SVP sucht Nachfolge für Albert Rösti
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Präsident Albert Rösti tritt im Frühling nach vier Jahren im Amt zurück.
- Die grösste Partei des Landes sucht deshalb einen neuen Chef – oder eine neue Chefin?
- Sandra Sollberger, Marcel Dettling, Werner Salzmann und Andreas Glarner zeigen Interesse.
Der «nette» Berner geht: Albert Rösti hat am Sonntag seinen Rücktritt als SVP-Präsident verkündet. Gerade zur Führung der Kantonalparteien sei nun eine härtere Hand gefragt, erklärt er.
Auf Anfrage von Nau.ch zeigen bereits mehrere Parlamentarier Interesse am Amt.
Einen glasklaren Favoriten gibt es auf den ersten Blick nicht. Sicher: Magdalena Martullo-Blocher erscheint als logische Nachfolgerin Röstis. Doch als Unternehmerin und Nationalrätin sehe sie sich nicht in der Rolle der SVP-Präsidentin, wie sie in einem Interview mit «Tamedia» klar stellt.
Schliesslich ist die Tochter von Parteiübervater Christoph Blocher bereits amtierende Vize-Präsidentin und nimmt fleissig Einfluss. Doch als Präsidentin müsste sie ihr Engagement in der Ems-Chemie wohl stark zurückfahren.
Treten Roger Köppel oder Thomas Matter an?
Fraglich, ob sie das will. Ausserdem war auch Blocher selbst nie Präsident der nationalen Partei. Insider glauben, dass Martullo auch ohne Präsidialamt über genug Macht verfüge. Ähnlich dürfte die Sitution bei «Weltwoche»-Chef Roger Köppel aussehen.
Aus dem innersten Machtzirkel der Partei dürfte sich auch Thomas Matter Gedanken machen. Er war bei vielen Projekten wie dem Wahlkampf-Film an vorderster Front dabei. Mit persönlichem Einsatz und auch mit Geld.
Der millionenschwere Banker war für Nau.ch bislang nicht erreichbar. Aber: Nach dem Berner Rösti würde ein Zürcher an der Spitze wohl Sinn machen.
Sandra Sollberger bestätigt Ambitionen
Doch auch aus der jüngeren Garde stechen einige Namen hervor. Allen voran die Malermeisterin Sandra Sollberger (46), die bereits im Parteileitungsausschuss sitzt. Die Baselbieter Nationalrätin bedauert Röstis Abgang, bestätigt aber ihre Ambitionen.
«Ich überlege mir eine Kandidatur», sagt sie auf Anfrage von Nau.ch. Allerdings brauche sie für den endgültigen Entschluss die Zeit über die Festtage. Sie werde anfangs Januar entscheiden. Zu bedenken gebe es, dass sie beruflich und als neue Vize-Fraktionschefin auch politisch bereits viel zu tun hat.
Imark, Gutjahr & Co: Viele Junge haben einen «Makel»
Der Solothurner Christian Imark machte sich als Energiepolitiker einen Namen und ist auch intern eine geschätzte Figur.
Allerdings stimmte er in einer zentralen AHV-Frage anders als seine Partei, was seine Chancen schmälert.
Ebenfalls zu den Shootingstars gehört die Thurgauerin Diana Gutjahr. Die Unternehmerin ist zwar nicht für laute Töne bekannt, könnte der SVP aber ein neues Image verleihen.
Nachteilig dürfte sich bei ihr auswirken, dass sie der Begrenzungs-Initiative nicht zustimmt. Sie enthielt sich im Rat. Ausserdem kandidiert sie bereits für das Präsidium des Schweizerischen Gewerbeverbands.
Ins Spiel gebracht wird auch von mehreren Seiten Marcel Dettling. Der Schwyzer Nationalrat ist Landwirt und sitzt bereits heute im Parteileitungs-Ausschuss.
Auf Anfrage sagt er zu Nau.ch, dass Röstis Abgang überraschend komme. «Deshalb braucht es noch ein paar Abklärungen, Gespräche.» Doch Dettling verrät auch offen: «Die Aufgabe wäre durchaus interessant.»
Chancen haben könnte auch Esther Friedli. Die frischgewählte Lebenspartnerin von Ex-Präsident Toni Brunner ist parteiintern gut vernetzt.
Glarner und Salzmann erwägen Kandidatur
Gut möglich, dass weitere Namen auftauchen. Der Berner SVP-Chef Werner Salzmann eroberte jüngst den Ständeratssitz von der BDP zurück.
Auf Anfrage von Nau.ch schliesst er eine Kandidatur nicht aus und sagt bloss: «Es ist alles offen, ich habe mir noch keine Gedanken gemacht.»
Der Zürcher Gregor Rutz kennt die Partei als ehemaliger Generalsekretär so gut wie kaum ein anderer. Er aspiriert aber wohl auf einen Sitz im Bundesrat, wenn Ueli Maurer zurücktritt.
Ambitionen hegt auch Asylchef Andreas Glarner: «Sollte ich angefragt werden, würde ich mir eine Kandidatur überlegen.» Fix sei allerdings noch nichts.
Zumindest vorläufig aus dem Rennen genommen hat sich via «Blick» bereits Thomas Aeschi, Fraktionschef der SVP.
SVP bestimmt Rösti-Nachfolge Ende März
Sicher ist: Das Kandidatenfeld bei der Sünneli-Partei ist nach dem Abgang des Präsidenten breiter als es dies nach dem Abgang von SP-Chef Levrat bei den Genossen war. Doch ein glasklarer Favorit fehlt bisher.
Gewählt wird der neue SVP-Chef oder die neue SVP-Chefin Ende März an der Delegiertenversammlung in Basel.