Warum ist Fussball immer noch «Männersache?»

Lara Marty
Lara Marty

Bern,

Für bessere Einschaltquoten müssten sie halt im Bikini spielen. Ja, solche Sätze fallen auch heute noch betreffend Frauenfussball. Wo muss angesetzt werden?

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Fussballerin Sarah Akanji (Schwester von BVB-Star Manuel Akanji) spricht über Angebote im Frauenfussball. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Frauenfussball spielt in der breiten Öffentlichkeit auch heute noch eine Nebenrolle.
  • Warum Fussball immer noch Männersache ist, wurde im Polit-Forum Bern diskutiert.
  • Die Diskussion basiert auf der aktuellen Wanderausstellung «fan.tastic females» in Bern.

Erinnern Sie sich daran, als die Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen im Jahr 2015 an der WM im Achtelfinal stand? Wahrscheinlich kaum. Während ein solcher Erfolg im Männerfussball zum gesellschaftlicher Grossanlass wird, lockt Frauenfussball nicht die grossen Massen vor den Fernseher. Es werden weder Publicviewings veranstaltet, noch versetzt ein Sieg zahlreiche Fans in schwindelnden Freudentaumel.

Was ist der Grund? Warum gilt Fussball immer noch als «Männersache»? Diese Frage stand am Montag an der Podiumsdiskussion «Punktgleichheit für Fussballfrauen» in Bern im Fokus.

Sarah Akanji, Fussballerin und Schwester von BVB Spieler Manuel Akanji, wünscht sich, dass grosse Unternehmen das Potential vom Frauenfussball sehen und investieren würden: «Fussballerinnen müssen auch mit Geld unterstützt werden.» Jede Fussballerin brauche ein passendes Angebot. (Video oben).

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Frauenfussball: Andrea Ochsner, Geschlechterforscherin spricht darüber, wieso Fussball im Jahre 2019 immer noch Männersache ist. - Nau

«Im Stadion darf man sich anders benehmen als Daheim»

Für die Geschlechterforscherin Andrea Ochsner ist klar: «Das Fussballstadion ist in unserer Gesellschaft vor allem ein Männerort. Das hat einerseits historische Gründe. Andererseits darf man sich im Stadion so verhalten, wie es zu Hause in der Familie vielleicht nicht erlaubt wäre.»

Nicht nur in der Fanmeile sind Frauen selten anzutreffen, auch auf dem Fussballrasen sind sie kaum zu sehen. «Frauenfussball gilt noch immer als Nebenprodukt», erklärt Andrea Ochsner. Dies, obwohl Frauen seit Anfang der 70er Jahren offiziell und professionell «tschutten» dürfen.

Was ist der Grund? «Zu wenig Aufmerksamkeit, keine Plätze zum trainieren, keine medizinische Versorgung, kein Geld...» Andrea Ochsners Aufzählungen finden kaum ein Ende.

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Ganzes Interview mit Andrea Ochsner, Geschlechterforscherin. - Nau

Mehr Mut und Geld

«Kein Wunder haben die nicht bessere Einschaltquoten, die sollten eben im Bikini spielen!» Ja, solche Äusserungen höre man in Verbindung mit Frauenfussball leider auch heute noch, sagt Andrea Ochsner. Es muss sich etwas ändern, da sind sich die Podiumsteilnehmer einig. Doch was?

Linda Hadorn, Vorstand Fanarbeit Bern, sieht die Verantwortung bei den Eltern. Diese könnten die Bildung von Vorurteilen schon früh verhindern: «Es soll einfach Fussball geben. Weder Frauenfussball, noch Männerfussball - einfach Fussball.»

«Mehr Mut», wünscht sich Andrea Ochsner von den Medien - insbesondere vom Schweizer Fernsehen: «Gerade das SRF sollte Frauenfussball im Programm einschliessen und die Spiele übertragen.»

Der ehemalige Sportjournalist Urs Frieden, einziger Mann unter den Podiumsgästen, erinnert in seinem Schlusswort an das Versprechen des ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, der einst sagte: «Die Zukunft des Fussballs ist weiblich.» Wenn das für die entscheidenden Player kein Lippenbekenntnis bleibe, könne es nur besser werden, so Frieden.

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