Aldi will auch Fleisch- und Wurstwaren auf höhere Haltungsstufen umstellen
Nach Frischfleisch geht Aldi den nächsten Schritt bei der Tierhaltung und will auch gekühlte Fleisch- und Wurstwaren vollständig auf die beiden höchsten Haltungsformen umstellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Stufenplan gibt es bereits für Frischfleisch.
Bis 2030 will der Discounter diese Waren vollständig auf die Formen drei und vier umstellen, wie er am Donnerstag mitteilte. Lob kam von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und von Tier- und Umweltschutzverbänden – kritisch äusserte sich die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch.
Aldi hatte die Umstellung bei Frischfleisch 2021 angekündigt, nun kommen verarbeitete Waren wie Salami und Würstchen hinzu. Fast die Hälfte des jährlichen Fleischkonsums entfalle auf Fleisch- und Wurstwaren, erklärte Aldi zur Begründung. Daher komme dem Absatz dieser Ware eine «grosse Bedeutung beim tierwohlgerechteren Umbau der Nutztierhaltung» zu. Die Neuerung gilt gleichermassen für Aldi Süd wie Aldi Nord.
Vorgesehen ist dem Unternehmen zufolge ein Stufenplan, wonach Aldi bis 2025 vollständig auf Ware aus Haltungsform eins verzichten will – das bedeutet «Stallhaltung» und entspricht den gesetzlichen Mindeststandards in der Tierhaltung. Bis 2026 soll dann ein Drittel der Fleisch- und Wurstwaren aus Haltungsform drei und vier stammen, bis 2030 soll vollständig auf Ware aus den beiden höheren Haltungsformen umgestellt werden.
Bei diesen Haltungsformen handelt es sich um «Aussenklima» und «Premium». Dabei sind mehr Platz für die Tiere, mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, Zugang zu frischer Luft sowie besseres Futter vorgesehen.
Özdemir begrüsste den Schritt «ausdrücklich». Der Markt verändere sich, der Fleischkonsum sinke beständig und zugleich wünschten sich Verbraucherinnen und Verbraucher eine bessere Tierhaltung. «Darauf zu reagieren, ist Marktwirtschaft», erklärte der Landwirtschaftsminister.
Der Lebensmitteleinzelhandel sende damit auch ein wichtiges Signal an die Höfe, «dass die Nachfrage nach Produkten aus tiergerechterer Haltung steigt und sich damit Geld verdienen lässt», fuhr Özdemir fort. All das gebe den Bauern eine «planungssichere Perspektive».
Greenpeace begrüsste, dass mit der Ankündigung durch Aldi Billigfleisch im Supermarkt nun «mehr und mehr zum Auslaufmodell wird». Billigfleisch auch in diesem Segment aus den Regalen zu nehmen, «bedeutet weniger Tierleid und mehr Schutz fürs Klima», erklärte die Umweltschutzorganisation.
Auch der Deutsche Tierschutzbund äusserte sich lobend, sieht nun aber die Politik am Zug. Der Handel erkenne den gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierschutz und das «muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein, jetzt die Weichen zu stellen, um bessere Tierschutzstandards zu erreichen». Die Formen drei und vier bedeuteten zudem nicht automatisch ein Höchstmass an Tierschutz. Der Handel müsse da «sehr genau hinschauen».
Foodwatch kritisierte, auch mit den Haltungsformen drei und vier ändere sich am «Elend der Tiere» nichts. «Millionen Nutztiere leiden massiv unter Krankheiten, Verletzungen und Schmerzen», erklärte die Organisation. Die Haltungsform, etwa ob die Tiere auf einem Bio-Hof oder konventionell gehalten werden, «spielt dabei kaum eine Rolle». Etwas mehr Platz und Auslauf schützten nicht vor «Lungenentzündungen, Abszessen und Kannibalismus». Helfen würden lediglich «lückenlose Gesetze für mehr Tiergesundheit».
Beim Frischfleisch soll die stufenweise Umstellung auf die höheren Haltungsformen bei Aldi ebenfalls bis 2030 abgeschlossen sein. Bei der Ankündigung hatte unter anderem der Bauernverband zu bedenken gegeben, dass es sich bei den Haltungsstufen drei und vier noch um Marktnischen handle. Wenn das Angebot in diesem Segment weiterentwickelt werden solle, seien in der Tierhaltung massive Investitionen und langfristige und verlässliche Liefervereinbarungen erforderlich, hiess es damals.