Bernmobil: «Sauerei» – Bus-Chauffeur rüffelt Raucher
Einen Berner Bus-Chauffeur nervts, dass ein Raucher den Rauch zu spät rausbläst – und liest ihm übers Mikrofon die Leviten. In Zürich nimmt man es lockerer.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Berner Bus-Chauffeur greift durch – übers Mikrofon geigt er einem Raucher die Meinung.
- Dass der Mann seinen Zigi-Rauch zu spät rausblase, sei «eine Sauerei».
- Der Arbeitgeber verteidigt den Bus-Chauffeur.
- In Zürich ist man toleranter, auch in Basel kennt man die Probleme nicht.
Donnerstagabend, ein Bus von Bernmobil fährt in Richtung Berner Innenstadt. An einer der letzten Haltestellen vor dem Bahnhof wartet ein Mann mittleren Alters – rauchend. Der Bus hält, die Türen öffnen sich. Der Mann nimmt einen letzten Zug seiner Zigarette, steigt ein. Und bläst den Rauch in den Bus.
Noch bevor die Fahrt weitergeht, schaltet der Chauffeur das Durchsage-Mikrofon ein. Denn mit dem neuen Passagier breitet sich im Bus ein starker Duft von Zigaretten-Rauch aus.
Höflich, aber unüberhörbar gereizt, liest der Fahrer dem neusten Fahrgast die Leviten. «Ich begrüsse alle Fahrgäste, die an der Haltestelle [Ort bekannt] eingestiegen sind.» (Video oben)
Der Chauffeur versucht, sich allgemein zu halten. Da aber nur ein einziger Mann eingestiegen ist, ist klar, an wen die Worte adressiert sind.
«Das ist ein Nichtraucher-Fahrzeug, es hat Kinder hier drinnen», rüffelt er weiter. «Es wäre schön, wenn Sie den Zigaretten-Rauch zukünftig draussen lassen. Halten Sie bitte etwas mehr Abstand beim Rauchen zu den Türen, sodass der Rauch nicht hereingewindet wird.»
Zum Ende wird die Sprache des Chauffeurs noch klarer. «Nichtraucher empfinden das als Sauerei. Danke für die Rücksichtnahme in Zukunft.»
Ein Raunen geht durch den Bus – und der neuste Fahrgast richtet seinen Blick an den Boden.
War der Chauffeur zu streng?
Bernmobil stellt klar: Der Raucher-Rüffel war angemessen
Nein, findet der Arbeitgeber des Chauffeurs. Rolf Meyer, Leiter Kommunikation bei Bernmobil, erklärt: «Da das Verhalten des Rauchers die Fahrgäste belästigt, ist eine angemessene Reaktion des Fahrers nicht zu beanstanden.»
Ein Richtig oder Falsch gebe es nicht. Das liege im Ermessen des Fahrers. Raucher würden ohnehin nicht oft für Ärger sorgen, es brauche keine Anweisungen für die Fahrer. «Hier war das Verhalten der Situation angemessen», so die Haltung von Bernmobil.
Etwas lockerer sieht man es in Zürich ...
Keine Durchsagen im Zürcher ÖV – hier «spiegelt sich das städtische Zusammenleben wider»
«In unseren Fahrzeugen spiegelt sich das gesellschaftliche, beziehungsweise städtische Zusammenleben wider. Dazu gehören auch Interessenskonflikte», sagt Leo Herrmann, Mediensprecher der Verkehrsbetriebe Stadt Zürich.
Auch im Zürcher ÖV gebe es ein Rauchverbot. Allerdings ...
«Bestehende Regeln bringen Grauzonen mit sich. Die VBZ zählen bei ihren Fahrgästen auf gegenseitigen Respekt. Aber auch auf Eigenverantwortung und Toleranz. Darum gehen wir mit Verboten und Vorgaben sparsam um.»
Auch in Basel und bei Postauto nimmt mans locker
Wenn das Verhalten von Mitreisenden einmal als störend wahrgenommen würde, dann setzt man in Zürich auf zurückhaltendere Methoden. «Das Fahrpersonal kann auf die entsprechende Kundschaft zugehen.» Also lieber der Eins-zu-eins-Dialog als eine Durchsage im Bus. Bei Bedarf könne auch die Serviceleitung oder die Polizei angefordert werden.
Von «Vorkommnissen» wie in Bern «ist uns nichts bekannt», heisst es auch von den Basler Verkehrs-Betrieben. Raucher stellten im Basler ÖV kein Problem dar.
Das unterstreicht auch Postauto. Man wolle nicht definieren, wo der Innenraum anfange. «Rauchen ist im Postauto verboten – das ist allen Fahrgästen bekannt. Die Regel wird eingehalten, uns sind keine Fälle bekannt, in denen unangemessenes Verhalten von Rauchern zu Konflikten geführt hat.»