Bedeutet Übernahme durch Orcel Risiko für deutsche Steuerzahler?
Die mögliche Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit könnte ernsthafte Risiken für deutsche Bankkunden und Steuerzahler mit sich bringen.
Andrea Orcel, CEO der italienischen Bank Unicredit, plant möglicherweise, die Commerzbank zu übernehmen. Ein solcher Schritt könnte jedoch erhebliche Risiken für deutsche Steuerzahler und Bankkunden bergen.
Die Entstehung dieses möglichen Bankengiganten würde zu einem systemrelevanten Finanzinstitut führen, dessen mögliche Instabilität verpflichten könnte, deutsche Steuerzahler zur Kasse zu bitten, so der Bericht von «Manager Magazin».
Die Rolle der italienischen Anleihen
Die Unicredit ist ein bedeutender Gläubiger Italiens und hält etwa 30 Prozent ihrer Bestände in italienischen Staatsanleihen. Im Kontext der Bankenunion würde dies faktisch eine Transfer- und Haftungsgemeinschaft festigen. Bisher hatten italienische Banken wiederholt dem Staat unter die Arme gegriffen, indem sie dessen Anleihen kauften.
Umso besorgniserregender ist jedoch die jüngste Ankündigung des italienischen Bankenverbandes Abi, Massnahmen zur Erhöhung der Liquidität des Staatshaushalts prüfen zu wollen. Die aktuelle schwere Budgetlage Italiens könnte daher einen «freiwilligen Beitrag» von Banken und Unternehmen erforderlich machen, die gut aufgestellt sind.
Unicredits Rating und mögliche Folgen
Das unangenehme Nebenprodukt der engen Bindung zwischen Unicredit und dem italienischen Staat ist laut «NZZ» jedoch die Auswirkung auf das Rating der Unicredit. Das Rating der Bank ist aufgrund der schlechten Bewertung Italiens durch Rating-Agenturen betroffen.
Unicredit erhält zudem eine mittelmässige Bewertung (BBB bei Standard & Poor’s und Fitch, Baa1 bei Moody’s), während die Commerzbank deutlich positivere Bewertungen geniesst. Im Falle einer erfolgreichen Übernahme könnte das Rating der Commerzbank unter Druck geraten.
Übernahmehistorie mit gemischten Ergebnissen
Frühere Übernahmen durch Unicredit haben bereits gemischte Ergebnisse gezeigt. Als Unicredit 2005 die Hypo Vereinsbank übernahm, wurden ursprünglich zahlreiche Garantien gegeben, die jedoch letztlich nicht eingehalten wurden.
Ökonom Eckhard Wurzel warnt, dass eine Erholung oder Liquidierung einer grossen Bank schwierig sein und möglicherweise zu einer Krise bei verwandten Instituten führen könnte.
Die Gefahr einer Bankenkrise
Während viele Facetten dieses Deals untersucht und diskutiert werden, steht fest, dass das Risiko einer Bankenkrise besteht. Eckhard Wurzel weist darauf hin, dass es im Falle einer ernsthaften finanziellen Schieflage zu negativen Rückkopplungen zwischen den Staatsanleihen auf der Aktivseite der Bankbilanz und den finanziellen Verpflichtungen der Bank kommen könnte.
Im unwahrscheinlichsten Szenario der Abwicklung einer Bank wie Unicredit könnten erhebliche Staatshilfen zur Stützung der Bank notwendig sein, die auch deutsche Steuerzahler betreffen könnten.
Trotz dieser Risikofaktoren gibt es aber auch Stimmen, die eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit begrüssen würden. So meint Stefano Caselli, Dekan der Mailänder SDA Bocconi School of Management, dass es aus deutscher Sicht keinen Grund zur Sorge gibt.
«Wenn die Commerzbank übernommen wird, können klare Regeln festgelegt werden. Es gibt viele Modelle mit einem guten Gleichgewicht zwischen den Ländern», sagte er. Die endgültige Entscheidung und deren Auswirkungen bleiben jedoch abzuwarten.