Monsterreisegruppe in Luzern bleibt laut Experte Einzelfall
Eine Reisegruppe von 12'000 Personen reist derzeit durch die Schweiz. In Luzern alleine waren es gestern 4000. Ein Tourismus-Experte ordnet ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Reisegruppe von 12'000 Personen reist gestaffelt durch die Schweiz.
- Sie arbeiten für die US-Firma «Jeunesse Global» und wurden zur Reise eingeladen.
- Für Tourismus-Experte Florian Eggli ein absoluter Einzelfall.
Es war ein Tag der Superlative für die Stadt Luzern. Am Montag strömten innerhalb von wenigen Stunden mehr als 4000 Chinesen durch die Leuchenstadt. Und das ist noch nicht alles: Weitere 8000 Gäste folgen. Denn die 12'000-köpfige Reisegruppe arbeitet für die Firma «Jeunesse Global», welche ihre Mitarbeiter damit belohnt.
Monster-Reisegruppe einmalig und ausserordentlich
Diese Art von Reisen nennt man «Incentive-Reisen», Reisen mit einem Anreiz. So werden die Mitarbeiter für die guten Verkäufe honoriert, was wiederum die Motivation und nicht zuletzt den Umsatz fördern soll. «Das gibt es auch in der Schweiz», erklärt Florian Eggli vom Institut für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern.
«Es ist jedoch eher in amerikanischen Märkten oder sehr Umsatz-getriebenen Berufen beliebt.» So würde eine Firma genau berechnen, bei welchem Umsatz sie sich eine solche Reise für die Mitarbeiter leisten kann. «Jeunesse Global» habe anfänglich nur mit 3000 Mitarbeitern gerechnet, doch der Anreiz mit der Schweiz-Reise war offenbar ein Volltreffer.
In dieser Grösse ist für Eggli jedoch klar: «Das ist ausserordentlich, das wird so schnell nicht mehr passieren.» Dies versichert auch Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus: «Normalerweise nehmen an solchen Incentive-Reisen in der Schweiz im Schnitt 100-200 Personen teil.»
Lukratives Geschäft für Luzern
Was Einheimische womöglich stört, erfreut die Uhren- oder Schokoladenläden. Denn laut Institut für Tourismuswirtschaft gibt ein asiatischer Tagesgast rund 350 Franken aus. Bei 12'000 Gästen insgesamt macht das einen Umsatz von 4,2 Millionen Franken an die Luzerner Wirtschaft.
«Die Wertschöpfung ist gerade bei asiatischen Reisenden enorm.» Besonders durch den Kauf von Souvenirs, hält Tourismusexperte Eggli fest. Hinzu kommt gerade bei der Monster-Reisegruppe: «Der Werbeeffekt darf man nicht unterschätzen.»
Befürchteter «Overtourism» berechtigt?
So einmalig die Reise auch sein mag, sie ruft bereits viele Kritiker auf den Plan. So diskutieren auch Nau-Leser über mögliche «Plagen» und ob die Stadt Luzern nicht zu gierig sei. Besonders in der immer wieder aufflammenden Diskussion um den drohenden «Overtourism», wie es Barcelona oder Venedig erlebt. Eine 12'000-köpfige Reisegruppe wird die Gemüter nicht gerade beruhigen.
#Overtourism auf @EngelbergTitlis. Als Skifahrer kommt man kaum noch auf den Gipfel. #Schengen und #Dublin kosten die #Schweiz viel mehr als sie uns nutzen. Und die Zuwanderung gehört wieder eigenständig gesteuert. #BGIJa! pic.twitter.com/77EQnpAvYJ
— Thomas Aeschi (@thomas_aeschi) April 19, 2019
Für Eggli kann hiervon jedoch nicht die Rede sein, «weil es nicht regelmässig vorkommen wird.» Doch er versteht die Bedenken, gerade «weil die Touristenströme immer wieder zunehmen.» Doch es gäbe genug Lenkungs-Instrumente wie Marketing-Massnahmen, Besteuerung oder Gebühren.