Aryzta steht schwieriges Jahr bevor - Verwaltungsrat prüft Optionen
Die Coronapandemie hat den Backwarenkonzern Aryzta mitten im Umbau getroffen. Und auch im neuen Geschäftsjahr dürfte die Erholung holprig verlaufen. Der Verwaltungsrat unter seinem neuen Präsidenten Urs Jordi arbeitet nun daran, die Weichen neu zu stellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Geschlossene Läden, Restaurants und Hotels hatten während des Lockdowns in vielen Ländern den Umsatz mit dem Aryzta-Gebäck massiv einbrechen lassen.
Seither verbesserten sich die Einnahmen von Monat zu Monat, wenn auch langsam. Alleine im Juli gingen die Umsätze immer noch um rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Insgesamt setzte Aryzta im per Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 2,9 Milliarden Euro um, rund 13 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Folgen der Pandemie dürften bei Aryzta noch einige Zeit spürbar bleiben. Das Management stellt sich für das neue Geschäftsjahr auf eine holprige Erholung ein, wie Aryzta-Chef Kevin Toland an einer Telefonkonferenz am Dienstag sagte.
Während Detailhandel und Schnellrestaurants schneller wieder Fuss fassten, leidet vor allem das Foodservice-Geschäft weiter. Denn der Bereich umfasst die Belieferung von Hotels, Restaurants und Institutionen wie Spitälern oder Schulen. Diese unterliegen zum Teil weiterhin Beschränkungen. Die Touristen bleiben vielerorts aus und dazu kommt, dass mehr Leute von zu Hause arbeiten. Das Geschäft steuerte dabei 2019/20 noch knapp ein Viertel zum Umsatz bei.
Für das kommende Jahr gibt Aryzta aufgrund der Unsicherheiten keine konkreten Prognosen ab. «Covid-19 wird auch im aktuellen Geschäftsjahr einen Einfluss haben», sagte der neue Verwaltungsratspräsident Jordi. «Unser Job ist es, zu kontrollieren, was wir kontrollieren können.»
Der Ex-Hiestand-Manager war an der ausserordentlichen Generalversammlung Mitte September gemeinsam mit den Branchenspezialisten Armin Bieri und Heiner Kamps in den Verwaltungsrat gewählt worden. Die drei neuen Verwaltungsräte bilden nun gemeinsam mit den im letzten Jahr bestimmten Verwaltungsräten Luisa Delgado und Alejandro Legarda Zaragüeta ein Strategiekomitee.
Das Komitee prüft derzeit alle Optionen. Neben einem Verkauf an die Investmentgesellschaft Elliott des US-Milliardärs Paul Singer gehörten zu diesen auch Teilverkäufe, sagte Jordi. «Es liegen eine Reihe entsprechender Angebote vor.»
Jordi hatte sich in der Vergangenheit gegen einen Verkauf ausgesprochen. Er zeigte sich auch am Dienstag überzeugt, dass ein Umbau bei Aryzta gelingen könnte: «Aryzta hat eine sehr starke Zukunft vor sich, wenn sich das Unternehmen auf Kernmärkte und -geschäfte konzentriert.» Welche Märkte und Geschäfte das seien, werde derzeit erarbeitet. Jordi versprach, zeitnah Updates zu liefern.
Zeit verschafft hat sich der Verwaltungsrat bereits, indem er bei den Geldgebern erleichterte Kreditbedingungen aushandelte. So bringen auch die Einbussen beim Betriebsgewinn Aryzta vorerst nicht in Zugzwang. Der um Wertberichtigungen und Restrukturierungskosten bereinigte Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA sank im Geschäftsjahr 2019/20 insgesamt um rund 15 Prozent auf 260 Millionen Euro. Ohne eine buchhalterische Änderung im Zusammenhang mit IFRS 16 wäre der Rückgang noch stärker ausgefallen.
Unter dem Strich belasteten zusätzlich Wertberichtigungen in Nordamerika sowie Verluste im Zusammenhang mit dem Verkauf der Mehrheit am Joint Venture Picard. Damit stand nach IFRS ein Reinverlust von 1,1 Milliarden Euro zu Buche, nach einem Verlust von 29 Millionen Euro im Vorjahr.
Die Verschuldung beläuft sich insgesamt auf rund eine Milliarde Euro, das entspricht einem Faktor 3,68 des EBITDA. Die neuen Kreditbedingungen sehen vor, dass der Faktor nicht über 6 steigen darf.