Halleluja-Kolumnist: Ist die Bibel voller Widersprüche?
Im heutigen «Wort zum Freitag» behauptet unser Kolumnist vollmundig, in der Bibel liege die grösstmögliche Kraft des Universums.
Das Wichtigste in Kürze
- Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
- Schreiben Sie uns Ihre Meinung in den Kommentarspalten.
- Den Autoren erreichen Sie für Fragen und Anregungen direkt per E-Mail unter [email protected].
Ein steiler Einstieg für alle Bibelfreunde: Ja, in der Bibel gibt es Widersprüche.
Zum Beispiel beim Stammbaum von Jesus: Von welchem Sohn Davids stammt Jesus ab? Wir finden Unterschiede: Einmal ist Salomo Vorfahre von Jesus (Matthäus 1,6) – einmal Salomos Bruder Nathan (Lukas 3,31).
Schräg. Und das will Gottes Wort sein, wenn nicht mal der Stammbaum von Jesus passt?
Von welchen Widersprüchen reden wir?
Zunächst sollten wir uns fragen, welche Art von Gegensätzen in der Bibel auftreten. Es sind einerseits Zahlenwidersprüche zu finden, die in neuen Übersetzungen längst korrigiert wurden.
Dann gibt es vermeintliche Widersprüche, die aber gar keine sind – sobald wir Zusammenhang und Hintergrund verstehen.
Und weiter können auch Gegensätze entstehen, wenn verschiedene Erzähler eine Begebenheit unterschiedlich oder nur teilweise wiedergeben.
Wie entstand die Bibel?
Viele Autoren haben während mehr als tausend Jahren Texte verfasst, die man etwa 120 Jahren nach Christus zur heute bekannten Bibel zusammenfasste.
Die ursprünglichen Schriften wurden in Hebräisch, Aramäisch oder Griechisch geschrieben – dann auf Lateinisch übersetzt, bevor sie zum Beispiel Martin Luther in die deutsche Sprache gebracht hat.
Jedes Exemplar musste von Hand abgeschrieben werden. Da können Fehler passieren. Sind Kopierfehler relevant? Ist etwa die Bundesverfassung ungültig, wenn sich ein Kopierfehler eingeschlichen hat?
Natürlich nicht. Der Fehler wird korrigiert und alles ist gut. Genauso ist es bei der Bibel auch.
Verschiedene Erzähler und Blickwinkel
«Widersprüche» können entstehen, wenn verschiedene Blickwinkel der Erzähler ins Spiel kommen.
Ein Beispiel: Gleichzeitig zu Jesus wurden zwei Verbrecher gekreuzigt, die Jesus verspotteten. Haben ihn beide Verbrecher verspottet? Ja, lesen wir im Markus-Evangelium. Nein, schreibt Lukas. Einer habe ihn verspottet, der andere habe derweil Jesus verteidigt.
Was ist nun wahr? Beides. Zuerst verspotteten beide Jesus. Später kam der eine zur Besinnung und verteidigte Jesus. Markus hat das vermutlich nicht mehr gehört und darum nicht aufgeschrieben.
Wahrheit im menschlichen Kleid
Wie wunderbar! Gott lässt die Heilige Schrift von Menschen schreiben und nimmt in Kauf, dass sich unterschiedliche Blickwinkel bilden, über die es sich kontrovers diskutieren lässt.
Die göttliche Wahrheit in menschlichem Kleid und damit auch fehlerbehaftet. Warum hat Gott nicht jeden Buchstaben selber verfasst? Oder warum hat sein Sohn Jesus hier auf der Erde nichts selber aufgeschrieben?
Ach, ja. Kleiner Einschub zu Jesus und dem Dilemma mit seinem Stammbaum: Biologisch stammt Jesus nur von der Jungfrau Maria ab und somit von Nathan. Rechtlich indes ist Josef sein Pflegevater und Jesus somit Nachkomme von Salomo.
Es stimmt also beides – je nach Sichtweise. Aber vielleicht finden Sie das fadenscheinig. Jemand hat mal gesagt: «Christen bringen es fertig, zu erklären, warum ein Kreis plötzlich als Rechteck beschrieben wurde.»
Gott will eine Freundschaft
Für mich passt es wunderbar zum Gott der Bibel, dass er uns nicht alles pfannenfertig diktierte, sondern uns durchaus kontroverse Fragen zumutet.
Denn er hat uns Menschen keinesfalls dazu kreiert, dass wir nur seiner exakten Betriebsanleitung folgen können. Nein, er hat uns erschaffen, weil er eine Beziehung mit uns will. Eine Freundschaft.
Und eine Freundschaft besteht nicht aus Direktiven. Die Bibel soll uns in erster Linie aufzeigen, wie wundervoll Gott, sein Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist sind. Und wie fest uns Gott liebt.
Ein Buch voller Kraft
Wer der Bibel nicht glaubt, wird wegen dieser Kolumne kaum zum Bibelglaubenden. Dafür braucht es mehr als meine Worte.
Und Gott sei Dank gibt es ja viel mehr als meine Worte: Ich glaube, dass in der Bibel die grösstmögliche Kraft des Universums steckt.
Wer also der Bibel eine Chance gibt, sie liest, wird die Kraft Gottes darin erkennen.
PS: Falls Sie einen Kommentar schreiben möchten, dürfen Sie das gerne tun. Für Fragen an mich bitte ich Sie, mir ein E-Mail ([email protected]) zu senden.
Zum Autor:
Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet, Vater von zwei Buben, hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketingagentur «RatSam».
Sam liebt seine Familie, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.