«Schaumkuss statt Mohrenkopf ist Frage des Willens»

Dani Wyler
Dani Wyler

Wil,

Auch mit Sprache kann man Leuten weh tun. Ein Gastbeitrag von Fussball-Kommentatoren-Legende Dani Wyler (68).

Dani Wyler
Seine Stimme kennt jeder Fussball-Fan. Dani Wyler kommentierte jahrelang Fussballspiele für das Schweizer Fernsehen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Dani Wyler war von 1988 bis 2017 für das Schweizer Radio und Fernsehen tätig.
  • Heute leitet Wyler die Kommunikation beim FC Wil und kommentiert für Teleclub.
  • In seinem Gastbeitrag schreibt Wyler über Rassismus in der Schweiz.

Die Schweiz ist kein rassistisches Land. Die Grundlagen unserer Verfassung sehen ein Zusammenleben ohne Diskriminierung vor.

Aber es gab und gibt Rassismus in der Schweiz und damit auch verletzende Begriffe. «Gschtampfte Jud» war (ist?) in der Armee die Bezeichnung für Fleischkonserven. Das wird von allen toleriert!

«Lueg de Schoggichopf» - wer von uns hat das noch nie gehört oder gesagt?

«Drecksjugo», «Tschingg», «Neger». Wen es betrifft, den schmerzt es.

Auch mit Sprache kann man weh tun! Und es gibt immer noch Affenlaute in den Fussballstadien zu hören.

Wie gefällt Ihnen der Gastbeitrag von Dani Wyler?

Es ist ein sehr subtiler Rassismus, weil wir ihn sozusagen verinnerlicht haben. Er lebte schon immer mit uns. Wir haben uns nur nicht damit auseinandergesetzt, weil es «Normalität» ist. Aber man kann ja dazulernen!

Zu dieser Diskussion gehört auch, dass unsere Geschichte umfassender dargestellt werden muss.

Auch die Schweiz hat von Sklavenarbeit profitiert

Die heutige Schweiz ist reif genug, um sich auch mit für uns unangenehmen Fakten aus unserer Vergangenheit zu befassen. Und vielleicht Lehren daraus zu ziehen.

Auszug aus einem Tagi-Artikel.
Auszug aus einem Tagesanzeiger-Artikel. - tagi.ch

Natürlich ist nicht Jede oder Jeder, die eines dieser Wörter benutzen, ein «Rassist» im herkömmlichen Sinn. Zum Glück nicht! Man sollte sich einfach der Wirkung solcher Worte bewusst sein.

Nutzen wir doch diese ausserordentliche Zeit auch zum Nachdenken über solche Dinge des Zusammenlebens.

Ich frage mich einfach: warum soll man einen Begriff belassen, wenn er verletzend wirkt auf einzelne Menschen?

Ist es so schwierig, von «Mohrenkopf» auf beispielsweise «Schaumkuss» zu wechseln? Seien wir ehrlich: es ist doch nur eine Frage des Willens!

Dani Wyler
Kult-Kommentator Dani Wyler. Er war nach Beni Thurnheer der dienstälteste SRF-Fussballkommentator. - zvg

Niemand leidet, wenn dieses feine Ding künftig «Schaumkuss» genannt wird. Aber ein paar Menschen leiden weniger, wenn sie «Mohrenkopf» nicht mehr hören oder lesen müssen.

Nein, der Rassismus wäre mit dieser Namensänderung nicht weg. Aber es wäre ein kleines humanes Signal….

Es geht um Anstand und Respekt den Mitmenschen gegenüber. So, wie es unsere Verfassung vorsieht.

Diesen Respekt und Anstand wollen wir alle ja auch erleben.

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