ZHAW wird wegen Überwachung bei Prüfungen kritisiert
Die ZHAW überwacht Studierende bei Online-Prüfungen partiell. Ihre Software steht wegen möglicher unzureichender Rechtsgrundlage in der Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ZHAW setzt für die Überwachung der Studierenden bei Prüfungen eine Software ein.
- Dafür steht die Zürcher Hochschule nun in der Kritik.
- Eine Datenbeauftragte prangert die mangelnde Transparenz und Rechtsgrundlage an.
Während der Corona-Zeit werden zahlreiche Prüfungen online durchgeführt. An der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sind die Studierenden dabei teilweise überwacht worden. Dafür setzte die Hochschule bisher die Software Proctorio ein.
Proctorio zeichnet sowohl Bild als auch Ton und den Netzwerkverkehr auf. Zudem analysiert sie Bewegungen des Kopfs und der Augen und stellt einen überdurchschnittlichen Geräuschpegel fest. So sollen Studierende am Schummeln gehindert oder Betrügereien aufgedeckt werden.
Dieses Vorgehen sei «ein erheblicher Eingriff in die Grundrechte der Studierenden». Dies kritisierte die Zürcher Datenschutzbeauftragte Dominika Blonski in ihrem neu publizierten Jahresbericht 2021.
Datengewinnung ist intransparent
Die von Hochschulen und Universitäten eingesetzten Programme würden stark in das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung eingreifen. Die Transparenz fehlt: Es sei nicht nachvollziehbar, wie der Algorithmus das Verhalten der Studierenden analysiere und welche Schlüsse daraus gezogen werden können.
Proctorio wird derzeit laut Angaben der ZHAW untersucht. Für den rechtmässigen Einsatz müsse eine Rechtsgrundlage bestehen, schreibt Blonski. Ausserdem müsse die Verwendung der Software im öffentlichen Interesse erfolgen und verhältnismässig sein.
Andere Hochschulen haben sich in der Zwischenzeit für eine Überwachung durch Videokonferenzen während Prüfungen entschieden. So kann das Eingreifen in die Grundrechte wohl auf ein Minimum beschränkt werden.