Daniel Koch: «Trump- und Putinversteher nehmen Elend in Kauf!»
Während der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump liest Daniel Koch ein Buch. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit dürfen nicht gestrichen werden.
- Eine Kolumne von «Mister Corona» Daniel Koch.
Wie bei seiner Amtseinführung angekündigt, setzt Präsident Donald Trump täglich neue Beschlüsse um.
Einige wenige Multimilliardäre demonstrieren jetzt der Welt ihre Macht. Dass ein wütender, aggressiver Präsident – umgeben von geldgierigen Multimilliardären – die Welt verbessern wird, scheint eher unwahrscheinlich.
An den zunehmenden Naturkatastrophen, seien es Waldbrände, Stürme, Fluten oder Dürren, ist sicher nicht die abtretende Joe-Biden-Regierung schuld.
Die Ursache ist die durch Menschen gemachte Klimaerwärmung. Ob man das wahrhaben will oder nicht. Der Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen ändert das nicht.
An Erfolgen orientieren
Die Gesundheitsprobleme auf dieser Welt dadurch zu lösen, indem man die Weltgesundheitsorganisation WHO oder nationale Gesundheitsbehörden abschafft, ist Unsinn.
Selbstverständlich machen Institutionen auch internationale Fehler und haben ihre Schwächen. Deshalb muss man daran arbeiten, diese Institutionen zu verbessern. Dabei sollte man sich an Erfolgen orientieren, nicht nur an Misserfolgen.
So hat sich zum Beispiel die Kindersterblichkeit weltweit, auch dank WHO und Unicef, seit dem Jahr 2000 grob ausgedrückt halbiert: Im Zeitraum von 1990 bis 2022 sank die durchschnittliche weltweite Kindersterblichkeitsrate bei den unter 5-Jährigen von 93 auf 37 je 1000 Lebendgeburten.
Freunde von Donald Trump: Lieber Lügen und Raketen
Auch Multimilliardäre haben für diese Erfolge viel Geld gespendet. Aber es sind nicht diejenigen, die sich jetzt um Donald Trump scharen.
Diese wollen lieber ungebremst mit ihren Social-Media-Plattformen Lügen in der Welt verbreiten. Und mit Raketen im Weltraum Geld verdienen.
Etwas für Träumer
«Was kümmert uns die Welt, es muss nur uns und unserer Nation besser gehen. Unsere Ziele und Vorstellungen der Welt sind alles, was zählt», sagen jetzt viele «Donald-Trump- und Putinversteher». Oder Anhänger anderer extremistischer Kreise. Dass dadurch Kriege und Elend in Kauf genommen werden, hat die Geschichte längst bewiesen.
Menschlichkeit, Solidarität, Gerechtigkeit
Sich für eine bessere Welt einzusetzen, ist im Moment offensichtlich nur etwas für Träumer.
Trotzdem weigere ich mich, aus meinem Wortschatz die Begriffe Menschlichkeit, Solidarität, Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu streichen.
Während im Fernseher die Amtseinführung des Präsidenten Donald Trump im Hintergrund lief, habe ich, wohl unbewusst, ein Buch in die Hand genommen – und zu lesen begonnen.
«Dieser Sturm geht vorüber»
Ein wunderschönes, tief berührendes Buch, in einer sehr einfachen englischen Sprache. Es heisst: «Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd». Geschrieben und gezeichnet von Künstler Charlie Mackesy.
In diesem Buch fand ich auf drei Seiten folgende Sätze: «Wenn dunkle Wolken aufziehen, hör nicht auf, weiter zu gehen.» Oder: «Wenn die grossen Dinge ausser Kontrolle geraten, konzentriere dich auf das, was du liebst, direkt vor deiner Nase.»
Und zu guter Letzt: «This storm will pass.» Übersetzt: «Dieser Sturm geht vorüber.»
Zum Autor: Daniel Koch war zwischen 2008 und 2020 Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Er ist der Öffentlichkeit als «Mister Corona» bekannt und schreibt nun regelmässig Kolumnen auf Nau.ch. Koch lebt im Kanton Bern und hat im letzten Jahr die Ukrainerin Natalia geheiratet.
