Zahl der Geschäftsmieter in Schwierigkeiten vervierfacht
Im zweiten Lockdown hat sich die Zahl der Geschäftsmieter mit Schwierigkeiten beim Bezahlen der Miete seit Beginn der Covid-19-Pandemie fast vervierfacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Während des längeren zweiten Lockdowns gerieten mehr Geschäftsmieter in Schwierigkeiten.
- Dies ergab ein Bericht, der auf Umfragen des Bundesamtes für Wohnungswesen beruht.
- Besonders hart hat es die Gastronomie und die Freizeit- und Kulturbetriebe getroffen.
Im Vergleich zum ersten Lockdown sank zwar die Zahl der betroffenen Betriebe, die Schliessung dauerte aber länger. Der Bundesrat nahm den entsprechenden Bericht am Mittwoch zur Kenntnis.
Weniger Schliessungen im zweiten Lockdown
Der Bericht basiert auf Umfragen und Studien bei Kantonen, Städten und Betrieben, welche das Bundesamt für Wohnungswesen in Auftrag gab. Insgesamt gab es im zweiten Lockdown vom 22. Dezember 2020 bis am 18. April 2021 weniger geschlossene Branchen als im ersten.
Im ersten Lockdown vom 20. März bis 26. April 2020 waren durch die Massnahmen 17 Prozent der Beschäftigten und 113'000 Mietverhältnisse betroffen. Im zweiten Lockdown waren es noch 6,7 Prozent der Beschäftigten und 48'000 Mietverträge für Geschäfte.
Belastung für Gastronomie und Kultur
Weil der zweite Lockdown länger dauerte, war die Belastung vor allem in der Gastronomie sowie in den Kulturbetrieben grösser. In der Gastronomie hatten gut 80 Prozent der Betriebe Mühe mit den Miet- und Pachtzinsen.
Im Pandemie-Jahr 2020 gaben 71 Prozent der betroffenen Betriebe Umsatzrückgänge an. 36 Prozent verzeichneten einen Rückgang um bis zu einem Fünftel, 33 Prozent meldeten Rückgänge von einem Achtel bis zur Hälfte. Bei 31 Prozent brachen die Umsätze um mehr als die Hälfte ein.
Entsprechend stiegen die Schwierigkeiten beim Bezahlen der Miete. Seit Pandemiebeginn hat sich der Anteil der Unternehmen mit Mietschwierigkeiten von 8 auf 30 Prozent fast vervierfacht. Aufseiten der Vermieter mussten 17 statt wie zuvor 11 Prozent Mietausfälle schlucken.
Einigungen mit Vermietern gingen zurück
Ungefähr die Hälfte der Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten verhandelte während der zweiten Pandemie-Welle mit der Vermieterseite. 29 Prozent erreichten ein Entgegenkommen, bei 16 Prozent kam das nicht zustande. Gegenüber dem Sommer 2020 gingen die Einigungen leicht zurück. Immerhin fand sich in zwei von drei Verhandlungen eine Lösung.
Aus Vermietersicht ergab sich in 44 Prozent der Fälle eine Einigung, in 5 Prozent nicht. Das Verhältnis von 9 zu 1 entspricht etwa jenem vom Juni 2020.
Mehrzahl der Städte verzichteten auf Mieten
Die Mehrzahl der Städte verzichtete in ihren eigenen Geschäftslokalen entweder vollständig oder teilweise auf die Mieten. In der ersten Welle hatten sieben Kantone ein Unterstützungsmodell für Geschäftsmieten, in der zweiten noch drei.
Einen ersten Bericht legte das BWO im Oktober 2020 vor. Da die Entwicklung unsicher ist, setzt das Bundesamt das Monitoring fort.