Zeno Staub (Die Mitte): «Guten und sicheren Strom für alle»
Im Gastbeitrag erklärt der abtretende Vontobel-CEO und Mitte-Nationalratskandidat Zeno Staub, wie die Schweiz in Sachen Energieversorgung vorwärtskommt.
Das Wichtigste in Kürze
- Für eine sichere Versorgung wird die Schweiz bis 2050 rund 50 Prozent mehr Strom brauchen.
- Die Rahmenbedingungen müssten vereinfacht, die Bewilligungsverfahren beschleunigt werden.
- Im Gastbeitrag erklärt Nationalratskandidat Zeno Staub, wie die Schweiz vorwärtskommt.
Wir werden zu wenig guten und sicheren Strom haben: Um unseren Alltag und unsere Freizeit wie gewohnt und zu vernünftigen Kosten leben zu können, um unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand zu erhalten und um unsere Unabhängigkeit in der Mitte von Europa schützen zu können.
Für die von Stimmvolk beschlossene Umstellung auf eine klimaneutrale Energieversorgung bis 2050 werden wir 50 Prozent mehr Strom brauchen als heute. Die Stromlücke ist im Winter am grössten, dann sind wir bereits heute auf Importe angewiesen. Importe werden in Zukunft jedoch schwieriger, auch weil unsere Nachbarn selber mehr Strom brauchen werden.
Handeln wir jetzt nicht entschieden, gefährden wir unsere Lebensqualität, machen uns als Land erpressbar und verraten die Verpflichtung gegenüber unseren Kindern, ihnen eine nachhaltige und eigenständige Energie-Schweiz übergeben zu können.
Aufbau alternativer Energiequellen beschleunigen
Warum? Unsere aktuelle Energiepolitik will mit Energieeffizienz, der Förderung von alternativen Energien und dem Ausstieg aus der Kernenergie Klimaneutralität erreichen. Wir machen auf der Energieeffizienz gute Fortschritte, wir brauchen aber immer mehr Strom.
Im Aufbau der alternativen Energiequellen sind wir viel zu langsam. Die Kernkraftwerke laufen mit einer Ausnahme weiter, wir haben uns aber ein Technologieverbot auferlegt. Unser eigenes Stromnetz ist für die Zukunft ungenügend ausgebaut und die Zusammenarbeit im europäischen Stromnetz ist gefährdet.
Was ist zu tun? Wir müssen anerkennen, dass wir jetzt viel investieren und handeln müssen. Auf dem Pfad der Energieeffizienz müssen wir weitermachen, der technologische Fortschritt wird uns helfen.
Einsprachen und ideologischer Kleinkrieg
Für die Realisierung von alternativen Stromquellen müssen wir die Rahmenbedingungen vereinfachen und die Bewilligungsverfahren beschleunigen. Wir verstricken uns in Einsprachen und im ideologischen Kleinkrieg.
Dabei sind die Fakten klar: Bereits heute sind grosse Fotovoltaikanlagen im Flachland preislich die beste Energiequelle. Da diese aber im Winter nur rund einen Viertel ihrer Leistung erbringen, brauchen wir auch alpine Solaranlagen, die auch im Winter 50 Prozent ihrer Leistung abrufen können.
Wir müssen an einigen wenigen ausgesuchten Standorten auch Windkraftwerke realisieren, denn sie erbringen zwei Drittel der Leistung im Winter. In der Kernkraft müssen wir das Technologieverbot überwinden, auch wenn wir am Moratorium festhalten.
Zusammenfassend gilt: Wir brauchen eine diversifizierte und breit abgestützte Stromversorgung. Wir müssen einen Weg zur Zusammenarbeit im europäischen Stromnetz finden. Wir müssen rasch, entschlossen und eigenständig handeln.
Wie kommen wir vorwärts? Jede und jeder kann und muss etwas beitragen. Welchen Strom konsumieren wir? Investieren wir auch privat in den Wandel? Auf welche Einsprache verzichten wir, weil wir den Nutzen für uns alle einsehen? Und nicht zuletzt: Wen wählen Sie am 22. Oktober?
Zur Person: Zeno Staub ist noch bis zum 9. April 2024 CEO der Privatbank Vontobel. Der 54-Jährige will sich auf sein politisches Engagement konzentrieren und kandidiert für die Mitte-Partei im Kanton Zürich auf der Liste der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) für den Nationalrat.