Der Familien-Vernichter
Unser Kolumnist führt keine leichte Klinge in politischen Auseinandersetzungen. Aber eines ist für ihn absolut klar: Die Familie ist off limits.
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Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi schreibt über Angriffe auf Familien von politischen Gegnern.
- Reda El Arbi erlangte als Blogger und Journalist Bekanntheit.
- Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
- Er lebt mit Frau und mehreren Hunden in Stein am Rhein SH.
In einer wirklich hinterlistigen und bösartigen Aktion hat diese Woche der Zürcher SVP-Gemeinderat Derek Richter seine Ratskollegin Julia Hofstetter bei der KESB angeschwärzt, weil deren Tochter an der Klimademo in Bern teilgenommen hatte.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Der Mann will für seine persönliche Profilierung eine Familie zerstören und nimmt dafür die 14-jährige Tochter in politische Geiselhaft. Etwas Widerlicheres habe ich dieses Jahr in der heimischen Politik noch nicht gesehen.
Ich bin ja nicht für meine Samthandschuhe in der politischen Auseinandersetzung bekannt. Ich teile mit dem Zweihänder aus, stecke ein und ich kann auch ziemlich verletzend ad hominem schiessen. Aber eines ist und war immer klar: Die Familie der politischen Gegner ist absolut tabu. Als linke Idioten auf Frau und Tochter von Weltwoche-Journalist Alex Baur losgingen, hab ich Stopp gesagt. Ich lasse keine Angriffe auf Roger Köppels Frau oder Kinder in meinen Kommentarspalten zu. Als einige aufgeblasene Journalisten sich nach einem Zwischenfall mit dem Gesetz auf die Jagd nach Ueli Maurers Sohn machten, hab ich verbal ein paar Sätze heisse Ohren verteilt.
Nicht so bei Richter. Ihm ging es nicht um das Kindswohl, das haben zum Glück auch die Profis von der Zürcher KESB schnell gemerkt. Trotzdem mussten sie, wie bei jeder Gefährdungsmeldung, die Umstände abklären und verheizten so Ressourcen, die sie eigentlich für andere, echte Notfälle brauchten. Richter hat also mit seiner Lüge, seiner miesen Falschanschuldigung, Kinder gefährdet, die WIRKLICH in Gefahr sind.
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Derek Richter ist einfach zu feige, um seiner Ratskollegin ins Gesicht zu schauen und ein Gespräch zu suchen. Stattdessen missbraucht er deren Tochter, um einen billigen, aber extrem zerstörerischen Schlag gegen eine Familie zu führen. Das verletzt die Werte seiner eigenen Partei, die die Familie immer hochgehalten und geschützt hat. Aber Derek ist bekannt für seine Übergriffe in die Privatsphäre, hat er doch vor einiger Zeit bereits die privaten Kontaktdaten einer anderen Politikerin dem rechtsextremen Mob zugänglich gemacht.
Kann man machen. Man ist dann einfach ein Feigling. Gerade, wenn man sich wie Richter auf Twitter «Paläolibertär» nennt, also eigentlich alle staatliche Einmischung ablehnt. Trotzdem bekam er für seine feige, hinterf**ige Aktion Rückendeckung aus der Zürcher SVP: Gerade Mauro Tuena hält dem Derek die Stange. Dabei sollte es Mauro besser wissen, habe ich doch in meiner Zeit als Lokaljourni in Zürich die eine oder andere Geschichte aus seinem Nachtleben versenkt, weil ich überzeugt war, dass auch Politiker das Recht auf ein Privatleben haben.
Also, liebe SVP, um es auch für eine eher archaische Partei verständlich zu machen, benutz ich eine Box-Metapher für den politischen Schlagabtausch:
- gegen den Kopf (fehlender Intellekt) - Ok.
- gegen die Brust (falscher Stolz) - Ok.
- in den Magen (fehlende Empathie) -Ok.
- in die Eier (auf die Familie) - NICHT OK.
Für die politische Karriere von Richter, der bereits einmal abgewählt wurde, ist die neueste Aktion vielleicht nicht so gut. Nur noch die widerwärtigsten Hassbratzen werden ihn ein weiteres Mal wählen. Die anständigen SVP-Wähler werden keinen Politiker unterstützen, der Kinder für seine eigene Profilierung benutzt und Familien zerstören will. Jetzt brauchts nur noch eine Einsicht der SVP, dass sie solche Feiglinge nicht wirklich brauchen kann.
PS: Alle Kommentare gegen die Familie werden gelöscht, die Session-IDs der KommentatorInnen gesperrt.
Zum Autor: Reda El Arbi ist 51-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und mehreren Hunden in Stein am Rhein SH.