Zürich: «Niemand will Verstorbenen-Überreste in Blumenerde»
Der Zürcher Kantonsrat hat über eine neue Bestattungsform diskutiert: die Re-Erdigung. Dabei wird der menschliche Körper zu Kompost.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Zürcher Kantonsrat hat sich mehrheitlich für die Idee der Re-Erdigung ausgesprochen.
- Dabei wird der Leichnam eines Toten kompostiert und in wenigen Wochen zu Erde.
- Neben Erdbestattung und Kremation wäre das eine dritte Bestattungsform.
Neben Erdbestattung und Kremation könnten die Menschen in Zürich bald eine weitere Bestattungsform auswählen können. Der Kantonsrat hat sich am Montag mehrheitlich für die sogenannte Re-Erdigung ausgesprochen.
Dabei werden die menschlichen Überreste innerhalb weniger Wochen wieder zu Erde. Der Leichnam wird in einem Kokon aus Stroh, Heu, Blumen und Kräutern zersetzt. Innerhalb von 40 Tagen entsteht fruchtbare Erde. Knochenreste werden zermahlen und mit dem Humus vermischt.

Die Diskussion angeregt hatte Herbert Ammann in einer Einzelinitiative.
Der 76-Jährige sieht darin eine ökologisch und ethisch vertretbare Alternative, berichtet der «Tagesanzeiger».
SVP: Reste von Verstorbenen im Blumenbeet
Ethische Bedenken äusserte die SVP und sprach von einem Verstoss gegen die Würde der Verstorbenen.
Auch stellte Ueli Bamert die Frage, was danach mit der Erde passiert: «Niemand wird mit dem Gedanken umgehen können, in seinem Blumenbeet Reste von Verstorbenen zu haben.»
Zuspruch erhielt die Re-Erdigung hingegen von anderen Parteien.
Die SP sieht die Re-Erdigung als ethisch und ökologisch vertretbar an.
Die Grünen sahen es ähnlich und fragten, ob es ethisch vertretbarer sei, verbrannt zu werden.
Sandra Bienek (GLP Zürich) fand die Idee der Re-Erdigung laut dem «Tagesanzeiger» interessant.
«Die Vorstellung, dass der eigene Körper nach dem Versterben zeitnah zu fruchtbarer Erde wird, spricht viele Menschen an», sagte sie.
Pilotprojekt in Deutschland, in Teilen der USA legal
Einen Körper zu kompostieren, ist in der Schweiz aktuell verboten.
In mehreren Bundesstaaten der USA ist die Methode hingegen legal. Im deutschen Schleswig-Holstein läuft zudem ein Pilotprojekt dazu.
Die Einzelinitiative wurde schliesslich mit 101 Stimmen im Kantonsrat angenommen. Nun soll der Regierungsrat prüfen, ob sie umsetzbar ist.