Die Anhebung der Krankenkassenprämien für das Jahr 2025 ruft ein umfassendes Echo im Gesundheitswesen sowie in politischen Kreisen hervor.
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Die Krankenkassenprämien steigen voraussichtlich erneut an. (Symbolbild) - keystone

Die Erhöhung der Krankenkassenprämien für das Jahr 2025 sorgt für ein breites Echo im Gesundheitswesen und der Politik. Reformen und kostendämpfende Massnahmen werden von allen Seiten gefordert. Einige sprechen bei der Prämienerhöhung gar von einem Risiko für das Schweizer Gesundheitswesen.

Die Stiftung für Konsumentenschutz sieht in den steigenden Krankenkassenprämien eine enorme Belastung für Haushalte mit tieferen und mittleren Einkommen. Die neuen Preise würden ein Gesundheitsrisiko nach sich ziehen, da immer mehr Menschen aus finanziellen Gründen auf notwendige medizinische Behandlungen verzichteten. 2023 sei dies bereits bei einem Fünftel der Schweizer Bevölkerung der Fall gewesen, so der Konsumentenschutz.

Der Spital-Dachverband Schweiz H+ nimmt die Prämienerhöhung für das Jahr 2025 mit Besorgnis zur Kenntnis. Die finanzielle Situation der Spitäler und Kliniken verschlechtere sich stetig, weshalb griffige und umgehende Reformen nötig seien. Dies teilte der Verband am Donnerstag mit. Ohne eine faire Finanzierung mit kostendeckenden Tarifen könnten die Spitäler ihr gewohntes Versorgungsangebot nicht aufrechterhalten.

«Das Gesundheitssystem ist zu einem Kartell geworden»

Die SPO Patientenorganisation sieht das Problem bei den Profiteuren des Systems. Diese hätten einen grossen Anreiz, möglichst viele Leistungen, aber keine Transparenz darüber zu erbringen, welchen Nutzen diese für die Patienten haben. Zu viele würden an diesem System verdienen, worunter die Prämienzahlenden leiden.

«Das Gesundheitssystem ist zu einem Kartell geworden, in dem sich die Akteure gegenseitig decken und Kosteneinsparungen verhindern», wurde Mitte-Präsident Gerhard Pfister auf X zitiert. Die Kosten würden explodieren, weil das Gesundheitssystem unfähig sei, sich zu reformieren.

Lukas Engelberger (Mitte) sieht als Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz alle Akteure im Gesundheitswesen in der Pflicht. Er steht der Prämienerhöhung pragmatisch gegenüber. Im Grundsatz folge die Prämienentwicklung der Kostenentwicklung, gab der Basler Gesundheitsdirektor nach Bekanntgabe der Zahlen vom Donnerstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu Protokoll. «Um die Prämienbelastung zu reduzieren, muss deshalb auch das Kostenwachstum eingedämmt werden.»

Kostendämpfende Massnahmen notwendig

Als Chance zur Eindämmung der Gesundheitskosten bezeichnete Engelberger die anstehende Abstimmung zur Regelung einer einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen, hinter der die Kantone stünden. «Mit der einheitlichen Finanzierung würden unter anderem Hindernisse für die kostendämpfende Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich aus dem Weg geräumt.»

«Die Prämienerhöhung um sechs Prozent ist sehr schmerzhaft für die Versicherten, deshalb ist es sehr wichtig, sofort kostendämpfende Massnahmen einzuleiten, wie zum Beispiel die Reduktion der Preise für Medikamente und Laboranalysen und eine überregionale Spitalplanung», sagte Verena Nold, Direktorin des Krankenkassen-Verbandes Santésuisse, auf Anfrage.

Der Branchenverband Curafutura sehe grosses Sparpotenzial bei der einheitlichen Finanzierung, hiess es. Diese würde die Verlagerung in den ambulanten Bereich, wo Operationen und Behandlungen weniger kosten als im stationären Bereich, beschleunigen. Dies führe zu höherem Komfort für die Patientinnen und Patienten bei gleichbleibender Qualität.

SP und die Grünen wollen gerechtere Finanzierung

Für die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH ist der Anstieg der Prämien nicht nötig. Bereitliegende Reformen könnten schon länger den Prämienanstieg dämpfen, hiess es. Auch die FMH spricht sich für eine einheitliche Finanzierung aus.

Die SP und die Grünen wollen eine gerechtere Finanzierung der Krankenversicherungen. Für die Sozialdemokraten ist klar, dass die Prämien gedeckelt und solidarischer finanziert werden müssen, um die Kaufkraft der Menschen in der Schweiz zu schützen. Die Grünen fordern die Einführung von einkommens- und vermögensabhängigen Krankenkassenprämien. Damit könne das ungerechte System der Kopfprämien aus dem Weg geschafft werden.

Von der Geldumverteilung hält die FDP wenig. Diese sei schädlich für alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, schrieb die Partei in einem Communiqué. Die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger dürfe nicht immer durch neue Regulierungen und Verstaatlichungen untergraben werden. Die FDP will alternative Versicherungsmodelle stärken und setzt auch auf eine einheitliche Finanzierung.

Die SVP äusserte sich auf Anfrage nicht zu den Prämienerhöhungen.

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