Zürcher schütteln über Mohrenkopf-Debatte den Kopf
Die Migros nimmt nach Kritik die Dubler-Mohrenköpfe aus dem Sortiment. Viel Verständnis von der Bevölkerung scheint die Genossenschaft nicht zu erhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros streicht die Dubler-Mohrenköpfe nun endgültig aus dem Programm.
- Die Junge SVP Zürich und Aargau verteilten im Protest 500 derer an der Bahnhofsstrasse.
- Die Meinung zum Thema scheint die Passanten zu spalten, Mohrenköpfe nimmt aber jeder.
Und wieder einmal steht der schokoladige Mohrenkopf im Mittelpunkt der Rassimus-Debatte. Nach grossem Backlash auf den sozialen Medien streicht die Migros nun die Dubler-Mohrenköpfe endgültig aus ihrem Sortiment.
Die Kantonalparteien Aargau und Zürich der Jungen SVP verteilten darum heute 500 Mohrenköpfe an der Zürcher Bahnhofstrasse. Sie empfinden den Entscheid der Migros als Armutszeugnis.
Liebe @migros - ich finds gut, dass ihr den #Mohrenkopf von #Dubler auslistet. Bei zwei Filialen ist das aber maximal eine nette Geste.
— Thomas Häfliger ⭐️ (@Thomas_toao) June 10, 2020
Wann nehmt ihr sie bei #Migrolino aus dem Regalen. Das wäre dann ein deutlicheres Zeichen.
Und nein, ich frage nicht für einen Freund. pic.twitter.com/WjrvcjPDND
Die Passanten an der Bahnhofstrasse scheint es zu freuen. Die Leckereien gingen weg wie warme Weggli, während die Debatte viele etwas rätseln liess. Die Mehrheit schüttelt über den Entscheid der Genossenschaft den Kopf.
Ein Schüler (21), der sich über den kostenlosen Mohrenkopf freut, meint etwa: «Mohrenköpfe werden ja immer mit einem eher rassistischen Begriff in Verbindung gebracht. Für mich sind Mohrenköpfe nicht wirklich rassistisch.»
Ob er den Entscheid der Migros nicht doch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen könne? Doch schon, «aber es ist doch unnötig». Mit dieser Meinung ist er nicht alleine.
Wichtige Auseinandersetzung vs. unsinniger Streit
«Als Aargauerin kenne ich Dubler natürlich gut und das ist ein schmackhafter Mohrenkopf. Ich finde es schade, dass es soweit gekommen ist», bedauert eine 43-jährige Hausfrau. Dass Mohrenköpfe rassistisch sein sollen, könne sie überhaupt nicht verstehen.
Anders sieht das eine junge Informatikerin (20): «Die Migros macht damit einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.» Ihrer Meinung nach sei es gut, dass die Gesellschaft damit Beginne, sich mit solchen Debatten auseinanderzusetzen. «Auch wenn ein Streit über Mohrenköpfe vielleicht etwas unsinnig wirkt.»
«Ob der Mohrenkopf an sich jetzt rassistisch ist, weiss ich nicht. Aber irgendwo muss es ja anfangen», findet auch ein Lernender (17). Es gäbe ja viele andere Hersteller die auf den Begriff verzichten würden. Daher sollte Dubler eventuell eine Namensänderung in Betracht ziehen.
Die angebotenen Süssigkeiten wurden trotzdem dankend angenommen.
Die Debatte um den Mohrenkopf scheint appetitanregend zu sein. Ein Lieferant warnt jedenfalls bereits vor einem Lieferengpass wegen der «aktuell ausserordentlich hohen Nachfrage».