Christina Bachmann-Roth (Mitte): «Wir sollten unsere Polizei feiern»
Nau.ch-Kolumnistin Christina Bachmann-Roth (Die Mitte) bringt gerne Gipfeli auf den Polizeiposten oder lobt die Staatsgewalt auf Social Media. Wieso denn?
Das Wichtigste in Kürze
- Christina Bachmann-Roth ist Mitte-Nationalratskandidatin und neue Nau.ch-Kolumnistin.
- Heute erklärt sie, weshalb Polizeibeamten mit Respekt und Anstand begegnet werden sollte.
- Bedauerlicherweise sei es auch hierzulande salonfähig, Polizisten pauschal zu verurteilen.
Am vorletzten Samstag kam es rund um das Fussballspiel zwischen Aarau und Xamax zu einer hinterhältigen Attacke auf einen Kantonspolizisten.
Eine Gruppe vermummte «Fans» stürmte auf den 60-Jährigen los – einer schlug ihm ins Gesicht, der Beamte ging zu Boden und erlitt Prellungen und Schürfungen.
Wenn ich so etwas lese, wird mir fast schlecht. Statt, dass wir dankbar dafür sind, dass die Schweiz wohl die menschenfreundlichste Polizei weit und breit hat, gehen wir auf einen Polizisten los?
Sicherheit ist nicht selbstverständlich
Es stört mich, wenn wir uns so sehr an Sicherheit und Ruhe gewöhnt haben, dass sie uns gar nicht mehr mit Dank erfüllt. Sicherheit ist ein unfassbares Geschenk.
Und die Herausforderungen nehmen nicht ab. Zum Beispiel: Seit Frankreich die Prostitution abgeschafft hat, explodiert der Menschenhandel in der Schweiz. Wer bekämpft ihn? Die Polizei.
Es gibt noch viele weitere Brandherde und Konflikte, die dringend eine potente Staatsgewalt fordern. Entsprechend sollten wir Polizeikräften mit Respekt und Anstand begegnen.
Lieber wäre mir, wir würden sie sogar als Helden abfeiern. Ja, vielleicht etwas übertrieben. Aber sie riskieren ihre Sicherheit für unsere. Sie gehen dorthin, wo es gefährlich ist.
Wer das als selbstverständlich anschaut, sollte mal darüber nachdenken, wann er oder sie zuletzt etwas für einen anderen Menschen riskiert hat. Jahre her?
All Cops are Heroes
Gewalt an Polizisten gibt es in der Schweiz zum Glück selten. Was aber auch bei uns salonfähig ist: Das Schimpfen über die Polizei.
Achten Sie sich heute mal darauf, wie vielen «ACAB»-Schriftzügen Sie in urbanen Gegenden begegnen. ACAB ist eine Abkürzung und bedeutet, alle Polizisten seien Mistkerle.
Alle Lehrkräfte sind Bastarde? Alle Bauarbeitende sind Mistkerle? Natürlich nicht. Würde niemand tolerieren. Warum dann bei Polizisten?
Drei meiner Kinder sind im Kindergarten oder in der Schule. Fast nichts lieben sie mehr als den – viel zu seltenen – Unterricht mit dem Verkehrspolizisten. Irgendwo nach der Kindheit geht aber der Anstand verloren.
Wenn wir dulden, dass unsere Staatskräfte beschimpft werden, nehmen wir in Kauf, dass plötzlich Einzelne einen Schritt weitergehen und wir in einer Gewaltspirale enden.
Respekt und Ehre – aber kein Freipass
In meinem Kanton gibt es zu wenig Polizeifachkräfte. Aber nicht nur im Aargau – in der ganzen Schweiz.
Neben Anpassungen der Polizeistruktur und allenfalls weiteren strukturellen Massnahmen, können wir alle etwas dafür tun, dass dieser Beruf attraktiver wird: Indem wir der Polizei den Respekt entgegenbringen, der ihr gebührt.
Das heisst aber nicht, dass jede Polizeikraft einen Freipass erhält. Soll verboten werden, dass man die Polizei bei der Arbeit filmt? Nein, finde ich nicht. Soll beschränkt werden, dass Polizisten angeklagt werden dürfen? Auch das ist mir zu extrem.
Polizeikräfte haben eine gewisse Macht, um für öffentliche Ordnung und Sicherheit zu sorgen und Prävention zu leisten. Diese Macht darf nicht missbraucht werden und darum braucht es auch Kontrolle und die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, sich zu wehren.
Ich bin für den Mitte-Weg: Wer sich von der Staatsgewalt bedrängt fühlt, muss dagegen vorgehen dürfen. Und gleichzeitig sollten wir der Polizei mit Respekt begegnen und diesen auch einfordern.
Denn wer für die Sicherheit meiner Familie kämpft, hat meinen grössten Respekt und meine Dankbarkeit verdient.