Gewalt im Gebärsaal: «Hebammen weinen in Kellern»

Unter Gewaltvorfällen während der Geburt leidet auch das Personal. Dieses stehe so unter Druck, dass sie Gebärende wie am Fliessband abfertigen müssen.

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Gewalt im Gebärsaal: Immer wieder kommt es zur Gewalt bei Geburten. Darunter leiden nicht nur die Gebärenden selbst, sondern auch das Personal. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Hebammen müssen aus Zeitdruck teilweise 4-5 Gebärende gleichzeitig betreuen.
  • Dieses strukturelle Problem sehen Experten als Hauptursache für Gewalt im Gebärsaal.

Experten schätzen, dass in der Schweiz fast jede zweite Frau mit Gewalt im Gebärsaal in Kontakt kommt. Das kann sowohl physische, als auch psychische Gewalt sein. Oftmals passieren die Vorfälle allerdings nicht absichtlich, wie Nora de Staël, selbst Hebamme und Leiterin der Tragschule Schweiz, gegenüber Nau betont. «Vieles ist heutzutage einfach Routine und man hinterfragt die Prozesse gar nicht. Die Strukturen bei einer Geburt sind so fix, dass die Frauen gar nicht selbst entscheiden können. Ausserdem müssen Hebammen heute teilweise 4-5 Gebärende gleichzeitig betreuten. Das ist ein enormer Druck.»

Strukturelles Problem

Dasselbe erlebte auch Soziologin und Buchautorin (Gewalt unter der Geburt) Christina Mundlos während ihren Recherchen: «Hebammen gingen in den Keller und weinten aus Überforderung.» Durch den Druck, der von oben auf sie ausgeübt wird, müssten sie teilweise vier bis fünf Gebärende gleichzeitig betreuen. Christina Mundlos sieht also vor allem die Struktur als Ursache des Gewaltproblems während der Geburt. 

Politik ist gefragt

Sie fordert, dass das Gesundheitsgesetz angepasst wird: «Gebärende sollen nicht wie Kranke behandelt werden.» Ausserdem brauche es eine Sensibilisierung des Personals und eine finanzielle Umstrukturierung. 

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