Tom Berger (FDP) fordert einen «Gastrosommer»
Tom Berger fordert, dass die Rahmenbedingungen für die Gastronomie gelockert werden. Zudem soll in Städten mehr Platz im öffentlichen Raum verfügbar sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Rahmenbedingungen für die Gastronomie sollen gelockert werden.
- Die Städte sollen im öffentlichen Raum mehr Platz zur Verfügung stellen.
- Das schreibt der Berner Stadtrat und Co-Präsident der Bar- und Clubkommission, Tom Berger.
Der Lockdown trifft viele Menschen und Branchen hart. Mitunter am stärksten betroffen ist die Gastronomie. Restaurants, Bars, Clubs und Konzertlokale mussten vor allen anderen schliessen und werden wohl zu den letzten gehören, welche wieder normal werden arbeiten können. Gefragt sind nun kreative Lösungen und liberale Rahmenbedingungen.
Nach Wochen der kompletten Schliessung werden Wochen folgen, in welchen die Bewirtung von Gästen, wenn überhaupt, dann nur unter strengen Auflagen und mit entsprechenden Umsatzeinbussen möglich sein wird. Dies trifft auch das Personal sowie Künstlerinnen, Freischaffende, Musikerinnen und viele weitere, welche auf eine funktionierende Gastro- und Kulturbranche angewiesen sind.
Dezentrale Projekte
Die Kurve konnte abgeflacht werden. Die vom Bund beschlossenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben Wirkung gezeigt. Auch wenn unser Fokus weiterhin darauf gerichtet sein muss, eine zweite Welle zu verhindern, gilt es das Land langsam und schrittweise aus dem Lockdown zu führen. Nun ist klar, dass es im Sommer 2020 keine Grossveranstaltungen geben wird. Stadt- und Quartierfeste, Musikfestivals, Kultur- und Sportveranstaltungen wurden abgesagt.
Zeitgleich verdeutlicht sich, dass internationale Ferienreisen in diesem Jahr gar nicht oder nur unter stark erschwerten Bedingungen möglich sein werden. Die Schweizerinnen und Schweizer stellen sich auf einen Sommer in der Heimat ein. Es ist damit zu rechnen, dass dadurch der Druck auf touristische Regionen, so auch die Städte, wachsen wird. Ein Sommer ohne Espresso auf der Piazza in Mailand.
Wann wir unsere Ferien das nächste Mal im Ausland verbringen können, steht in den Sternen. Aber unsere Städte, Quartiere, Plätze und Pärke haben durchaus das Potential, das mediterrane Lebensgefühl zumindest teilweise zu ersetzen.
Die Stadt Bern hat kürzlich bewiesen, dass es möglich ist, rasch und unbürokratisch neue Wege zu finden. Die traditionsreichen Berner Wochenmärkte können nun wieder stattfinden. Jedoch dezentralisiert und über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Stadt einem grossen Markt auf einem zentralen Platz stehen in der ganzen Stadt verteilt einzelne Marktstände. Der öffentliche Raum wird temporär zur Nutzung freigegeben. Ein grosser Schritt in die richtige Richtung.
Vorbild Litauen
Vergleichbare Lösungen braucht es nun in einem weiteren Schritt auch für die lokalen Gastronomiebetriebe. Die litauische Hauptstadt Vilnius hat entschieden, zusätzliche Freiflächen zur Nutzung durch Restaurants, Bars und Cafés freizugeben, damit diese unter Einhaltung der gesundheitlichen Vorgaben wie „physical distancing“ wirten können. Solche Lösungen braucht es auch für die Schweizer Städte.
Temporär mehr Platz für die Aussenbewirtung zu haben, ist das eine. Es wäre aber allen voran in urbanen Lebensräumen wünschenswert, wenn Restaurants, Bars, Clubs und Konzertlokale von liberaleren Rahmenbedingungen profitieren könnten.
Dass im Zentrum der Bundesstadt bis heute eine Mittagsruhe verordnet werden kann, ist nur ein Beispiel von vielen, welches verdeutlicht, dass diverse Gesetze und Verordnungen noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind.