Aryzta bekommt Schützenhilfe von Glass Lewis bei Kapitalerhöhung
Aryzta will sein Kapital um über 910 Millionen Franken erhöhen. Das Unternehmen erhält nun Rückenwind.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Backwarenkonzern Aryzta hatte eine Kapitalerhöhung in Millionenhöhe angekündigt.
- Dies ist umstritten, da vermutet wird, dass dies nicht notwendig sei.
Aryzta erhält Rückendeckung für seine umstrittene Kapitalerhöhung: Der Stimmrechtsberater Glass Lewis empfiehlt den Aktionären des Backwarenkonzerns ein Ja zu der über 910 Millionen Franken schweren Kapitalspritze.
Glass Lewis hält die Argumentation der Aryzta-Spitze für vernünftig. Es mangle an machbaren Alternativen, hiess es in der Stimmrechtsempfehlung, die der Nachrichtenagentur AWP vorliegt und über die am Freitag zuerst Reuters berichtet hatte.
Aryzta hatte die Kapitalerhöhung Mitte August angekündigt. Damit will das Management die finanzielle Situation des Konzerns stabilisieren und sich die nötige Bewegungsfreiheit verschaffen, um die geplanten Kostensenkungsmassnahmen und Devestitionen vorzunehmen.
Aktionär will kleinere Erhöhung
Doch inzwischen hat sich Widerstand gegen diese Pläne formiert. Grossaktionär Cobas, der mit 14,5 Prozent an Aryzta beteiligt ist, drängt auf eine halb so grosse Kapitalerhöhung. Der Gegenvorschlag sieht zudem den Verkauf von weiteren Unternehmensteilen vor. Das würde laut Glass Lewis allerdings die Risiken erhöhen und zu einer grösseren Unsicherheit führen.
Gegen die Pläne von Aryzta hat sich der Stimmrechtsberater ISS gestellt: ISS empfiehlt den Aktionären, gegen den Vorschlag des Verwaltungsrates zu stimmen. Sowohl ISS als auch Glass Lewis sind einflussreiche Stimmrechtsberater. Zahlreiche Fonds, Pensionskassen und Vermögensverwalter orientieren sich an ihren Empfehlungen.
Abstimmung am 1. November
Die Unternehmensspitze von Aryzta beharrt derweil auf ihren Plänen. Sie bezeichnete die Kapitalerhöhung in der geplanten Höhe als den einzig gangbaren Weg, das Unternehmen zu entschulden und einen Turnaround zu schaffen. Sie sei im besten Interesse aller Beteiligten, betonte Aryzta vor zwei Tagen. Die Aktionäre sollen am 1. November an der ausserordentlichen Generalversammlung über das Vorhaben entscheiden. Sollten die Aktionäre gegen die Kapitalerhöhung stimmen, will Cobas eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen.
Aryzta ist 2008 aus der Fusion des Tiefkühlgipfeli-Herstellers Hiestand mit der irischen IAWS hervorgegangen. Wegen der miserablen Geschäftszahlen und einer fehlgeschlagenen Wachstumsstrategie kam es in den letzten zwei Jahren zu einem grossen Köpferollen im Management. Die jetzige Konzernspitze kam zum Schluss, dass eine Gesundung aus eigener Kraft viel länger dauern würde als geplant.
Die Geduld der Aktionäre nimmt jedoch ab: Seit Anfang Jahr ging es beim Aktienkurs um drei Viertel bergab. Am Freitag knickten die Titel bis kurz vor Mittag um 1,6 Prozent ein.