Greta Thunberg kämpft seit einem Jahr fürs Klima
Am 20. August 2018 hätte Greta eigentlich zur Schule gehen müssen. Aber sie streikte alleine fürs Klima. Daraus ist eine internationale Bewegung entstanden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schulstreik fürs Klima feiert am 20. August sein einjähriges Jubiläum.
- Ein Rückblick auf die Anfänge der Bewegung und Greta Thunbergs Werdegang.
Vor einem Jahr hockte sich ein damals 15-jähriges Mädchen vor den Reichstag in Stockholm, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Ihren Namen kannte damals kaum jemand: Greta Thunberg (16). Heute ist die junge Schwedin eines der bekanntesten Gesichter der Erde.
Ihrem Vorbild zum Klimaprotest folgen Abertausende vor allem jüngere Menschen in aller Welt. Aus dem stillen Protest einer einzelnen ist eine internationale Bewegung geworden. Und aus dem einst unbekannten Mädchen eine Kandidatin für den Friedensnobelpreis.
Am 20. August 2018 war all das völlig undenkbar. An dem Tag fing für Thunberg das neue Schuljahr an. Neunte Klasse, das letzte Jahr vor dem Wechsel aufs Gymnasium.
Statt in den Unterricht ging sie vor den Reichstag in Stockholm. Sie setzte sich im Schatten des Gebäudes hin. Mitsamt einem Schild mit der Aufschrift «Skolstrejk för klimatet» (Schulstreik fürs Klima) auf den Boden.
Schluss mit Schweigen
«Ich habe mir damals gedacht, dass ich etwas tun muss», sagte Thunberg kürzlich in einem Podcast einer Mitschülerin. Sie habe sich lange mit Klimawandel und Erderwärmung beschäftigt. So sei sie an der Erkenntnis verzweifelt, dass niemand etwas für das Klima unternehme.
Vor dem Parlament seien die Leute einfach an ihr vorbeigegangen, ohne ihr Beachtung zu schenken. «Das war ein hoffnungsloses und einsames Gefühl. Aber auch ein ziemlich hoffnungsvolles, dass ich etwas mache», sagte sie rückblickend.
Taten sind gefragt
Was folgte, ist bekannt: Mit regelmässigen Einträgen auf Social Media begeisterte sie Schüler in verschiedenen Ländern dafür, ihrem Beispiel zum Klimaprotest zu folgen. Mittlerweile wird jeden Freitag in rund hundert Ländern regelmässig fürs Klima protestiert.
In Europa ist die Bewegung Fridays for Future besonders stark gewachsen. Damit hat Thunberg letztlich auch die Gesellschaft verändert. «Greta und Fridays for Future haben sicherlich die Politik und Öffentlichkeit aufgeweckt», sagt Klimaforscher Stefan Rahmstorf.
«Viele nehmen das Thema jetzt erstmals ernst.» Ob daraus konkrete politische Massnahmen gegen die Klimakrise entstehen, müsse sich aber erst noch zeigen.
Viel Kritik
Neben viel Lob gibt es für Thunberg aber auch Kritik. Zu krass ihre Ideale, zu gross die Angstmache vor der Klimakrise, meinen manche. Ein Beitrag in der australischen Zeitung «Herald Sun» bezeichnete sie letztens gar als «der zutiefst verstörte Messias der Erderwärmungsbewegung.»
Thunberg lächelt solche Angriffe, die nicht selten mit ihrer Asperger-Erkrankung zu tun haben, weg. Viele Menschen in den sozialen Netzwerken würden ihre Zeit mit der Verbreitung von Hass, Drohungen und Gerüchten verbringen. Dies sagte sie in dem Podcast. Dies sei zwar sehr traurig, doch zeige aber letztlich nur, dass ihren Gegnern die Argumente fehlten.
Offene Fragen
Die Kritik zeigt auch, dass die Klimaschutzbewegung nicht mehr bloss belächelt wird. Die Weltöffentlichkeit verfolgt Thunberg mittlerweile auf Schritt und Tritt. Das Klima ist stärker in den medialen Fokus gerückt – die Personen hinter der Bewegung aber auch.
Nun führt ihre Klima-Mission über den Atlantik: Mit einer Hochseejacht ist sie am vergangenen Mittwoch in Richtung USA gestartet. Auf der anderen Atlantikseite warten unter anderem der Uno-Klimagipfel in New York und die Weltklimakonferenz in Chile auf sie. Thunberg nimmt für all das ein Jahr Schulpause, um sich ausschliesslich aufs Klima konzentrieren zu können.
Bei all dem bleiben weiter Fragen, wie die Gesellschaft dem Weg der Idealistin Thunberg am besten folgen kann. Dennoch herrscht vielerorts Einigkeit, dass etwas für das Klima getan werden muss. Nicht zuletzt die Rekordhitze in Europa hat viele zu dieser Erkenntnis gebracht.