Bieler «Living Lab» - so sieht Pflege in der Zukunft aus

Sensoren im Boden, ein integriertes Tablet im Kleiderschrank und ein Roboter, der skypen kann. So ausgestattet ist das in Europa einzigartige «Living Lab» in Biel. Diese Technik soll zukünftig den Pflegenden und Verwandten von Senioren unter die Arme greifen.

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Bieler «Living Lab» - so sieht Pflege in der Zukunft aus - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Im «Living Lab» in Biel entwickelt die Berner Fachhochschule technische Assistenzsysteme für die Pflege der Zukunft.
  • Personalmangel und steigende Lebenserwartung zwingen das Gesundheitswesen zur Lösungssuche.

Ein Kleiderschrank mit Wettervorhersage und Anziehtipps, im Boden integrierte Sensoren und ein ferngesteuerter Roboter. Diese und noch weitere technische Tricks finden sich in der Wohnung des fiktiven Ehepaars Brönnimann, Kurt und Elisabeth mit Vornamen. Beide sind über 80-jährig. Er hat leichte Demenz, sie Diabetes und Hüftprobleme. Ihre Wohnung befindet sich auf dem Campus der Abteilung Medizininformatik der Berner Fachhochschule in Bern.

Fällt entweder Kurt oder Elisabeth hin, schlagen die Sensoren im Boden sofort Alarm und ein Verwandter oder die Spitex kann via Skype die Situation im Haus einschätzen und mit der hingefallenen Person kommunizieren.

Überalterung und Personalmangel als Zukunftsproblem

Die stetig steigende Lebenserwartung, eine stagnierende Geburtenrate und die Zunahme an chronischen Krankheiten werden künftig für einen massiven Personalmangel im Gesundheitswesen sorgen. Genau darauf zielt die «Alterswohnung der Zukunft» ab.

Laut dem Schweizerischen Roten Kreuz müssten zurzeit pro Jahr 5000 Fachkräfte mehr ausgebildet werden, um auch in Zukunft eine gute Gesundheitsversorgung garantieren zu können. Immer mehr Heime bauen Fachkräfte ab. Der Mangel liegt unter anderem auch an den unattraktiven Arbeitsbedingungen in Heimen oder Spitälern.

Entlastung in der Betreuung

Aus diesen Gründen entwickeln die Medizininformatiker in Biel Technologien, welche die Menschen im Gesundheitswesen, aber auch die Verwandten unterstützen sollen. Zudem will man dafür sorgen, dass Senioren solange wie möglich zu Hause wohnen können und nicht auf externe Hilfe angewiesen sind.

Intensivstation, Apotheke udn Sprechzimmer

Jürgen Holm, der die Abteilung Medizininformatik der Berner Fachhochschule leitet, ist stolz auf sein «Living Lab». Es ist europaweit einzigartig. Zusätzlich zur Wohnung von Brönnimanns, welche absolut authentisch mit Agatha Christie-Büchern, Gin-Flasche und Büsi eingerichtet ist, befinden sich unterhalb der Wohnung unter anderem auch eine Intensivstation, eine Apotheke sowie das Sprechzimmer eines Hausarztes. «Damit wollen wir die Empathie der Studenten fördern. Technik ist das eine, aber man muss sich auch ins Gesundheitswesen einfühlen können», sagt Holm.

Die eine oder andere Spielerei sei auch schon wieder verworfen worden, weil sie sich als ungeeignet herausgestellt habe. «Es gibt immer wieder Düsentriebs unter den Studenten, schlussendlich müssen die neuen Technologien aber anwendbar und auf einem technischen Level sein, die für ältere Generationen verständlich sind», so Holm.

In drei bis fünf Jahren, so Holm, könnten gewisse Technologien, die im «Living Lab» getestet werden, auf den Markt kommen. Bis dann wird in Biel weiter getüftelt. Momentan sind das Badezimmer und die Küche von Brönnimanns «under construction».

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