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Zürcher Studis warnen sich jetzt gegenseitig vor Billett-Kontrolle

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zürich,

In Zürcher Studikreisen wird Schwarzfahren jetzt professionalisiert. Inklusive Warnungen vor Billettkontrollen.

Universität Zürich
Nicht alle Zürcher Studierenden sind im öffentlichen Verkehr mit Billett unterwegs. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In einem Gruppenchat warnen Zürcherinnen und Zürcher ihre Mitstudierenden vor Kontrollen.
  • Die VBZ erfahren davon erst durch eine Anfrage von Nau.ch.
  • Der Chat könnte eine Anstiftung zum Fahren ohne gültigen Fahrausweis darstellen.

2.80 Franken kostet eine Tramfahrt in Zürich. Mit Halbtax sind es 40 Rappen weniger. Zu teuer finden das einige Zürcher Studierende. Sie fahren lieber schwarz – und das ziemlich clever organisiert.

Nau.ch weiss: Seit Ende Mai warnen sich Studis gegenseitig vor Billettkontrollen. Und zwar via Whatsapp-Gruppe.

Fährst du regelmässig schwarz?

Das Prinzip ist einfach: Wer eine Kontrolleurin oder einen Kontrolleur beobachtet, schreibt das in den Chat. «Kontrolle im Tram 10 in Richtung Flughafen bei der Haltestelle Irchel», heisst es zum Beispiel.

Dort befindet sich der Campus der Universität Zürich.

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In einem Whatsapp-Chat warnen sich Zürcher Studierende gegenseitig vor Bilettkontrollen. - Nau.ch

Wer bei der nächsten Haltestelle einstiegen will und nicht ohne Billett erwischt werden will, wartet also lieber aufs nächste Tram.

Plagt die Studis beim Schwarzfahren kein schlechtes Gewissen? Der Administrator der Whatsapp-Gruppe lässt auf Anfrage von Nau.ch verlauten, er sei nicht bereit, die Fragen zu beantworten.

Dafür äussern sich die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) zur Warngruppe. Das ÖV-Unternehmen hat erst durch die Nau.ch-Anfrage vom Chat erfahren.

VBZ: Mögliche «Anstiftung zum Fahren ohne gültigen Fahrausweis»

Sprecher Leo Hermann sagt: «Es gibt im schweizerischen Recht keine explizite Grundlage, die das Warnen vor Billettkontrollen unter Strafe stellt.»

Aber: «Allenfalls könnte durch ein solches Verhalten der Tatbestand der Anstiftung zum Fahren ohne gültigen Fahrausweis erfüllt sein.»

Man halte sich in derartigen Fällen dann eine Intervention vor, wenn straf- oder zivilrechtliches Verhalten festgestellt werde, so Hermann. «Insbesondere Ehrverletzungsdelikte oder Persönlichkeitsverletzungen.» Also etwa, wenn Fotos der Kontrolleure im Chat gepostet werden.

Versuche, sich einer Billettkontrolle zu entziehen, kämen immer wieder vor. «Die VBZ arbeiten laufend daran, ihr Konzept für möglichst effektive und effiziente Billettkontrollen zugunsten der Einnahmensicherung weiter zu optimieren.»

Für die ÖV-Unternehmen stellt Schwarzfahren ein grosses Problem dar. Im vergangenen Jahr wurden laut Alliance Swisspass 918'643 Personen ohne Ticket erwischt. So viele wie noch nie.

Pöbler werden aus Whatsapp-Gruppe entfernt

Zurück zur Whatsapp-Gruppe: Stand heute befinden sich rund 160 Personen im Chat, die in Zürich und Umgebung wohnen und/oder studieren. Hauptsprache im Chat ist Englisch. Doch es gibt auch Einträge auf Deutsch und Französisch.

Nett geht es unter den Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrer nicht immer zu und her. Ein Teilnehmer ärgert sich etwa darüber, dass eine Kontrolleur-Warnung unvollständig ist. «Leute, es ist wirklich nicht verdammt schwer zu sagen, in welche Richtung das Tram fährt.»

Kurz nach diesem Wutausbruch wird er aus der Gruppe entfernt.

Kommentare

User #4578 (nicht angemeldet)

Ist nicht Hinderung einer Amtshandlung auch ein Strafbestand? So ähnlich würde ich argumentieren. Vor Radarkontrollen darf auch nicht gewarnt werden. Mich nähme schon wunder, was die Studis da so studieren (Was für Fächer). Wenig vertrauensvoll, wenn man bedenkt, dass das die geistige Elite sein soll. Sie trifft man dann an Schlüsselstellen von Wirtschaft und Politik an.

User #8671 (nicht angemeldet)

Werden die jetzt tätowiert ?

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