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Zürcher Detektiv über Beschattung von Ex-Frau: «No-Go!»

SRF begleitete einen Privatdetektiv, der eine Frau beschattet – beauftragt von ihrem Ex-Freund. Es hagelt Kritik. Selbst Berufskollegen verurteilen den Fall.

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In einer Sendung begleitet das SRF Privatdetektiv Hans Ruch. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Privatdetektiv Hans Ruch (73) beschattet in der SRF-Sendung «Reporter» eine Frau.
  • Das sorgt für mächtig Kritik: Ihr Ex, der den Detektiv beauftragte, hat ein Kontaktverbot.
  • Auch Berufsgenossen verurteilen die Herangehensweise des Detektives schwer.

Die SRF-Sendung «Reporter» begleitete den Berner Privatdetektiv Hans Ruch (73) bei der Beschattung einer Frau. Die Dokumentation löste bereits heftige Kritik von Opferstellen aus. Denn: Der Auftraggeber war ein Ex-Freund mit Kontaktverbot.

Jetzt meldet sich sogar ein Berufskollege von Ruch – und schüttelt den Kopf.

Der Zürcher Privatdetektiv Erich Wunderli sagt zu Nau.ch: «Für uns wäre das ein absolutes No-Go!» Schliesslich habe Ruch über das bestehende Kontaktverbot Bescheid gewusst.

Sogar Kinderschänder versuchen's bei Detektiven

Denn private Aufträge können für Detektive schnell heikel werden. Wunderli erinnert sich an eine Geschichte, die er selbst vor zehn Jahren erlebte. «Ein Mann kam in unser Detektivbüro und wollte herausfinden, wo seine beiden Töchter jetzt wohnen.» Er habe länger nichts mehr von ihnen gehört.

Wunderli wurde hellhörig. Und tatsächlich: «Bei weiteren Recherchen habe ich herausgefunden, dass der Mann wegen Kindesmissbrauchs ein Kontaktverbot zu den Kindern hat!»

Haben Sie schon mal einen Privatdetektiv angeheuert?

Daraufhin informierte er den Auftraggeber lediglich, dass es den Töchtern und der Ex-Frau gut gehe.

Grundsätzlich würden bei der Detektei Wunderli Aufträge bei Kontaktverboten strikt abgelehnt.

Das ist auch das Credo von ganz oben.

Präsident von Detektei-Verband hätte Auftrag nicht angenommen

Der Präsident des Fachverbandes Schweizer Privatdetektive (FSPD), Themis Kostenas, sagt über den SRF-Detektiv: «Ich hätte diesen Auftrag niemals angenommen.»

Das gelte für alle Aufträge bei bestehenden Kontaktverboten. Schliesslich bestehe hier immer eine «Gefährdung beteiligter Personen».

«Es gibt Leute, die wollen jemanden umbringen und darum die Adresse einer Person herausfinden», so Kostenas.

Das könne ein Detektiv zwar nicht voraussehen, doch in der Regel «rieche man, wenn etwas faul ist». Das Kontaktverbot sei ein wichtiges Indiz.

Dann gebe es noch Leute, die von Privatdetektiven offenbar ein verzerrtes Bild haben. «Die stellen sich das ganze NSA-Spektrum vor: wollen Handys abhören lassen, Whatsapp- und E-Mail-Nachrichten

Das könne und dürfe kein Privatdetektiv. «Wer es dennoch tut, landet im Knast!»

Bei SRF sieht man ein, dass der Detektiv sich auf «heikles Terrain» begab. Dass man ihm dafür auch noch eine Plattform bietet, soll aber kein Problem sein. Im Gegenteil: Man hoffe, «dass wir mit diesem Beitrag auf Missstände im Berufsstand der Privatdetektive aufmerksam machen und das Thema Stalking ins Bewusstsein rücken konnten».

Der Detektiv habe sein Mandat «aufgrund dieser Bedenken später niedergelegt». Dem Zuschauer blieb dies verborgen.

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