Jetzt bestechen Mieter schon Immobilienmakler

Nicolas Eggen
Nicolas Eggen

Zürich,

Die Wohnungsnot in der Schweiz spitzt sich immer mehr zu. Nun kommt es laut Immobilienmaklern schon zu Bestechungen und Drohungen.

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«Es gab schon Mieter, die Maklern Tausender-Nötchen zugesteckt haben», sagt Immobilienmakler Carlo Schuler. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wohnungsnot spitzt sich immer mehr zu.
  • Die Folge: Immobilienmakler sind mit Bestechungsversuchen und Drohungen konfrontiert.

Wer schon einmal versucht hat, eine Wohnung in Zürich oder anderen Städten zu finden, kennt das Szenario: endlos lange Schlangen von Mietinteressenten beim Besichtigungstermin.

Die Wohnungsnot geht so weit, dass es zu Bestechungsversuchen und Drohungen kommt, wie Sandra Gasser und Carlo Schuler berichten.

Die beiden sind Immobilienverwalter bei Vimova. «Es gab schon Mieter, die Maklern Tausender-Nötchen zugesteckt haben», sagt Schuler dem «Tagesanzeiger».

Er habe sogar den Eindruck, dass solche Bestechungsversuche zugenommen haben. Hier sei die Professionalität des Unternehmens gefragt – bei ihnen herrsche diesbezüglich Nulltoleranz.

Mieter terrorisiert Verwalterin am Wohnort

Aber nicht nur Bestechungsversuche sind ein Problem – auch Drohungen kommen vor: «Uns drohte jemand am Telefon, er komme bewaffnet vorbei und mache uns kalt», erzählt Gasser im Interview.

Weiter sagt sie: «Das schlimmste Erlebnis war, als ein Mieter ausfindig gemacht hat, wo ich wohne. Er hat mich über eine Woche lang nachts um halb zwei telefonisch terrorisiert. Ich musste ihn anzeigen.»

Wohnungsnot hat sich verschärft

Dass die Nerven derart blank liegen, kommt nicht von ungefähr. Wohnungen sind heftig umkämpft.

«Vor ein paar Jahren hatten wir in Basel vielleicht zwei oder drei Interessenten pro Wohnung», erinnert sich Gasser.

Heute kämen bis zu dreissig Leute zur Besichtigung. «Fast alle möchten die Wohnung dann auch haben.»

In Zürich und Zug beobachtet Schuler ein Phänomen: Viele Mieter würden ausserterminlich kündigen, weil sie bereits einen Nachmieter gefunden haben.

Laut Gasser kommen manche Wohnungen so gar nie auf den Markt und werden unter der Hand weitergegeben. «Wenn dann einmal eine ausgeschrieben wird, ist der Run riesig», erklärt sie.

Zusage für eine Wohnung hängt von vielen Faktoren ab

Ob jemand eine Wohnung erhält, hänge von vielen Faktoren ab, erklärt Gasser. Natürlich müsse jemand die Miete bezahlen können. Das sei aber in den wenigsten Fällen ein Problem.

«Wir möchten einen guten Mietermix in den Liegenschaften haben», sagt Gasser. Vielleicht würde jemand wunderbar in ein Haus passen, spiele aber Klavier, was von der Eigentümerin ausdrücklich nicht gewünscht werde.

Bist du auf Wohnungssuche?

Umgekehrt passiert es aber auch, dass Interessenten die Inserate nicht genau lesen würden. «Vor Ort stellen sie plötzlich fest, dass die Wohnung gar nicht zu ihnen passt», sagt Gasser.

Sie erzählt: «Zum Beispiel weisen wir im Inserat extra darauf hin, dass eine Wohnung im vierten Stock liegt und keinen Lift hat.»

Manche Interessenten würden zur Besichtigung kommen und als Erstes fragen, wo denn der Lift sei. Sobald sie merken, dass es keinen gibt, würden sie sich gleich wieder verabschieden.

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Kommentare

User #6315 (nicht angemeldet)

Was da für ein moster von problemen auf liebe schweiz kommt ist nicht abzusehen..

User #5425 (nicht angemeldet)

Wie sieht es aus mit Kündigungen, anschlissend werden die Wohnungen zu Ferienwohnungen??!! Warum erlaubt man das!!

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