen jährlich maximal 30'000 Franken pro Rudel für das Wolfsmanagement bekommen.
«Diese Beträge sind angesichts der menschlichen und finanziellen Anstrengungen bei Weitem nicht ausreichend», so Brahier.
«Darüber hinaus zieht sich der Bund auch aus dem Herdenschutz zurück, indem er seine Unterstützung reduziert. Dies ist völliger Unsinn», so die klare Botschaft an Umweltminister Albert Rösti (57).
St. Galler stocken auf: Zwei zusätzliche Wildhüter kommen
Auch in St. Gallen beschäftigt das «sehr zeitintensive» Wolfsmanagement die gesamte Abteilung Jagd.
Leiter Simon Meier vom Amt für Natur, Jagd und Fischerei bläst ins selbe Horn wie die Waadtländer. Alle sieben Wildhüter seien involviert, «so kann die aufgewendete Zeit besser aufgeteilt werden».
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Damit genug Zeit für die Wolfsjagd bleibt, musste man auch in der Ostschweiz andere Aufgaben der Wildhut zurückstellen.
«Aus diesem Grund stockte der Kanton St. Gallen auf dieses Jahr die Wildhut mit zwei zusätzlichen Stellen auf. Die sich explizit um das Management der beiden geschützten Arten Wolf und Biber kümmern.»
Kein Einzelfall, wie Urs Büchler, Präsident des Schweizerischen Wildhüterverbands sagt.
Mehr Wildhüter eingestellt – das machen sie bis zur nächsten Wolfsjagd
«Die Arbeit der Wildhüter wird immer anspruchsvoller. Weil die Nutzung unserer Lebensräume wird immer intensiver wird, gibt es mehr Konflikte. Zwischen den Ansprüchen unserer Gesellschaft und den Bedürfnissen der Wildtiere. Aus diesem Grund haben viele Kantone zusätzliche Wildhüterstellen geschaffen.»
Nun kommt der Frühling – für Wildhüter eine Abwechslung. «Sie erheben unter anderem die Bestände unserer Wildtiere und Vögel.»
Im Herbst folgen dann viele jagdpolizeiliche Aufgaben während der Jagd. Bevor es dann wieder mit der Wolfsjagd losgeht.