Bauernpräsident Ritter: Das verbindet die Städter mit uns Bauern!
Bauernpräsident Markus Ritter will den Stadt-Land-Graben überbrücken. In seiner Kolumne zeigt er, was aktuell auf den einheimischen Bauernbetrieben läuft.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Leben auf dem Land und in der Stadt ist sehr unterschiedlich.
- Die Schnittmenge der Interessen ist aber durchaus gross.
- Markus Ritter ist Präsident des Schweizer Bauernverbandes und schreibt neu Nau-Kolumnen.
Vor allem nach Abstimmungen kann man oft lesen, dass es bei uns einen ausgeprägten Stadt-Land-Graben gibt.
Das Leben von uns Bauernfamilien ist ohne Zweifel sehr anders als jenes einer Familie in der Stadt. Eine Schnittmenge gibt es aber sehr wohl: die Lebensmittel, die wir Bauern für die Bevölkerung bereitstellen.
Das ist sicher auch der Grund, warum es schnell hitzige Diskussion über die richtige Art der Landwirtschaft gibt.
In meiner Kolumne hier will ich ein Fenster in eine Welt öffnen, die vielen fremd ist. Ich möchte zeigen, was uns beschäftigt und was in den Lebensmitteln steckt, die man im Laden findet.
Und weil es nun Winter ist, möchte ich damit starten, was wir Bauern im Winter so tun.
Die drei B des Winters: Büro, Bäume und Betreuen
Im Winter gibt es auf den Feldern praktisch nichts zu tun. Doch es fallen andere Arbeiten an: Zum Beispiel gilt es, Obstbäume und Hecken in der Vegetationsruhe zu schneiden. Gerade die grossen Hochstammbäume sind eine Herausforderung.
Generell haben wir Bauernbetriebe als kleine Unternehmen viel Bürokram zu erledigen und Ende Jahr auch die Buchhaltung abzuschliessen.
Die Schweizer Landwirtschaft ist stark reguliert und weil wir staatliche Direktzahlungen erhalten, müssen wir unsere Flächen und Tiere genau dokumentieren und auch fast alle täglichen Arbeiten festhalten.
Alles wird regelmässig kontrolliert. Wir haben auf unserem Betrieb Milchkühe. Mit Tieren ist man 365 Tage im Jahr sehr beschäftigt: In unserem Fall sind das Melken, Füttern sowie das Reinigen von Liege- und Laufflächen.
Dann kommen regelmässig Kälber auf die Welt und brauchen wie die Mütter besonders gute Betreuung.
Aktuelles Problem ist die Blauzungenerkrankung
Generell ist die Tiergesundheit wichtig. Wir müssen unsere Tiere täglich gut anschauen, um rechtzeitig zu erkennen, wenn gesundheitliche Probleme im Anzug sind.
Aktuell macht uns eine Viruserkrankung namens Blauzungenerkrankung zu schaffen. Diese befällt Schafe (besonders schwer) und Rindvieh. Neu ist eine Impfung zugelassen, weshalb nun landauf und landab Tierärzte unterwegs sind, um die Tiere zu impfen.
In der kalten Jahreszeit verbringen wir zudem viel Zeit im Wald mit Holzen. Viele von uns Bauern übernehmen im Winter zudem Gemeindedienste wie die Räumung der Strassen, wenn es schneit.
Andere brauchen ganzjährig eine zusätzliche Arbeit, um über die Runden zu kommen.
Chillen liegt uns eher weniger
Ja, im Winter können wir auch mal früher Feierabend machen und auch mal an einer geselligen Jassrunde teilnehmen. Aber Däumchen drehen liegt definitiv nicht drin.
Aber ich glaube, das Nichtstun liegt uns Bäuerinnen und Bauern auch nicht.
Die meisten von uns sind gerne mit unseren Tieren und Kulturen beschäftigt. Wir halten unsere Arbeit für sinnvoll und wichtig.
Und wir sind stolz darauf, die Bevölkerung zu einem grossen Teil mit einheimischen Lebensmitteln zu versorgen.
Zur Person: Markus Ritter (57) ist Nationalrat (Die Mitte) und gewählter Präsident des Schweizer Bauernverbandes.