Das Wichtigste in Kürze
- Xamax gehört zu den Traditionsclubs des Schweizer Fussball.
- Der Verein vom Neuenburgersee wurde in seiner Geschichte drei Mal Meister.
Die Anfänge des Fussballs am Neuenburgersee waren geprägt durch den FC Cantonal Neuenburg, der Club wurde 1904 gegründet. Daneben spielten ein paar Jungs ab dem Jahr 1910 ebenfalls Fussball. Zuerst nur plauschmässig, doch ab 1912 wurde richtige Spiele organisiert.
Aus diesem Grund gilt 1912 auch als Gründungsjahr von Xamax. Die erste Generalversammlung fand allerdings erst im Mai 1916 statt. Das erste offzielle Spiel der Vereinsgeschichte gewann Xamax gegen den FC Columbia in Colombier mit 11:1.
Xam – Max – Xamax
Der Name Xamax entstand aus dem Übernamen «Xam» und dem Vornamen «Max» von Max Abegglen. Der gebürtige Walliser gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Clubs. Er war zwar der kleinste aber dafür der talentierteste Spieler der Gruppe.
Im Jahr 1919 verliess Abegglen Neuenburg und wechselte zu Lausanne. 1922 wurde er erstmals für die Nationalmannschaft aufgeboten. Bereits in seinem Länderspiel gelang dem Aussenläufer gegen die Niederlande ein Hattrick. Beim 5:0-Sieg auf dem Berner Spitalacker (heutige Spielstätte des Kultvereins Breitenrain) erzielte Abegglen das erste und die beiden letzten Tore.
1923 wechselte «Xam» Abegglen zu den Grasshoppers nach Zürich. Mit GC wurde er in der Folge sechs Mal Meister und fünf Mal Cupsieger. Für die Nationalmannschaft erzielte er bis 1937 in 68 Spielen 32 Tore. Abegglen gehörte in den 1920er und 30er-Jahren zu den besten Spielern Europas, 1942 beendete er seine grosse Karriere.
Die Probleme mit dem Spielfeld
In den ersten Jahren kämpfte Xamax immer wieder mit dem Problem über kein eigenes Spielfeld zu verfügen. Aus diesem Grund musste der Club mehrmals seine Aktivitäten sistieren.
Bis Mitte 30er-Jahre spielte sich Xamax bis in die 2. Liga hoch. Während dem zweiten Weltkrieg musste der Club sein Team erneut mangels Terrain von der Meisterschaft zurückziehen.
Xamax und der Name Facchinetti
1953 übernimmt Roger Facchinetti Xamax in der vierten Liga. Nach zwei Aufstiegen in Folge etablierte sich der Club in der zwieten Liga. In der Saison 1955/56 gelang den Neuenburgern mit dem Torverhältnis von 139:9 eine hervorragende Leistung.
1960 stiegen die Neuenburger wieder auf und hatten auch in der ersten Liga sofort ein Wörtchen mit zu reden. 1966 gelang Xamax nach einem 5:0-Sieg gegen den FC Zug der Aufstieg in die Nationalliga B.
In der Saison 1968/69 stand mit Milorad Milutinovic ein erster grosser Name an der Seitenlinie der Neuenburger. Der Trainer war der Bruder des weltbekannten Bora Milutinovic.
Die Fusion mit dem Rivalen Cantonal
Die Probleme mit dem Spielfeld waren aber noch immer nicht gelöst. Gleichzeitig kämpfte Cantonal Neuenburg mit finanziellen Schwierigkeiten. Und so kam es 1970 zur grossen Fusion, die unter dem Deckmantel «Ehe der Vernunft» zu Stande kam. Die grosse Liebe war es nicht.
Orchestriert wurde der Zusammenschluss vom Neffen von Roger Facchinetti, einem gewissen Gilbert Facchinetti. Doch bevor dieser später Präsident wurde übernahm er zu Beginn das Amt des Sportchefs. Erster Präsident des neuen Clubs Neuchâtel Xamax wurde Gabriel Monachon, der in den Verhandlungen als Mediator wirkte.
Der Aufstieg und Etablierung in der NLA
Ende der Saison 1972/73 stand Xamax endlich als Aufsteiger in die NLA fest. und die Neuenburger sorgten gleich in ihrer ersten Saison in der höchsten Spielklasse für Furore. Das Team erreichte auf Anhieb Platz sieben in der Liga und stiess im Cup bis in den Final vor. Das Endspiel 1974 ging allerdings gegen den FC Sion mit 2:3 verloren.
Die Neuenburger haben übrigens auch ihren weiteren vier Cupfinals verloren. Nach der Pleite 1974 verloren sie 1985 gegen Aarau und 1990 gegen GC. Später setzte es Niederlagen gegen Basel 2003 und noch einmal Sion 2011.
Mitte der 70er-Jahre wurde der Club von Gilbert Gress trainiert, als Spielertrainer und vorerst noch mit mässigem Erfolg. Xamax spielte am unzeren Ende der Nationalliga A gegen den Abstieg. Gress zog es als Trainer zu seinem Stammclub Strassburg, doch die Zeit des Elsässers bei Xamax sollte noch kommen.
In der Saison 1978/79 wurde Xamax von der späteren GC-Manager-Legende Erich Vogel trainiert. Dabei hatte er eine Auswahl von renommierten Spielern in seinem Kader. Von Michel Decastel, über Christian Gross, Hans-Peter «Bidu» Zaugg oder Christian Constantin. Der sportliche Erfolg blieb zwar aus, aber wenn man damals schon gewusst hätte, wie die Karrieren der Herren verlaufen würden...
Ebenfalls im Jahr 1979 übergab dann der bisherige Präsident Gabriel Monachon das Zepter an Gilbert Facchinetti. Es war eine Zeitenwende bei Neuchâtel Xamax.
Gilbert Facchinetti – Mister Xamax
Mister Xamax, wie Gilbert Facchinetti (†) genannt wurde war früher selbst ein begnadeter Fussballer. Er spielte für Servette Genf und hatte später ein Angebot des italienischen Clubs Genoa vorliegen. Doch sein Traum von einer Karriere in der Serie A platzte. Er musste nach dem Tod seines Onkels im elterlichen Betrieb in der Baubranche anpacken.
Facchinetti stand dem Club von 1979 bis 2003 während 24 Jahren als Präsident vor und wurde in der Folge Ehrenpräsident. Unter seine Ägide fallen die grössten Erfolge von Xamax.
Der Unternehmer führte den Verein in der Manier eines alten Patron. Dabei steckte er selbst beträchtliche Summen in den Club, wusste aber gleichzeitig stets die Neuenburger Wirtschaft für Xamax zu begeistern.
Zu Trainer und Mannschaft pflegte er stets einen engen Kontakt und die Veträge schloss er per Handschlag ab. Vor den Heimspielen empfing er das Team jeweils in seiner Villa in Saint-Blaise zum Essen ein.
Gilbert Facchinetti starb 2018 im Alter von 82 Jahren in Neuenburg. Sein Enkel Mikaël Facchinetti spielte in verschiedenen Clubs der Super League, darunter Xamax, Lugano, St. Gallen oder Thun.
Trainerstar Gilbert Gress
1981 kehrte Gilbert Gress ins Stadion de la Maladière nach Neuenburg zurück. Gleich in seiner ersten Saison erreichte er im Uefa-Cup den Viertelfinal, wo das Team am späteren Finalisten HSV scheiterte.
In den 80er-Jahren gehörte Xamax unter Gress zu den Top-Teams der Schweiz. 1985 erreichte das Team den dritten Platz, was fast eine kleine Enttäuschung war. Auf die Saison 1985/96 verstärkten sich die Neuenburger mit dem Uli Stielike, der von Real Madrid in die Schweiz wechselte. Der Mittelfeldspieler war das fehlende Puzzleteil in der Mannschaft von Trainer Gress.
Das Team war mit Spielern wie Karl Engel, Don Givens, Philippe Perret oder Robert Lüthi sowieso schon überdurchschnittlich besetzt. Die Neuenburger erreichten im Uefacup erneut den Viertelfinal und scheiterten am späteren Sieger Real Madrid.
Das Heimspiel auf der Maladière gewann Xamax mit 2:0, es ist bis heute das internationale Highlight. Die Tore erzielten Uli Stielike und Maurizio Jacobacci. das Spiel fand vor 25'500 Fans statt, noch heute der Stadionrekord in Neuenburg. Einer Stadt mit 30'000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Die Meistertitel als Höhepunkt
Ende der 80er-Jahre war Xamax auch national das Team der Stunde. 1987 und 1988 wurden die Neuenburger zwei Mal hintereinander Meister. 1987 feierte das Team einen souveränen Titel mit fünf Punkten Vorsprung auf die Grasshoppers.
Dem zweiten Titel der Vereinsgeschichte folgte ein neuerlicher Exploit im Europacup. Gegen Bayern München gewann das Team von Trainer Gilbert Gress zu Hause verdient mit 2:1. Robert Lüthi und Beat Sutter trafen für Xamax, Lothar Matthäus war für den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgt.
Im Rückspiel in München schnupperte Xamax an der grossen Sensation. Nach 88 Minuten stand es noch immer 0:0, was das Weiterkommen des Aussenseiters aus der Schweiz bedeutet hätte. Ehe Hansi Pflügler und Uwe Wegmann in den Schlussminuten für Bayern München noch zwei Treffer erzielten.
Eine Saison später spielten nur noch 12 Teams in der NLA. Erstmals wurde mit dem neuen Modus mit Finalrunde und Auf-/Abstiegsrunde im Frühling gespielt. Entsprechend enger war das Rennen um den Titel, nach der Qualifikation führte Xamax mit einem einzigen Zähler vor GC. Die Neuenburger provitierten davon, dass das stärkste Finalrunden-Team Servette in der Quali schlecht abgeschnitten hatte, Xamax rettet zwei Punkte Vorsprung.
Nach einem Mittelfeldplatz scheiterte Xamax 1990 wieder nur knapp. Am Ende hatten die Neuenburger nur einen Punkt Rückstand auf Meister GC. Gilbert Gress verliess die Neuenburger und wurde durch Roy Hodgson ersetzt.
Weitere Achtungserfolge im Europacup
Die Neuenburger sorgten weiterhin im Europacup für Furore. Celtic Glasgow wurde 5:1 geschlagen, vierfacher Torschütze der Ägypter Hossam Hassan. Und gegen Real Madrid gab es wieder einen Heimsieg, der grosse Coup bleib nach dem 0:4 in Spanien aber aus.
Hodgson wurde in der Folge Nationaltrainer und Uli Stielike kehrte als Trainer auf die Maladière zurück. Unter dem Deutschen bleib Xamax im Mittelfeld der Tabelle und Gilbert Gress gab 1994 sein Comeback in Neuenburg.
1997 scheiterte das Team dann erneut knapp und belegt hinter dem FC Sion Platz zwei in der Meisterschaft. Nach der Qualifikationsrunde war Xamax noch klarer Leader. Aber die Punkteteilung im Winter und eine starker Finalrunde der Walliser gaben den Ausschlag für Sion.
Im Europacup musste Xamax dann die allererste Heimniederlage einstecken. Gegen Inter Mailand mit dem Brasilianer Ronaldo verlor das Team auf der Maladière mit 0:2.
Der langsame sportliche Niedergang
In den folgenden Jahren rutschte Xamax sportlich immer in die Mittelmässigkeit ab. Nach der Saison 1997/98, als Xamax die Auf-/Abstiegsrunde bestreiten musste, trat Gilbert Gress als Trainer zurück. Auf ihn folgte Alain Geiger, der seine erste Profistation als Trainer antrat. In den ersten beiden Saisons unter Geiger landete Xamax im Mittelfeld, danach zwei Mal in der Auf-/Abstiegsrunde.
2002 ersetzte mit Claude Ryf ein weiterer ehemaliger Spieler Alaine Geiger als Trainer. Im ersten Jahr wurde Xamax unter Ryf überraschend Dritter, dann setzte sich der Krebsgang fort. Die finanziellen Probleme wurden grösser und Gerüchte eines Verkauf des Clubs machten die Runde.
Der Abscheid von Gilbert Facchinetti
Die Aera Facchinetti ging 2003 zu Ende. Nach einem unschönen Machtkampf übernahmen schliesslich zwei lokale Unternehmer 2005 den Club und Sylvio Bernasconi wurde zum neuen Präsidenten. In seiner Amtszeit wurde das neue Stadion Maladière gebaut. In den Jahren 2004 bis 2007 spielte Xamax im Exil in La Chaux-de-Fonds.
2006 steigt Xamax in die Challenge League ab. In der Barrage unterlagen die Neuenburger dem FC Sion (0:0 und 0:3). In der Folgesaison gelang der Mannschaft aber der sofortige Wiederaufstieg. Die Rückrunde der Aufstiegssaison absolvierten die Neuenburger bereits auf dem Kunstrasen ihres neuen Stadion.
Der Club hielt sich in den kommenden Jahren jeweils nur knapp in der Super League. Einem siebten Platz folgten drei achte Plätze in Serie. Die wirtschaftlichen Probleme bleiben und 2011 folgte das traurigste Kapitel in der Geschichte des Vereins.
Der tschetschenische Geschäftsmann Bulat Tschagajew übernahm die Mehrheit der Aktien und sorgte mit skandalösen Aktionen für Aufsehen. So entliess er Spieler und Staffmitglieder aus bösen Launen heraus. Und soll einmal in der Garderobe mit einer Waffe hantiert haben.
Tschagajew führte den Klub in den Konkurs und im Februar 2012 entzog die Swiss Football League dem Club die Lizenz. Der Zwangsabstieg in die zweite Liga war die Folge. Tschagajew wurde verhaftet und später verurteilt und des Landes verwiesen.
Der lange Weg zurück
Der Club wurde neu gegründet. Die erste Mannschaft von Xamax übernahm den Platz des U21-Teams in der zweiten Liga interregional. Es folgte die Fusion mit dem FC Serrières und die Umbenennung in «Neuchâtel Xamax FCS». 2015 stieg der Verein wieder in die Challenge League auf.
In der Saison 2017/18 steigen die Neuenburger wieder in die höchste Spielklasse des Schweizer Fussballs auf. Angeführt wurde das Team vom ehemaligen YB-Spieler Raphaël Nuzzolo, der mit 26 Toren bester Skorer der Liga war.
In der Corona-Saison 2020 steigt Xamax wieder in die Challenge League ab.