Bei Hühnern, Schweinen und Kühen sind Antibiotika immer häufiger wirkungslos

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Zürich,

In Entwicklungs- und Schwellenländern steigt die Anzahl antibiotikaresistenter Bakterien rasant an. Das sollte auch die Schweizer Konsumenten nicht kalt lassen.

Für die Tiere besonders dramatisch ist laut Studie die Situation in Brasilien, China, Indien, der Türkei und im Iran.  (Bild: Pixabay/Didgeman)
Für die Tiere besonders dramatisch ist laut Studie die Situation in Brasilien, China, Indien, der Türkei und im Iran. (Bild: Pixabay/Didgeman) - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • In Entwicklungs- und Schwellenländern ist Antibiotikaresistenz bei Nutztieren ein immer grösseres Problem.
  • In Ländern wie Indien und China wirkt rund ein Viertel der Antibiotika bei der Hälfte der Bakterien nicht mehr.
  • Durch Importe und andere Wege könnten sich Antibiotikaresistenzen global ausbreiten.

Ob Huhn, Schwein oder Rind: Die meisten Nutztiere sind vollgepumpt mit Antibiotika. 73 Prozent aller Antibiotika, die auf der Welt verkauft werden, gehen in die Viehzucht. Dies wird vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern langsam aber sicher zum Problem. Die Resistenzraten haben sich dort in den letzten 20 Jahren nahezu verdreifacht: Zurzeit versagen ein Drittel der Antibiotika in 50 Prozent der Fälle in Hühnern und ein Viertel der Mittel in 50 Prozent der Fälle in Schweinen. Dies zeigt eine Studie der ETH Zürich, der Princeton University und der Freien Universität Brüssel. Die Ergebnisse sind im Fachblatt Science veröffentlicht worden und bergen happige Schlüsse, die auch Schweizer Konsumenten nicht kalt lassen sollten.

Dass sich durch häufigen Antibiotikaeinsatz mehr resistente Bakterien bilden, ist bekannt. Wie schnell das aber passiert und wie weit antibiotikaresistente Bakterien verbreitet sind, lag bisher im Dunkeln. Studienautor Thomas Van Boeckel, Professor für Gesundheitsgeografie der ETH Zürich, und sein Team haben deshalb tausende von Studien und unveröffentlichte Veterinärberichte in einer Literaturdatenbank gesammelt und dann ausgewertet.

«Bakterien kennen keine Grenzen»

Aufgrund von rund 900 Studien erstellten sie dann eine Karte, welche die Resistenz-Hotspots in den Entwicklungs- und Schwellenländern zeigt. Der Fokus auf diese Gegenden rührt daher, dass Antibiotika dort noch häufiger eingesetzt werden als in den Industrieländern. «Die hygienischen Bedingungen sind dort oft sehr schlecht und es gibt zu viele Tiere auf engem Raum», sagt Cheng Zhao, Mitautorin der Studie. Um die Hühner, Schweine und Kühe dort also gesund zu halten, braucht es sehr viel Antibiotika.

Die Forschenden erfassten Resistenzen bei den Krankheitserregern Salmonella, E. coli, Campylobacter und Staphylococcus aureus.

Die ausgewerteten Daten zeigen: Besonders dramatisch ist die Situation in Brasilien, China, Indien, der Türkei und im Iran. In diesen Ländern sind die untersuchten Bakterien mittlerweile gegen eine Vielzahl der in der Fleischproduktion und in der Humanmedizin eingesetzten Mittel resistent.

Die Forscherin Zhao warnt vor den Folgen: «Bakterien kennen keine Grenzen», sagt sie. Über Fleisch- und Tierimport könnte das Problem leicht auch auf Europa und die Schweiz überschwappen. Essen wir Fleisch, auf dem sich antibiotikaresistente Bakterien tummeln, die den Menschen krank machen, hilft der Griff zum Antibiotikum nicht mehr.

Resistenzen vermehren sich auch im Magen

Dies passierte zum Beispiel 2005 in Dänemark: Dort brach die Bakterienart Salmonella Typhimurium DT104 aus, die gegen sechs verschiedene Antibiotika resistent war. Die Quelle für den Ausbruch konnte auf ein Restaurant zurückgeführt werden, das kontaminiertes Carpaccio, also rohes Rindsfleisch, servierte. Es stammte aus Italien. Elf Personen landeten im Krankenhaus.

Aber auch wenn die Bakterien nicht krank machen, ist der Verzehr potentiell schädlich, denn Resistenzen können im Magen an andere Bakterien weitergegeben werden. Resistenzen vermehren sich also auch von selbst immer weiter. «Wir müssen den Antibiotikagebrauch auf der ganzen Welt eindämmen», fordert Zhao, «bevor alle unsere Antibiotika nicht mehr wirken».

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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