Schweizer Armee: Frauen am Orientierungstag
Die Schweizer Armee will mehr Frauen rekrutieren. Im Kanton Bern findet jährlich ein exklusiver Frauen-Orientierungstag statt. Doch reicht das?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Armee will, dass mehr Frauen Militärdienst leisten.
- Der Kanton Bern veranstaltet deshalb jährlich einen Orientierungstag nur für Frauen.
- Die Frauenquote hat sich in den letzten Jahren dadurch aber nicht gross verändert.
Rund 4'200 Frauen erhalten im Kanton Bern jährlich eine Vororientierung. Die jungen Frauen werden dabei zum Orientierungstag eingeladen. Dieser ist für sie – im Gegensatz zu den Männern – freiwillig. Doch: nur wenige melden sich an. Im Jahr 2018 waren es gerade einmal 161 Frauen.
Diejenigen, die hingegen am Samstagmorgen in der Guisan-Kaserne in Bern erscheinen, wirken interessiert und motiviert. «Ich möchte von allen Bereichen einen groben Einblick erhalten», sagt die 18-jährige Céline Loosli. Obwohl sie sich noch nicht sicher sei, ob die Rekrutenschule für sie tatsächlich in Frage kommt, wolle sie sich alle Möglichkeiten offen halten.
17 Jahre jung: Ein schwieriges Alter
Loosli gehört damit zur Ausnahme. In den letzten Jahren starteten jeweils zwischen 20 und 30 Frauen aus dem Kanton Bern die Rekrutenschule. Zu wenig für die Schweizer Armee.
«Es ist natürlich ein schwieriges Alter», meint Hans-Rudolf Zysset, Fachstellenleiter der Rekrutierung. Mit 17 Jahren habe bei den meisten der Beruf, die Ausbildung oder das Studium Priorität.
«Zudem stellt sich den Frauen eine zusätzliche Hürde», ergänzt Oberst Hans Schori, Kommandant vom Rekrutierungszentrum Sumiswald. Da der Orientierungstag freiwillig ist, brauche es eine zusätzliche Überwindung, sich anzumelden. Das soll sich künftig ändern: «Wir wollen signifikant mehr Frauen motivieren, ihren Beitrag in der Sicherheitsreserve zu leisten.»
Obligatorischer Orientierungstag auch für Frauen?
Doch wie soll das funktionieren? SVP-Nationalrätin Yvette Estermann forderte kürzlich einen obligatorischen Orientierungstag für alle. Der Bundesrat lehnte die Motion ab, doch auch für Schori ist klar: «Ein obligatorischer Orientierungstag für alle ist ein absolutes Muss.» Schliesslich sei die Rekrutierung eine Dienstleistung, die den Frauen nicht vorbehalten werden dürfe.
«Ich würde als Frau sogar reklamieren und die Gleichberechtigung fordern.» Schliesslich sollen die Frauen die gleichen Rechte wie die Männer haben, vor allem auch bei der Rekrutierung.