Yoga

Schulreform: «Yoga für Lehrpersonen führt zu keiner wirksamen Wende»

Clarita Kunz
Clarita Kunz

Goldküste,

Obwohl Lehrpersonen Schülern achtsam begegnen und es immer mehr Personal und mehr Therapien in den Klassenzimmern gibt, geht die Motivation verloren.

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Clarita Kunz ist Pädagogin, Buchautorin und Nau.ch-Kolumnistin. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Unser Schulsystem ist veraltet und verkrustet, schreibt Clarita Kunz.
  • Eine wirksame Wende herbeizuführen sei nicht kompliziert, und brauche auch nicht 20 Jahre.

«Das Schulsystem ist veraltet, völlig verkrustet, weder zeitgemäss noch zukunftstauglich, bremst Lernfreude und Motivation und wird der zunehmenden Heterogenität der Kinder und Jugendlichen nicht mehr gerecht», heisst es nicht nur im Jargon.

Dass zu viele Lernende die Mindestlernziele nicht erreichen, ist bekannt. Seit Langem werden Massnahmen ausgedacht, um dies zu ändern. Neue Ideen werden bejubelt. Doch neue Besen kehren nicht immer besser.

Zu wenige geben zu, dass die Reformen bisher nicht genügend effizient waren. Vielmehr werden die Missstände als selbstverständlicher Status quo betrachtet, mit dem sowohl Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrpersonen und die ganze Gesellschaft zu leben hat.

Insbesondere einige Politikerinnen und Politiker des rechten Lagers ignorieren die veränderte Situation der Schulen komplett und meinen lediglich: «Wozu etwas ändern – wir sind doch recht herausgekommen.»

Ungeachtet der Tatsache, dass es bereits im Kindergarten sehr grosse Unterschiede in Bezug auf die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gibt – Remo Largo sic! – stecken sie den Kopf in den Sand und beharren auf konservativen, wenig zukunftstauglichen Meinung.

Sollen Kinder im gleichen Tempo frontal unterrichtet werden?

Egal wie unterschiedlich (schnell) Kinder und Jugendliche lernen: Frontal unterrichten wird auch in den existenziell wegweisenden Fächern Deutsch und Mathematik mit aller Kraft verteidigt.

Motivation zum Lernen geht leider verloren

Mangels zukunftstauglicher Ideen unterstützen sie die soeben eingereichte kantonalzürcherische Initiative zur Weidereinführung von Kleinklassen. Sie befürworten, dass Kinder und Jugendliche aus Klassen – sprich: Gemeinschaften – ausgeschlossen werden.

Dass das weh tut, dass die Motivation zum Lernen verloren geht, dass junge Menschen deshalb Suizidgedanken hegen, wird mit dem Argument gerechtfertigt, es sei schon immer so gewesen. Das ist einfallslos und für die Schulkarriere der Jugendlichen fatal.

Ja, das Schulsystem ist veraltet und verkrustet. Für eine wirksame Wende braucht es jedoch kein «Mehr desselben».

Es braucht weder «einen sehr langen Atem», mehr Geld, mehr Zeit, noch mehr Personal im Klassenzimmer. Es braucht weder Yoga für Lehrpersonen noch Waldbaden, weder Schulhunde und keine Schulseelsorge.

Sehr viele Kinder wären in der Lage

Eine wirksame Wende herbeizuführen, ist nicht kompliziert, braucht nicht noch 20 Jahre. Und ist nicht zu teuer. Warum? Weil die Voraussetzungen dafür bereits vorhanden sind: Schulen verfügen über wunderbar anschauliche Lehrmittel, die sich für individuelles Lernen bestens eignen.

Sehr viele Kinder wären in der Lage, den Stoff ohne Mithilfe der Lehrpersonen zu erarbeiten – mit und ohne digitale Unterstützung. Digitale Medien im Unterricht einsetzen ist sinnvoll, weil sie viel mehr Geduld haben als eine Lehrperson und schnell neutrale Rückmeldungen über den Lernerfolg geben.

Schüler
Schülerinnen und Schüler nehmen im Klassenzimmer einer 9. Klasse am Unterricht mit Hilfe von Laptops und Tablets teil. - Marijan Murat/dpa

Lernende ausschliesslich sich selbst oder dem Computer zu überlassen, ist damit aber nicht gemeint. Lernen braucht Beziehung. Doch diese leidet aktuell, da Lehrpersonen zu viel vorgeben.

Kinder wehren sich innerlich gegen diese übertriebene Bevormundung und leisten zu wenig.

Die zukunftstaugliche Schule lässt in den Selektionsfächern Deutsch und Mathematik individuelles Lernen zu, auch das Schuljahr übergreifend, und ermöglicht damit die Inklusion, die 2005 vom Volk angenommen wurde: «Schülerinnen und Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen werden, wenn möglich, in der Regelklasse unterrichtet.»

No child left behind – packen wir's an!

Zur Person: Clarita Kunz ist Pädagogin/Autorin aus Erlenbach ZH.

Kommentare

User #6320 (nicht angemeldet)

Das jetzige Schulsystem erlebt einen veritablen crash. Den Lehrern fehlt es an Motivation, die Eltern sind allgegenwärtig und statt auf eine einheitliche Linie zu achten, wird Geld und Zeit dafür verschwendet, auf einzelne Bedürfnisse einzugehen. Man kann es nicht jedem recht machen. Ein weiteres Problem stellt die Ausbildung der angehenden Lehrkräfte dar. Die nötige Ausbildung ist viel zu kompliziert aufgebaut und versucht Quereinsteiger zu verhindern. Anscheinend ist die politische Gesinnung wichtiger als kompetenz und sachliche Fähigkeiten

User #5522 (nicht angemeldet)

Unsere Kinder seine keine Versuchs-Labormäuse. Leider hat das Konzept schon in vielen Ortschaften und Schulen nicht funktioniert und wurde wieder abgeschafft. Auch unsere Kinder haben beide Systeme durchgemacht und studieren heute. Selbststudium an der Primarschule lehnen sie ab.

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