Deutsche bleiben der Schweiz wegen fehlender Integration fern
Die Zahl der deutschen Einwanderer ist in den letzten Jahren massiv gesunken. Für Soziologe Ueli Mäder hat dies vor allem strukturelle Gründe.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Nettozuwanderung der Deutschen in die Schweiz ist seit 2008 zurückgegangen.
- Soziologe Ueli Mäder sieht dafür vor allem strukturelle Gründe.
- Dabei spiele die Integration unter anderem eine entscheidende Rolle.
Die Deutschen sind mit rund 308'000 Personen die zweitgrösste Gruppe ausländischer Staatsangehöriger in der Schweiz. Laut den neuen Zahlen des Bundesamts für Statistik (BfS) zeichnet sich seit dem Höhepunkt 2008 allerdings eine Trendwende ab.
Der Wanderungssaldo der Deutschen - also die Nettozuwanderung - ist seit 2008 stark zurückgegangen. Und zwar um ganze 80 Prozent!
Integration als Hauptproblem
Dabei begründen viele Deutsche, die in der Schweiz leben, dass es in erster Linie an Integration in der Schweiz mangle. Diesen Ansatz bestätigt der Soziologe Ueli Mäder. «Integration ist immer schwierig», meint der emeritierte Uni-Professor.
Dabei spricht er strukturelle Elemente an, zum Beispiel das politische System. «Die Deutschen stellen sich die Schweiz als kleinen Bundesstaat vor und merken dann, dass alles sehr föderalistisch ist». Zudem hätten umstrittene Abstimmungen wie die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative eine zurückweisende Wirkung auf die Einwanderer gehabt. Weiter gäbe es teilweise einen generellen Abwehr-Reflex gegenüber Menschen aus Deutschland, was «durchaus verletzend» sein könne.
Ähnlichkeiten als Zündstoff
Die Gründe für diese abwehrende Haltung erklärt sich der Soziologe in den Ähnlichkeiten zwischen der deutschen und Schweizer Bevölkerung. «Gerade weil die Schweiz und Deutschland in ihrem Verhalten relativ nahe zusammen sind, kann es zu Reibungen kommen», meint Mäder.
Beide seien sehr fleissig, ordnungsliebend und diszipliniert, womit man quasi über den eigenen Schatten stolpern würde. «Man stört sich an dem, was man von sich selbst kennt oder an etwas, das man selbst gerne hätte», sagt Mäder. So störe man sich beispielsweise an der sprachlichen Eloquenz der Deutschen, weil die in der Schweiz teilweise einfach fehle.