#JeSuisLaederach: Rimoldi kontert Reda El Arbi
Nicolas A. Rimoldi wehrt sich gegen die Vorwürfe von Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi. Er meint: Wer verunglimpfe statt argumentiere, schade der Demokratie.
Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Reda El Arbi kritisierte den Jungfreisinnigen Nicolas Rimoldi scharf.
- In dieser Gegendarstellung erklärt er seine Haltung zur Läderach-Absetzung durch Swiss.
Ich habe wohl einige wunde Punkte getroffen. Ein «Satiriker», der für seine vulgären Ausfälle – er bezeichnet Andersdenkende oftmals als «Parasiten»- bekannt ist, tut, was er am besten kann: er diffamiert alle, die eine andere Meinung haben. Dies geschieht in einer rhetorisch schwachen Schmähschrift, die vor Ungenauigkeiten, Trivialitäten und falschen Darstellungen strotzt. Quellen, worauf sich die aberwitzigen Aussagen wie in meinem Fall der lächerliche Vergleich zur Sklaverei stützen, existieren nicht.
Dieser Autor ist jedoch Ausdruck einer Krise der Demokratie, der zunehmenden Verrohung der Sitten. Die Demokratie lebt vom Austausch. Je vielfältiger sich das Mosaik der Meinungen gestaltet, desto bunter und heller strahlt sein Schein. Als Liberaler anerkenne ich den Wert jeder Meinung. Die dauerempörten Wutbürger bekämpfen missliebige Äusserungen zunehmend erbarmungsloser. Wo bleibt die vielbeschworene Toleranz?
#JeSuisLäderach
Die Causa Läderach offenbart die Heuchelei der Intoleranten. Der legale Gebrauch der Redefreiheit Herrn Läderachs wird hier als illegale, sexuelle Belästigung dargestellt. Ein grotesker Vergleich. «Penis ins Gesicht stecken» ist Code für eine Meinung äussern und unterstützen. In arroganter und despotischer Manier wollen die El Arbis dieser Welt konsultiert werden, bevor man eine Meinung öffentlich kundtut.
Widerspruch und unangenehme Äusserungen werden nicht toleriert. Auf hässliche Worte folgt Gewalt. Der selbstgefällige Mob verwüstete Filialen Läderachs und ruft zum Boykott auf. «Kauft nicht bei Läderach!». Solche dunklen Methoden gehören in den Mistkübel der Geschichte. El Arbi scheint das egal zu sein. Sie sind einer freien Gesellschaft unwürdig. Darunter leiden zudem besonders unbeteiligte Arbeitnehmer.
Mein Aufruf im Internet, Herrn Läderachs Weltanschauung weiterhin zu tolerieren, auch wenn ich mit ihr Mühe bekunde, genügte dutzenden Personen, ihre Fratze der vermeintlichen Toleranz krachend fallen zu lassen. Ein Reigen an Schimpftiraden setzte ein. Ironischerweise exakt von jenen, die vorgeben, mit der Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm gegen «Hass, Hetze und Diskriminierung» zu kämpfen. Der Liberale hingegen verbietet nicht im Strafrecht, was ihm nicht passt. «Halt die Fresse» twittert ein Zürcher SP-Kantonsrat, weil ihm eine Meinung nicht passt. So reden Despoten.
Sittenverrohung - Wohin führt das?
Die Gesinnungswachen schnüren das Korsett des «Sagbaren» eng und enger. Schwarz-Weiss-Denken wird salonfähiger. Wann war die Meinungsfreiheit derart unpopulär? Ist die freie und vielfältige Gesellschaft ein Auslaufmodell? Das will ich als Liberaler nicht akzeptieren. Es ist die Pflicht eines jeden Demokraten, Angriffe aller Seiten gegen unsere Freiheitsrechte abzuwehren. Herrn El Arbi scheint auch das egal zu sein. Er marschiert lieber mit dem Mob.
So ist auch die Gewerbefreiheit konsequent zu achten. Ein freiheitsliebender Mensch würde der deutschen Airline Swiss nie vorschreiben, mit wem sie Verträge eingeht. Ein freiheitsfeindlicher Mensch jedoch tut genau das. Kritik an unternehmerischen Entscheiden muss in einer freien Demokratie weiterhin möglich sein, ohne unentschuldbare Hass-Attacken erwarten zu müssen. Die Grösse der gesellschaftlichen Toleranz misst sich an der Fähigkeit, Widerspruch und Kritik zu handhaben.
Wo bleibt der politische Anstand?
Wenn sachliche Argumente fehlen, gerät die Person des politischen Gegners ins Fadenkreuz. Andersdenkende werden persönlich beleidigt, weil sie eine andere Meinung vertreten. Das Ziel des intoleranten Mobs ist geistige Einfalt, die Strategie durchsichtig: Weil er die sachliche Debatte nicht gewinnen kann, versucht er sie zu verbieten, den politischen Gegner zu diffamieren, mundtot zu machen. Nur die eigene Weltanschauung ist legitim und darf existieren.
Motiviert durch ein Gefühl moralischer Überlegenheit, gepaart mit einem ungesunden Mass an Selbstherrlichkeit, erdreisten sich die Intoleranten, anderen vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu leben haben. Die als Monstranz vor sich hergetragene Toleranz reicht genau besehen nur so weit wie der eigene Standpunkt. Andersdenkende sollen in wüster Manier zum Schweigen gebracht werden. Der Mob ruht erst, wenn die persönliche Integrität des Gegners zerstört wurde. Faschismus in Reinform.
Für mehr Toleranz!
Der Liberale ist das Feindbild der Intoleranten, weil er die Debatte liebt und anderen das Leben gönnt, dass sie für sich ausgesucht haben und selbst verantworten. Das reicht heutzutage schon, um einen Shitstorm zu erhalten. Äussert man beispielsweise Bedenken an der Häufung linksextremer Gewalt, folgt postwendend der Vorwurf, man wolle Rechtsextremisten schützen. Gegen diese negativen Entwicklungen wehre ich mich. Der Liberale streitet für die Freiheit aller, auch und besonders jener, die im Meinungskorsett der Intoleranten kein Existenzrecht geniessen.
Hüben wie drüben: Die Stunde ist bereits spät, gegen die Sittenverrohung anzutreten. Wollen wir eine Debattenkultur, in welcher es geduldet wird, Andersdenkende für ihre Meinung persönlich anzugreifen, Meinungen in totalitärer Manier als illegitim zu brandmarken, anstatt ruhig, konstruktiv und mit sachlichen Argumenten den eigenen Standpunkt zu vertreten? Auf keinen Fall. Es obliegt nun allen Demokraten, für die Grundwerte unseres Staates einzustehen. Starke Freiheitsrechte schützen uns alle.
Zum Autor: Nicolas A. Rimoldi ist 25-jährig und kommt aus Luzern. Er studiert Sozialanthropologie sowie Geschichte und arbeitet an einer Migros-Kasse. Zudem ist er Kampagnenleiter der eidg. Volksinitiative «für eine sichere und vertrauenswürdige Demokratie (E-Voting-Moratorium)».