LGBTQIA+-Blog: Mit Tinder-Date Marc landete ich im McDonald's-Himmel
Marc ist extrem heiss, extrem trainiert, extrem lieb und extrem ungeoutet. Anzeichen für einen typischen Fuckboy – zunächst. Teil 3 von Lucas' LGBTQIA+-Blog.
Das Wichtigste in Kürze
- Lucas (Anfang 20) lebt in der City und nennt sich selbst ein Träumer der Extraklasse.
- Gerade heraus gibt er einen Einblick in die Extremen der Generation Z und LGBTQIA+-Welt.
Ohaaa, dachte ich mir schon beim ersten Blick auf Marcs Tinderprofil. Extrem nice. This Boy gets a Like. Und zägg, Match.
Ich bereute es schnell. Der Chat war langweilig und Marc die ganze Zeit übermässig lieb. Schon fast hätte ich ihn wieder geghostet, da wurde er plötzlich eine Stufe direkter.
Ob wir uns treffen wollen, ich könne ja zu ihm nach Luzern kommen.
Goodbye, dachte ich mir, denn Fuckboys habe ich genug erlebt. Na ja, obwohl ich die Antwort schon kannte, schrieb ich zurück: «Was willst du machen?» Er will spazieren gehen – am See. Ich war angetan. Nicht nur, weil ich ihn offensichtlich falsch einschätzte, sondern auch weil er an den See will – Forever See-liebi.
Raucher sind für Marc ein No-Go
Am Wochenende darauf trafen wir uns also am Bahnhof. Er war auch in echt ein extrem schöner Anblick. Wir liefen am See entlang und redeten über dies und das. Er erzählte mir extrem viel von seinem Trainingsprogramm. Und ich erzählte ihm, wie extrem gut ich es finde, dass das ihm bei seinem Freund egal ist. Doch Rauchen sei ein Tabu für ihn.
Zum Glück hatte er bis dahin noch nicht mein Zigipäckli in der Lederjacke bemerkt. Ich weiss ganz ehrlich nicht, ob ich für einen Typen das Rauchen aufgeben könnte. Aber ich entschied mich, es für dieses Date sein zu lassen.
Nach einer halben Stunde wollte ich nicht mehr. Also laufen. Wir suchten uns eine Parkbank mit Seesicht. Ihr wisst warum.
Vom Small zum Big Talk
Weil er mir etwas zu viel Small-Talk-Themen auftischte, beschloss ich einfach selber, das Gespräch in Big Talk umzuwandeln. Schliesslich war es Zeit für die Top Drei.
Das sind die drei Themen, über die jeder Schwule beim Dating irgendwann redet. Facts. Immer und ausnahmslos. Und zwar wird über Sexualität, Coming-out und Top, Bottom oder Vers gesprochen.
Marc war bisexuell, komplett ungeoutet und angeblich nur top. Typischer Fuckboy, dachte ich mir wieder. Denn davon gibt es – meiner Erfahrung nach – so viele: Typen, die bi und ungeoutet sind und deshalb nie mehr als Sex wollen.
Ich hatte schon kurz nach meinem ersten Treffen mit einem Mann meinen Freunden von meiner Sexualität erzählt, weshalb ich nicht so begeistert war von Marcs Top Drei. Doch er rettet sich schnell: Er möchte sich ja outen, nur habe ihm bisher dafür der richtige Typ gefehlt.
Küssen macht hungrig
Marc schaut sich um – bis zu diesem Zeitpunkt störten uns die ganze Zeit irgendwelche Leute in der Nähe, aber gerade war niemand zu sehen. «Das wollte ich schon die ganze Zeit machen», sagt er und drückt seine Lippen auf meine.
Ohhh my, der Kuss war extrem heiss. Er dauerte nicht lange, aber genug, um Eindruck zu hinterlassen. In meinem Bauch tat sich etwas.
Baby chill – ich hatte nur Hunger. Cheeseburger geht immer. Also los zu McDonald's.
Während wir zurücklaufen, beginnt es zu regnen. In Strömen. Wir rennen – Hand in Hand –in Richtung McDonald's. Ganz schön kitschig, im Nachhinein betrachtet.
Klatschnass dort angekommen bestelle ich zwei Cheesies und wir setzen uns in die obere Etage. Es ist keine Menschenseele im Restaurant. Wir essen also alleine. Einen Burger später muss ich auf die Toilette, Händewaschen, nach McDonald's immer ein Muss.
Zu zweit auf dem WC
Während ich so am Lavabo stehe, kommt Marc hinein. Er lächelt mich verschmitzt an. «Mir ist aufgefallen, dass hier niemand sonst ist.» Die Tür fällt zu.
15, 20, oder 25 Minuten später kommen wir wieder raus. Irgendwie haben wir die Zeit vergessen …
Oh, und keine Angst, wir haben den McDonald's nicht entweiht. Doch für einen kurzen Moment fühlte ich mich dort, im WC des McDonald's Luzern wie im siebten Himmel.
Marc hat mich danach bis zu meinem Zug gebracht und mit einem Kuss verabschiedet. Das nächste Mal wolle er zu mir kommen, versichert er mir noch, bevor die Schiebetür zufällt.
Doch dafür brauche ich einen Teil 2.
Über Lucas: Der Anfangszwanziger lebt in der City und nennt sich selbst ein Träumer der Extraklasse. Gerade heraus schreibt er über sein junges Leben und gibt einen tiefen Einblick in die Extremen der Generation Z und LGBTQIA+-Welt.
Für die ältere Generation: Wörterkatalog Generation Z
Match: Wenn zwei Personen sich auf einer App gegenseitig liken, ist es ein Match.
Geghostet: Jemanden blockieren, löschen, den Kontakt abbrechen.
Fuckboys: Typen, die nur Sex wollen.
Coming-out: Eine Handlung, welche die Gesellschaft allen nicht heterosexuellen Menschen aufzwingt, da sie nicht den Erwartungen entsprechen/nicht gleich sind wie sie.
Top/Bottom/Vers: Wer gibt, wer hinhält, wer beides macht.
Ungeoutet: Noch ohne Coming-out.
«Baby chill.»: «Entspann dich.»