Bitcoin Suisse-Experte: Wettbewerb der Blockchains in heisser Phase
Das Wichtigste in Kürze
- Der jüngste Kryptoboom ist durch Anwendungen auf der Ethereum-Blockchain wie DeFi (Decentralized Finance) und die als digitale «Sammlerstücke» dienenden NFT (Non Fungible Tokens) massgeblich angetrieben worden.
Gleichzeitig wird das Ethereum-Netzwerk zunehmend von Engpässen und hohen Gebühren geplagt. Die neueren Blockchains, die wie Ethereum programmierbare «Smart Contracts» zulassen, versprechen nun schnellere und günstigere Transaktionen.
Auf die erste Verfolgerposition von Ethereum hat sich dabei die Binance Smart Chain (BSC) der weltgrössten Kryptobörse Binance gesetzt. Gemessen an den auf der Blockchain eingesetzten Gelder erreicht die BSC einen «Total Value Locked» (TVL) von derzeit knapp 20 Milliarden Dollar, wie der Leiter Research bei Bitcoin Suisse im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP sagt. Die Solana-Blockhain kommt auf rund 13 Milliarden. Vom «Total Value Locked» von Ethereum von über 156 Milliarden sind sie damit aber noch ein gutes Stück entfernt.
Umsetzen können die Ethereum-Konkurrenten ihr Versprechen von schnellen und kostengünstigen Transaktionen nicht zuletzt dadurch, weil sie statt dem rechen- und energieintensiven «Mining» das sogenannte «Proof of Stake»-Konsensverfahren (PoS) einsetzen, um Transaktionsblocks in die Blockchain zu schreiben.
PoS-Verfahren bräuchten aber ein höheres Vertrauen gegenüber den Validatoren, betont Dapp. Sie würden in der Folge auch immer wieder Fragen darüber aufwerfen, wie dezentral eine solche Plattform tatsächlich sei. Auch Ethereum ist allerdings in seinem mehrjährigen Grossprojekt «Eth2» mit der Umstellung auf «Proof of Stake» beschäftigt.
Sowohl um die Nutzer wie auch um Anwendungen auf der eigenen «Chain» wird derweil offensiv gerungen. So hat Changpeng Zhao, Gründer der grössten Kryptobörse Binance, Mitte Oktober einen Fonds über 1 Milliarde Dollar für die Weiterentwicklung des BSC-Ökosystems aufgelegt. Aber auch weitere Blockchain-Projekte versprechen Entwicklern grosszügige Anreize: Zur Förderung des Polkadot-Netzwerks stellte Gründer Gavin Wood etwa Dot-Token im Wert von 770 Millionen Dollar zur Verfügung.
Der zunehmende Wettbewerb unter den «Smart Contract»-Blockchains sei sicherlich zu begrüssen, sagt der Bitcoin Suisse-Experte. Gleichzeitig bergen die neuen Blockchains aber auch Risiken, warnt er: So hätten «Smart Contract»-Chains mit hoher Komplexität zu kämpfen, die sich in Programmierfehlern, Exploits respektive «Hacks» oder auch Limitierungen im späteren Ausbau äussern könnten.
Insgesamt erwartet Dapp aber, dass es auch in Zukunft mehrere konkurrierende «Smart-Contract-Chains» geben wird. Allerdings fühlt er sich derzeit etwas an den «ICO»-Hype von 2017 erinnert: Wie damals sei auch hier früher oder später eine Selektion und Marktbereinigung zu erwarten. «Heute bereits Gewinner zu benennen ist jedoch noch zu früh; wir sind vielmehr gerade mitten in der heissen Phase.»