«Reerdigung»: Zürcher Kantonsrat diskutiert über Bestattungsform
Neben der Sarg- und Feuerbestattung könnte es in Zürich bald eine dritte Möglichkeit geben, sich beisetzen zu lassen: die «Reerdigung».
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Das Wichtigste in Kürze
- Bei der «Reerdigung» soll der menschliche Körper nach seinem Tod zu Erde werden.
- Dazu wird er 40 Tage lang in organisches Material wie Heu und Blumen gehüllt.
- Am Montag diskutiert der Zürcher Kantonsrat über die neue Bestattungsmöglichkeit.
Das Thema Beerdigung beschäftigt früher oder später jeden Menschen, der sich dann die Frage stellen muss: Krematorium mit Urnenbeisetzung oder Bestattung im Sarg?
Eine dritte Option wird am Montag im Zürcher Kantonsrat debattiert, wie die NZZ berichtet: Die sogenannte «Reerdigung» soll einen Leichnam zu Erde werden lassen. Dieser wird dazu in einer mit Heu und Stroh gefüllten Kapsel auf Kräutern und Blumen gebettet.
In 40 Tagen sollen die körpereigenen Mikroorganismen den Leichnam zu Humus zersetzen. Eine entsprechende Einzelinitiative hat GLP-Mitglied Herbert Ammann in den Kantonsrat gebracht. Ammann wünscht sich eine Anerkennung der neuen Bestattungsmöglichkeit als «legal und sittenkonform».
Bedürfnis nach Alternativen immer grösser
Seine Partei unterstützt die Idee, wie Kantonsrätin Sandra Bienek erklärt: «Ich sehe, dass in der Bevölkerung das Bedürfnis immer grösser wird nach Alternativen bei der Bestattung.» Das wolle man unterstützen.
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Man müsse jedoch «abklären, ob diese Art von Bestattung technisch einwandfrei lösbar und ethisch vertretbar ist», so Bienek. Der Kanton solle dabei lediglich die Bewilligung erteilen, nicht aber die Kosten tragen.
Dem entgegen steht die Meinung des SVP-Kantonsrates Ueli Bamert. Er meint gemäss NZZ, dass es nicht nötig sei, eine neue Bestattungsform einzuführen. «Man weiss seit Tausenden Jahren, wie man beerdigt», sagt er. Er wundert sich über mögliche Medikamentenreste etwa, die so kompostiert werden würden.
Pilotprojekt soll Aufschluss geben
Unterstützt wird die Kompostbestattung vom Verein «Werde Erde», wo Rechtsanwältin und Vorstandsmitglied Nuria Frei meint: Bei Anpassung der kantonalen Rechtsgrundlagen sei die Reerdigung «grundsätzlich legalisierbar». Ein Pilotprojekt soll weitere notwendige wissenschaftliche Daten hervorbringen.
Derzeit ist die Kompostierung eines Leichnams in der Schweiz nicht möglich. In mehreren Bundesstaaten der USA ist die Methode hingegen legal. Im deutschen Schleswig-Holstein läuft zudem ein Pilotprojekt dazu.
Für eine Weiterreichung der Initiative an das Gesundheitsdepartement von Natalie Rickli müssen am Montag mindestens 60 Kantonsräte ihre Zustimmung erteilen.