Wollte SVP-Parteipräsident Albert Rösti eine zweite Chance?
Alt-Nationalrat Toni Bortoluzzi (SVP) erklärt, er hätte dem scheidenden Parteipräsidenten Albert Rösti eine zweite Chance gegönnt. Er sei «ein feiner Mensch».
Das Wichtigste in Kürze
- Albert Rösti wird im kommenden Jahr die Parteileitung der SVP abgeben.
- Er tue dies freiwillig, hatte der Berner betont.
- Eine Aussage von Alt-Nationalrat Toni Bortoluzzi lässt Gegenteiliges ahnen.
Das politische Parkett steht im Zeichen der Veränderung. Nach der Grünen Welle im Parlament, wird sich auch die Parteienlandschaft wandeln. Deren drei grosse Parteien bekommen im Frühjahr eine neue Führung: Grüne, SP und SVP.
Albert Rösti, Parteipräsident der SVP, hatte als letzter der Dreien seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er gehe freiwillig, betonte er. Doch stimmt das? Einige führen, befeuert durch Röstis Aussage, den nicht vorhandenen Lohn ins Felde.
Fehlte es an Geld – oder am Rückhalt?
Finanzknappheit hatte die SVP bei Röstis Amtsantritt dazu bewogen, den Leitungsposten nicht mehr zu entlöhnen. Damit unterstrich man zudem den Stolz der SVP auf die Schweizer Milizpolitik. Sprich: Die meisten Schweizer Politiker haben einen Beruf und üben den – zumindest bis zu einer gewissen Amtshöhe – auch aus.
Bekommt der Parteipräsident für seine Leistung keinen Lohn, ist er entsprechend gezwungen, seine Brötli anderweitig zu verdienen. Da Geld soll allerdings nicht der einzige Grund für Röstis Rücktritt sein.
SVP-Urgestein kritisiert Albert Rösti
Zürcher Alt-Nationalrat Toni Bortoluzzi lässt nämlich durchblicken, dass es Parteiinterne Tendenzen gegen Rösti gegeben habe. Der Vizepräsident der Zürcher SVP äusserte sich bereits nach dem Wahlsonntag vom 20. Oktober.
Damals monierte er, in der Partei grassiere «Berner Behäbigkeit». Und er fragte er sich, «ob es noch einen Präsidenten verträgt, der so viele Wähleranteile verloren hat».
Nach Röstis Rücktrittserklärung setzte Bortoluzzi in der «NZZ am Sonntag» nach. «Albert Rösti hat als Präsident der SVP nicht das gebracht, was man sich versprochen hatte.» Dann folgt, was den Weg zu Spekulationen über innerparteiliche Querelen öffnet: «Er ist aber ein feiner Mensch und hätte eine zweite Chance verdient gehabt.»
Wer übernimmt?
Bortoluzzi, als enger Vertrauter von SVP-Doyen Christoph Blocher bekannt, hängt allerdings nicht zu lange am Alten fest. Stattdessen blickt er lieber in die Zukunft und nennt seinen Favoriten für die Nachfolge: Kantons-Kollege und Nationalrat Thomas Matter.
Dieser hält sich noch bedeckt. Ebenso der zweite Kronfavorit Marcel Dettling. Mike Egger hatte bereits ein gewisses Interesse bekundete.
Ständerat Werner Salzmann will nach Neujahr entscheiden. Ob er als Berner allerdings Chancen hat, sei nach Bortoluzzis Worten dahingestellt.